Bernd Scholz-Reiter: Thesenpapier

In diesem Thesenpapier werden keine eindeutigen Maßnahmen oder Wege zur Lösung der vielfältigen Aufgabenstellungen, die die Universität angehen muss, beschrieben. Dazu sind die Probleme und Handlungsfelder zu komplex, und eine Lösung erfordert oft ganze Maßnahmenbündel. Maßnahmen mit großer Tragweite für die Universität Bremen müssen in einem Konsultations-, Kommunikations- und Entscheidungsprozess fundiert erarbeitet und mit breitem Konsens beschlossen werden. In diesem Papier sollen jedoch meine Grundhaltung und die Grundlinie zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen zum Ausdruck kommen.

Maßnahmen, um der schwierigen finanziellen Situation der Universität entgegenzuwirken bzw. mit dieser umzugehen

Die Universität Bremen befindet sich in einer schwierigen finanziellen Situation: die Grundfinanzierung durch das Land Bremen ist im Vergleich zu anderen Universitäten vergleichbarer Größe niedrig und sinkt. Zunehmend reicht die Grundfinanzierung nicht mehr aus, um die Aufgaben der Universität in der Breite und in wünschenswerter Qualität zu erfüllen. In der Vergangenheit mussten daher mit dem Hochschulentwicklungsplan 5 (HEP 5) bereits strukturelle Maßnahmen getroffen werden.

Dieser niedrigen Grundfinanzierung stehen auf der anderen Seite erfreulich hohe Drittmitteleinnahmen gegenüber, wodurch die finanzielle Gesamtsituation der Universität Bremen verbessert wird. Dieses im Bundesvergleich stark zur Seite der Drittmittel verschobene Verhältnis bringt aber auch Schwierigkeiten mit sich: die Zahl der befristeten Beschäftigungsverhältnisse steigt (aufgrund des Projektcharakters der Drittmittelzuweisung), der Bedarf an Kofinanzierung der Drittmittelprojekte aus der Grundausstattung der Universität steigt (und führt automatisch zu einer gewissen Verschiebung von Grundmitteln in diese Bereiche), viel Arbeitsleistung muss für das Anfertigen von Drittmittelanträgen aufgebracht werden. Es muss daher darauf hingewirkt werden, dass sich diese Situation nicht weiter verschärft.

Planungssicherheit für eine nachhaltige Universitätsentwicklung

Für eine Universität ist neben einer zwischen Grund- und Drittmitteln ausgewogenen Finanzierung eine langfristige Planungssicherheit von höchster Bedeutung. Die Planung und Bereitstellung von Studienplätzen und die Sicherstellung der Qualität in der Lehre müssen längerfristige Perspektiven aufweisen, auch der Aufbau von Forschungsschwerpunkten muss verlässlich über längere Zeiträume strategisch planbar sein. Für die Akquise von gutem Personal ist es unerlässlich, dass die Universität Bremen über eine zuverlässige und stabile Zukunftsperspektive verfügt.

In der derzeitigen Situation, in der das Land auf die Schuldenbremse hinarbeiten muss, muss das Rektorat auch auf ein „worst case scenario“ eingestellt sein, d.h. darauf, dass die Grundfinanzierung weiter reduziert wird. Vor diesem Hintergrund muss zumindest eine Sicherheit erzielt werden, dass die Mittel nicht unter ein garantiertes Mindestmaß fallen.

Deshalb muss es Ziel sein, mit dem Land zu einer langfristigen Vereinbarung über 8 bis 10 Jahren zu kommen, die einen garantierten finanziellen Rahmen setzt, innerhalb dessen dann Ziel- und Leistungsvereinbarungen getroffen werden können. Wesentliche Eckpfeiler dieser Vereinbarung müssen sein: die Garantie eines mindestens bereitzustellenden Globalbudgets (inkl. Tarifsteigerungen) und eine möglichst weitgehende Entwicklung der Universität auf Basis des Zukunftskonzeptes.

