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RV 14: Abschlussreflexion

1. Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf:

  1. a.) die unterschiedlichen, fachdidaktischen Aspekte und übertragen Sie diese in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer. Beziehen Sie sich hierbei auch auf didaktische Erkenntnisse mindestens eines Fachs, das Sie nicht selbst studieren.
  2. b.) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht. Bitte benennen Sie für diesen Aufgabenteil dabei konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen(Autor*innen, Jahr, Titel).

Eines der zentralen theoretischen Aspekte, die ich aus der Ringvorlesung mitnehmen konnte, ist, die in der ersten Ringvorlesung angesprochenen Thematik, dass Heterogenität in der Schule so prävalent ist, jedoch von einer konstruierten Norm ausgegangen wird, die bestimmt, was für Kompetenzen ein Schüler/-in mitbringen muss. Obwohl Schüler/-innen sich unterscheiden bezüglich der Kultur, Religion, finanziellen Möglichkeiten, körperlichen Einschränkungen, Geschlecht oder Leistungsstärke, wird dennoch erwartet, dass jeder gleich gut mit dem Schulstoff auskommt. Die Ringvorlesung hat mich realisieren lassen, dass die Institution Schule von einer Homogenität ausgeht, die nicht gegeben ist. Dies führt zu Benachteiligungen von Schüler/-innen, die von der Norm abweichen, was sich auch im Unterricht widerspiegeln kann. Angewendet auf mein Erstfach Englisch könnte die „Differenz“ Sprache so gehandhabt werden, dass Schülern/-innen die Möglichkeit gegeben werden könnte, an bilingualem Unterricht teilzunehmen, da möglicherweise dadurch das Verständnis gefördert werden könnte, wenn Schüler/-innen sich in der Sprache wohler fühlen.

Daran anschließend empfand ich die Thematik rund um Inklusion als besonders aufschlussreich, da ich in meiner eigenen Schulzeit kaum mit dem Thema in Berührung gekommen bin. Eingeprägt haben sich mir die Modelle nach Waldschmidt, da ich verstanden habe, dass in Schulen und generell in unserer Gesellschaft das individuelle Modell vorherrscht, welches Personen mit Handicap als individuelles Problem und Defizit darstellt, mit dem die Personen selbst umgehen lernen müssen (Waldschmidt 2005: 29). Der Ort Schule ist selten für Inklusion angepasst, weshalb Schüler/-innen an separaten Schulen unterrichtet werden müssen.

Prägnante Erkenntnisse konnte ich insbesondere in der Thematik rund um empirische Forschung bezüglich Heterogenität im naturwissenschaftlichen Bereich entnehmen. In der Vorlesung von Dr. Christian Kugelmeyer wurden Studien durchgeführt (IPN-Interessenstudie), die zeigten, dass, beispielsweise im Fach Physik, Thematiken häufiger mit Interessengebieten von männlichen Schülern erklärt werden, während Interessengebiete von Schülerinnen, die ebenfalls auf Gefallen bei Schülern stoßen, nicht angewendet werden. Im Fach Physik könnten dementsprechend Thematiken anhand von Interessengebieten von Schülern und Schülerinnen erklärt werden, da dies dem Verständnis beider Parteien zugutekommt. Ein interessanter Punkt dieser Vorlesung war ebenfalls, dass nachgewiesen wurde, dass durch heterogene Gruppen in Bezug auf Leistungsstärke, sowohl leistungsstarke als auch leistungsschwache Schüler/-innen besser im Unterricht mitkommen. Bezüglich didaktischer Erkenntnisse zeigte sich in der Vorlesung, dass die vier Lerntypen nach Vester nicht nachgewiesen werden können, was besonders interessant war, da Lehrkräfte sich häufig an diesen orientieren (Looß, 2001; Pashler; Mc Daniel; Rohrer & Bjork, 2009).

Literatur:

Waldschmidt, A. (2005). Disability Studies: individuelles, soziales und/oder kulturelles Modell von Behinderung? In: Psychologie und Gesellschaftskritik, 29(1), 9-31.)

Looß, 2001; Pashler; Mc Daniel; Rohrer & Bjork, 2009

2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.

Rückblickend auf meine Schulzeit, kann ich mit dem Wissen, welches ich aus den Vorlesungen mitgenommen habe, deutlich erkennen, wie wenig meine eigene Schulzeit geprägt von Mehrsprachigkeit. Beispielsweise wurde kaum für Fördermöglichkeiten gesorgt, die Schüler/-innen bei Problemen mit der deutschen Sprache geholfen hätten. Förderunterricht musste extern aufgesucht werden und wurde den Schüler/-innen selbst überlassen. Positiv in Erinnerung geblieben sind mir jedoch das Tutorenprogramm, welches meine Schule angeboten hat. Schüler/-innen aus höheren Klassenstufen haben, zwar für Entgelt, ihre Nachhilfe angeboten. Jedoch war diese Art von Fördermaßnahme deutlich preiswerter als reguläre Nachhilfestunden bei anderen Anbietern. Leider waren solche Programme eher selten und nicht die Regel, zumal sie bloß Schüler/-innen zwischen der fünften bis etwa achten Klasse angeboten wurden. Insgesamt erschien es mir, dass Mehrsprachigkeit nicht als Mehrwert angesehen wurde, sondern eher als Hürde, wenn dementsprechend die Deutschkenntnisse darunter litten. Dennoch war Mehrsprachigkeit omnipräsent unter der Schülerschaft, fand im Unterricht jedoch nie Anwendung oder wurde in jeglicher Art berücksichtigt, wenn es keine Sprache war, die einem in der Berufswelt von Nutzen sein könnte.

Auch bezüglich inklusiver Pädagogik konnte ich in meiner Schulzeit kaum Erfahrungen machen, da ich mit diesem Thema nicht in Berührung gekommen bin. Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Bedarf wurden getrennt von anderen Mitschülern unterrichtet, weshalb es kaum zu Interaktionen kam.

3.  Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

Aufgrund der Allgegenwärtigkeit der Thematik würde ich gerne mehr bezüglich des Themas Migration erfahren, da an deutschen Schulen Heterogenität, besonders im Bereich Mehrsprachigkeit und Kultur, an der Tagesordnung steht. Im Bezug dazu, wie man am besten damit umgeht und Schüler/-innen mit verschiedenen Migrationshintergründen miteinbezieht und für Repräsentation zu sorgen.

Auch zum Thema inklusive Pädagogik sehe ich viel Bedarf in meinem Werdegang zur Lehrerin, da ich kaum mit diesem Gebiet in Berührung gekommen bin. Weswegen mir dieser Punkt als äußerst wichtig scheint, ist, dass ich es als Kernkompetenz eines Lehrers sehe, mit Einschränkungen jeglicher Art umgehen zu können.

Letztlich hätte ich mir eine Auseinandersetzung mit dem Thema Sexismus und Rassismus in deutschen Schulen gewünscht, da ich diese Thematik als sehr aktuell und prävalent empfinde und jene in den Vorlesungen vermisst habe. Die Ringvorlesung empfand ich als sehr informativ, jedoch fehlte mir in vielen Vorlesungen der Praxisbezug.