Theorie U in der Praxis: Den Weg ins Presencing mit Aufstellungen gehen

Im Jahr 2019 und im Jahr 2020 haben wir mehrere Aufstellungsseminare zum Thema Theorie U gemacht und werden sie noch machen. In der Praxis gibt es eine breite Zuwendung zu dem, was die Theorie U verspricht: Wandel nicht als schnelles Springen über tiefe systemische Gräben, sondern Wandel als ein Weg in die Tiefe des Systems. Dieser Weg ist ein intensiver Weg des Loslassen von allen vorherrschenden Vorstellungen und Gefühlen über das zu wandelnde System, ein Weg, um das Denken, das Fühlen und das Wollen zu öffnen. Der wirkliche Beitrag der Theorie U ist in meinen Augen der, dass sie eine Hülle bietet für einen intensiven persönlichen Weg, der Mensch und sein Weltbild steht im Vordergrund und es gilt sich über verschiedene Techniken und Tools freizumachen, damit das Neue, welches schon im emergierenden Zukunftsraum vorhandenen ist, in den Vorstellungswelten Einzug halten kann.
Das U abwärts wandern, ist für C.O. Scharmer auch schon mal ein Prozess, der mehrere Tage dauern kann. Das genaue HInsehen, das intensive Hinspüren und die absichtsvolle Absichtlosigkeit am Tiefpunkt des U brauchen halt ihre Zeit. Wir haben zwei Formate entwickelt, um mithilfe der Raumsprache und der repräsentierenden Wahrnehmung diesen Prozess zu beschleunigen. In der Kurzvariante wird ein Stellvertreter oder eine Stellvertreterin mit Fragen aus dem Vergangenheitsraum an die Gegenwartslinie geführt und die einzige Frage lautet: Was musst du loslassen, um den nächsten Schritt machen zu können. Die Anliegengeber/innen schauen zu, hören ihren Stellvertreter/innen zu und lassen ihre eigenen Bilder entstehen. Ist der Stellvertreter oder die Stellvertreterin an der Gegenwartslinien nach ca 30 min angekommen, erfahren sie häufig ein völlig neues Gefühl der Vergegenwärtigung, der reinen Präsenz im hier und jetzt. Und von der Gegenwartslinie aus schauen sie dann in die emergierende Zukunft und werden zum Orakel von Delphi: Sie können intensive Bilder beschreiben, die immer noch der konkreten Deutung durch die Anliegengeber/innen bedürfen. Bislang verwiesen alle Bilder auf eine positive Zukunft.
In der etwas längeren Version führen wir mit Fragen durch die einzelnen Stationen des U: Wir stellen den Anliegengeber/innen viele Fragen passend zu den Fragen und zugleich läuft ein Stellvertreter oder eine Stellvertreterin für die Anliegengeber/innen (es kann auch eine Gruppe sein) durch das U und liefert mithilfe der repräsentierenden Wahrnehmung weitere Informationen und Bilder. Ein solcher Prozess dauert bis zu zwei Stunden.
Für die entscheidende Phase des U-Prozesses, das Presencing, empfiehlt Scharmer medidative Momente oder das Social Presencing Theater. Letzteres ist eine Art Rollenspiel, welches aber auch mit der Raumsprache arbeitet. Wir verwenden für diese Phase Systemaufstellungen und machen unglaublich spannende Erfahrungen.

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