Eine detaillierte auszugestaltende verbindliche Vereinbarung ermöglicht es der Universität, Strukturen von innen aus der Universität heraus langfristig zu entwickeln. Sie hat Auswirkungen auf die Verlässlichkeit von Studienangeboten und in der Verbindlichkeit von Stellenbesetzungen, z.B. bezogen auf eine Befristungslänge. Auch für eine strategische Ausrichtung der Universität ist diese längere Planungssicherheit unerlässlich.

Stellschrauben bei Wahrung der Volluniversität

Selbst vor dem Hintergrund einer längerfristigen Finanzperspektive muss darüber nachgedacht werden, welche Maßnahmen ergriffen werden könnten, um mit der schwierigen finanziellen Situation der Universität Bremen umzugehen. Alle möglichen Maßnahmen, die die finanzielle Situation der Universität Bremen zum Inhalt haben, müssen unter einem Bekenntnis zur Volluniversität stehen: von den Geistes- und Sozialwissenschaften über die Natur- bis zu den Ingenieurwissenschaften.

Maßnahmen in Studium und Lehre: Die Sicherstellung nachgefragter Lehre hat Vorrang. Daher müssen alle Studiengänge und Lehrangebote auf ihre Auslastung überprüft werden. Wenig ausgelastete Studiengänge müssen stärker synchronisiert und konzentriert werden.

Maßnahmen in der Forschung: Fokussierung der Mittel auf die überdurchschnittlich erfolgreiche Wissenschaft in der jeweiligen Disziplin von einzelnen Wissenschaftlern bis zu Verbünden, d.h. auch Konzentration u.a. auf Profilbereiche und Nutzung ihres Reputations- und Finanzschubs (bspw. über Programmpauschalen) für die Gesamtuniversität. Diese Mittelfokussierung muss getragen sein von der Erkenntnis, dass der Erfolg flüchtig sein kann und Potentialbereiche an anderer Stelle zeitgleich aufgebaut werden müssen, damit die Universität langfristig erfolgreich bleibt. Die Universität muss deshalb trotz und gerade in Zeiten knapper Mittel zur Sicherstellung des Erfolgs in der Forschung erfolgversprechende Keime besonders gießen und düngen. Dafür müssen auch Mittel aus der Programmpauschale der Drittmittelforschung eingesetzt werden.

Möglicherweise notwendig werdende Maßnahmen beispielsweise der Strukturveränderung in Wissenschaft und Verwaltung müssen, wie in der Vergangenheit bei HEP 5, unter breiter Beteiligung der Gremien und der Fachbereiche und im Konsens zwischen Akademischen Senat und Rektorat getroffen werden. Denkverbote sollte es dabei nicht geben, aber am Grundgedanken einer Volluniversität darf nicht gerüttelt werden.

Darüber hinaus müssen zusätzliche nicht projektgebundene Mittel für die Universität von außen gewonnen werden: Kooperations- und Stiftungsprofessuren sowie die Unterstützung investiver Maßnahmen sind hier eine Möglichkeit, wenn die Leitziele der Universität beachtet werden und die Nachhaltigkeit dargestellt werden kann.

In einer noch schwieriger werdenden Finanzsituation gilt es aber auch, aggressiver Öffentlichkeit und Aufklärung über die Auswirkungen weiterer Kürzungen zu schaffen. Dies muss über die gezielte Information und Beeinflussung der Politik, aber auch der breiten Öffentlichkeit erfolgen. Es muss Transparenz geschaffen werden über die objektiven Kennzahlen und die gesellschaftliche, aber v.a. auch volkswirtschaftliche Bedeutung der Universität für den Standort Bremen und für den Wohlstand seiner Bürgerinnen und Bürger. Bisher hat die Universität Bremen im Vergleich zu anderen Universitäten aus guten Gründen – nicht zuletzt, um kein schlechtes Licht auf die Universität zu werfen – weniger unternommen, um Öffentlichkeit zu schaffen. Die Begründungslage könnte sich allerdings verschieben angesichts der derzeitigen Finanzlage des Landes Bremen und der daraus zu befürchtenden Konsequenzen für die Universität Bremen.

Das Land Bremen ist nicht das einzige Bundesland, das zunehmend Schwierigkeiten hat, seine Hochschulen aufgabengerecht auszustatten. Deshalb muss das Land, aber auch die Universität Bremen selbst über das Rektorat in allen und über alle geeigneten Gremien und Institutionen auf Bundesebene (Hochschulrektoren- konferenz, Wissenschaftsrat, Kultusministerkonferenz, Bundestag und –regierung, Bundesrat) auf eine Änderung der Hochschulfinanzierung hinwirken. Der Bund muss sich nachhaltig an der institutionellen Förderung der Hochschulen entweder direkt oder indirekt beteiligen dürfen. Das Kooperationsverbot nach §91b GG in der jetzigen Form ist nicht mehr zeitgemäß. Drittmittelprojekte müssen zu Vollkosten finanziert werden, d.h. die Programmpauschale der DFG z.B. ist entsprechend zu erhöhen. Hierfür zu kämpfen und dabei mitzuwirken muss im starken Interesse eines Rektors gerade der Universität Bremen liegen.

Auswirkungen der Exzellenzinitiative

Die Universität Bremen hat bisher stark von der Exzellenzinitiative profitiert. Die zusätzlichen Mittel, die über die erfolgreichen Anträge an die Universität in der ersten Runde bereits geflossen sind, ermöglichen international kompetitive Wissenschaft auf höchstem Niveau und gleichzeitig quantitativ und qualitativ hervorragende Chancen für den akademischen Nachwuchs. Der Prozess der Bewerbung und Antragsstellung selbst legte die eigenen Stärken und Schwächen offen und hat vor allem eine Zusammenarbeit und den gegenseitigen Austausch über alle Grenzen hinweg ermöglicht, was ohne die Exzellenzinitiative so nicht in Gang gesetzt worden wäre. Dies ist ein Wert an sich, von dem die Universität noch lange profitieren wird. Der durch die Erfolge in der Exzellenzinitiative eingetretene Reputationsgewinn kommt nicht nur den beteiligten Wissenschaftlern, sondern allen Universitätsmitgliedern zu Gute. Mit guter Reputation lässt sich letztlich auch die Grundfinanzierung der Universität insgesamt besser verteidigen.

Will die Universität im Wettbewerb um Köpfe auf allen Ebenen bestehen, um ihre eigenen Qualitätsziele zu erreichen bzw. zu halten, muss sie eine hohe Reputation haben. Dies gilt selbst für die Attraktivität für Studierende in den Bachelor- Studiengängen vor allem ab 2020, wenn die Studentenzahlen zurückgehen werden. Spätestens dann muss die Universität Bremen auch überregional Studierende für die grundständigen Studiengänge anlocken, um die Region insgesamt nicht zurückfallen zu lassen. Zum Reputationsaufbau ist die Beteiligung an der Exzellenzinitiative nicht hinreichend aber notwendig.

In der Universität bewirkt die Exzellenzinitiative zwischen den in der 1. und 2. Förderlinie geförderten und den anderen Bereichen natürlich große Unterschiede in der finanziellen Ausstattung. Trotzdem haben die nicht Geförderten keine unmittelbaren finanziellen Nachteile. Bei Erfolg der Universität in der 3. Förderlinie in der 2. Runde sind gerade für die in der 1. und 2. Förderlinie nicht Geförderten neue finanzielle Möglichkeiten über alle Karrierestufen hinweg zum Aufbau exzellenter Wissenschaft vorgesehen. Sollte die Universität sich mit ihrem Zukunftskonzept nicht durchsetzen, besteht zumindest eine bessere Option für eine kleine Umsetzung über das Land, als wenn sich die Universität nicht beteiligt hätte. In jedem Fall bleiben Reputation und Wertschätzung für die eigene Institution.

Oft wird argumentiert, dass sich die Exzellenzinitiative negativ auf die Lehre auswirkt. Sind mehr und exzellente Wissenschaftler tatsächlich schlecht für die Lehre? Ich sehe eher den umgekehrten Zusammenhang. Auch diese Wissenschaftler haben ein hohes Interesse an guter Lehre, schon um den notwendigen Nachwuchs für ihre Wissenschaft aufzubauen. Durch die 3. Förderlinie ergeben sich zusätzlich positive Auswirkungen auf die Lehre: mehr und bessere Unterstützung der Graduate- und Promotionsqualifikation durch die Maßnahmen des Zukunftskonzepts direkt und indirekt darüber hinaus die Möglichkeit der Umlenkung von nun nicht mehr im gleichen Maße benötigten Mitteln für die Forschungsförderung aus der Grundfinanzierung in die Lehre.

Eine Herausforderung, die sich aus der Exzellenzinitiative ergibt, ist die Sorge um die Nachhaltigkeit der entwickelten Strukturen und Maßnahmen über das Jahr 2017 hinaus, wenn die jetzige Förderung ausläuft. Klar ist, dass die Universität Bremen dies aus eigenen Mitteln auf keinen Fall bewerkstelligen kann. Nach heutigem Stand ist hier das Land gefragt. Nicht wünschenswert wäre eine Abwanderung der Exzellenzbereiche in die außeruniversitäre Forschung. Dies würde dem Grundgedanken der Exzellenzinitiative zuwider laufen. Diese Herausforderung stellt sich aber mehr oder weniger stark an allen Exzellenzstandorten, so dass auch hier schon bundesweit an der Lösungssuche gearbeitet wird. Für die Universität Bremen wird es wichtig sein, beispielsweise auf der Ebene der DFG und des Wissenschaftsrats sowie über die Politik an einer Lösung mitzuarbeiten. Dieses muss durch die Landesregierung auf politischer Ebene proaktiv vorangetrieben werden.

Lehr-Leitbild

Ein Lehr-Leitbild muss sich an den Leitzielen der Universität orientieren und ist durch diese weitgehend vorformuliert. Diese hier zu wiederholen erübrigt sich. Ergänzen möchte ich die folgenden Aspekte.

Für gute Lehre sind nicht allein die Lehrenden verantwortlich: auch die Studierenden und die Mitarbeiter der Verwaltung tragen hierzu bei. Studierende beteiligen sich aktiv mit hoher Leistung und großer Eigenverantwortung, Mitarbeiter der Verwaltung und die Leitung ermöglichen hohe Qualität von Lehre und Studium durch verbindliche und unbürokratische Studien- und Prüfungsorganisation und adäquate Infrastruktur, die Lehrenden schließlich überzeugen durch hohe Fachkompetenz und didaktische Fähigkeiten.

Die Lehre der Universität Bremen muss in ihrer Ausrichtung und Komposition den individuell unterschiedlichen Zielen der Studierenden gerecht werden: von der Praxis bis zur Forschung, von der disziplinären Tiefe bis zur interdisziplinären Breite.

Studiengänge werden aufbauend konzipiert und ermöglichen den Studierenden, unterschiedliche Qualifikationsstufen zu erreichen. Forschendes Lernen wird durch die Lehre gefördert und unterstützt.

Über Feedback-Prozesse wird kontinuierlich an der Verbesserung von Lehre und Studium gearbeitet.

Hohe Leistung in Lehre (qualitativ aber auch quantitativ) und Studium wird wertgeschätzt und belohnt.

Die Universität Bremen ist ein Ort lebenslangen Lernens und unterstützt dieses durch wissenschaftliche Weiterbildung.

In Zeiten der notwendigen Erschließung neuer Studierendengruppen ist es wichtig, hierauf ein Augenmerk zu richten und die Einhaltung qualitativer Standards zu ermöglichen.

Erforderlich ist aus meiner Sicht aktuell eine Verbesserung der Bachelor- Studiengänge bspw. durch eine Entbürokratisierung der Studien- und Prüfungsorganisation und durch organisatorische Maßnahmen zur Erleichterung der Studierbarkeit und Verringerung der gefühlten Studienbelastung.

Auch bei drohenden finanziellen Restriktionen für die Universität Bremen darf die Qualität der Lehre nicht aufgegeben werden – wie etwa durch Erhöhung der Gruppengröße, Absenkung der CNWs oder zu starke Erhöhung des Lehrauftraganteils. Entsprechende gegebenenfalls notwendig werdende Maßnahmen müssen sich, wie oben erläutert, auf die Überprüfung des Angebots auf seine Auslastung beziehen.

Internationalisierung / Verortung in der Region

Bildung und Wissenschaft sind ein wichtiger Standort- und Entwicklungsfaktor für die Region. Die Universität Bremen muss sich deshalb mit ihrem Studienangebot, aber auch ihren Forschungsinhalten an den spezifischen Bedürfnissen der Region ausrichten. Eine enge Abstimmung mit den anderen Wissenschaftsinstitutionen in Bremen, aber auch im Nordverbund gerade unter engen Finanzrestriktionen ist zur Ressourcenoptimierung sinnvoll.

Eine Beschränkung auf die Bedürfnisse der Region allein wäre aber kontraproduktiv. Wissenschaft darf nicht nur äußeren Erwartungen dienen sondern muss dem eigenen Erkenntnisinteresse folgen. Dabei arbeitet sie zum Wohle der Gesellschaft und der Menschheit insgesamt. Exzellente Wissenschaft zeigt sich dann, wenn ihre Ergebnisse weltweit kompetitiv, von Nutzen und nachgefragt sind.

Die Internationalität wird gefördert durch Internationalisierung von Studiengängen, durch die Steigerung der Attraktivität des Studiums an der Universität Bremen für ausländische Studierende, durch eine weitere Internationalisierung der Mitarbeiter und eine starke Einbindung der Wissenschaftler in ihre internationale wissenschaftliche Community. Mittel- und langfristig hat dies positive Auswirkungen auf die Region, durch Wissens- und Erfahrungsakkumulation, die den Standort weiterentwickelt und zur Prosperität beiträgt.

Internationalisierung und Verortung in der Region schließen sich daher nicht aus, sondern sind beide für eine erfolgreiche Universität Voraussetzung.

Diversity und Bildungsgerechtigkeit, insbesondere in Bezug auf Chancengleichheit bei unterschiedlichen sozialen Situationen

Diversity ist ein Vorteil und ein Wert an sich. Die Universität muss die Diversität fördern, z.B. bei Studienbeginn, aber auch in späteren Qualifikations- und Beschäftigungsverhältnissen, indem unterschiedliche Ausgangslagen ermittelt und durch Förderung den Umständen entsprechend ausgeglichen werden. Mit einer sich diversifizierenden Studierendenschaft, die zukünftig stärker mit unterschiedlichen Hochschulzugangsberechtigungen an die Universität gelangen wird, wird die Bereitstellung entsprechender Angebote zunehmend wichtiger. Dafür müssen auch Ressourcen eingesetzt werden. Die Attraktivität deutscher Universitäten für ausländische Studierende hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Auch hier liegen große Chancen für die Zukunft der Universität Bremen, wenn sie es schafft, hier nicht nur Faktenwissen zu vermitteln, sondern aus der Interkulturalität an sich Nutzen zu ziehen.

Perspektiven der Frauengleichstellung

Gleichstellung passiert in den Köpfen und muss in den Strukturen aufgebaut und gesichert werden. Gleichstellung ist gerecht und im Wertesystem unserer Gesellschaft verankert. Schon aus demographischen Gründen ist sie unabdingbar.

Ihre Verwirklichung und die Gestaltung und Einleitung von dafür notwendigen Maßnahmen sind Leitungsaufgaben des Rektorats und der Dekanate, die durch die Zentrale Frauenbeauftragte als Sprecherin der Zentralen Kommission für Frauenfragen und auf Fachbereichsebene durch die dezentralen Frauenbeauftragten beraten und unterstützt, aber auch kontrolliert werden.

Der Stand der Umsetzung der Gleichstellung ist außerdem ein wichtiger Faktor bei der Positionierung der Universität Bremen in Rankings und damit auch wettbewerbsrelevant.

Der aktuelle Bericht der Frauenbeauftragten dokumentiert eindeutig die großen Fortschritte der Universität, zeigt aber auch die großen Unterschiede zwischen einzelnen Bereichen und auf den verschiedenen Qualifikationsstufen auf. Und was alarmierend ist: Der Bericht dokumentiert, dass die Universität Bremen trotz ihrer guten Ausgangsposition und der Fortschritte relativ ihre Position verschlechtert. Mit anderen Worten, das Veränderungstempo ist an anderen Universitäten höher als an der Universität Bremen. Starken Veränderungsbedarf gibt es bei uns weiterhin in den Führungs- und Leitungsfunktionen. Maßnahmen zur Umsetzung der Gleichstellung müssen hier vor allem in und von den Fachbereichen implementiert werden, in den MINT Fächern sollte ein Schwerpunkt der Unterstützung gesetzt werden.

Insgesamt muss die Universität Bremen ihre Gleichstellungsaktivitäten auf allen Ebenen unabdingbar fortsetzen und intensivieren.

Umgang mit unterschiedlichen Personalkategorien und Beschäftigungssituationen; auch im Kontext von „Gesund arbeiten in der Universität“

Die Universität ist eine Einheit. Ein fairer und wertschätzender Umgang mit allen Beschäftigten ist eine Selbstverständlichkeit. Neben dem guten menschlichen Umgang untereinander müssen auch die Strukturen sowie Arbeits- und Entscheidungsprozesse so geartet sein, dass sie den fairen und wertschätzenden Umgang miteinander befördern. Die Motivation, das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen in der Universität hängen nicht zuletzt ab von Strukturen, Organisation, Bedingungen, Prozessen und der Kultur generell an der Universität.

Diese Aspekte sollten in die Entscheidungen an der Universität im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes mit einfließen.

Führung und Kommunikation

Die Ausgestaltung von Führung und Kommunikation ist gerade für Universitätsleitungen besonders bedeutend. Schließlich gilt es die Freiheit von Lehre und Forschung des Einzelnen auf der einen und universitätsweite Ziele auf der anderen Seite in Einklang zu bringen. Dabei sind die möglichen Führungs- und Kommunikationsinstrumente eines Rektors bzw. Rektorats nicht mit denen beispielsweise in Unternehmen zu vergleichen. Führung in Universitäten heißt in erster Linie partizipative Entscheidungsfindung, gegenseitige Überzeugung im Diskurs, Kommunikation der Entscheidungsgrundlagen, -wege und –ergebnisse. Entscheidungsprozesse müssen transparent sein. Partizipative Entscheidungsfindung bedeutet aber auch Übernahme von Initiative und Verantwortung auf allen Seiten.

Eine funktionierende Kommunikation ist ein kritischer Erfolgsfaktor für erfolgreiche Arbeit. Kommunikation soll Entscheidungsprozesse beschleunigen und nicht verzögern. An der Universität Bremen stehen dafür flache Hierarchien und kurze Wege. Feedback-Mechanismen müssen sicherstellen, dass wichtige Entscheidungen und Botschaften auch so ankommen, wie sie gesendet wurden. Wichtige Ebenen sind dabei die Kommunikation mit den Dekanen (Dekanerunde), mit dem Akademischen Senat, mit dem AStA und dem Personalrat, den Dezernaten und natürlich im Team des Rektorats selbst.

Für die darüber hinaus gehende universitätsweite Kommunikation können vielfältige Kanäle genutzt werden (z.B. elektronische Medien, Printmedien, Versammlungen und Empfänge in den verschiedenen Ausprägungen).

Führung und Kommunikation will ich unter folgende Grundsätze stellen: Vertrauen und Verlässlichkeit, Gesprächsbereitschaft und Ansprechbarkeit, Motivationsförderung und Entscheidungseffizienz.

Zentralsierung versus Dezentralisierung

An der Universität Bremen hat sich das gegenwärtige Zusammenspiel zwischen Rektorat und Dekanen bewährt. Die Kooperation zwischen Akademischem Senat und Rektorat ist konstruktiv und produktiv. Es gibt keine Veranlassung für Änderungen.

 Quelle: Verwaltung des akademischen Senats

 

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