Nutzung von Course­ware in einer Selbst­lern­einheit

Auf dem Bild ist die Oberfläche eines Courseware Angebots zu sehen.

von Lee Wittig — Bild: © Rena Tecklenburg / Universität Bremen

Courseware ist eine digitale Lernplattform. Sie kann verwendet werden, um Studierenden Lerninhalte zur eigenständigen Bearbeitung bereitzustellen. Im Bachelorstudiengang Soziologie ist eine solche digitale Lernumgebung für ein komplexes Modul in der Studieneingangsphase entwickelt worden. Nach der ersten Anwendung zeigte sich durch Evaluationen und eine Teaching Analysis Poll (TAP), wie die Studierenden die Arbeit mit der Courseware beurteilen. Trotz anfänglicher Herausforderung mit den technischen Anforderungen, nahmen die Studierenden die Möglichkeit des freien, asynchron Lernens als Unterstützung wahr.

Lehrinnovation

Im Fachbereich Sozialwissenschaften wurden im Rahmen eines SKILL Innovation Labs Lehrveranstaltungen des Studiengangs Soziologie (BA) umgestaltet. Der Fokus hierbei lag auf stärkerer Studierendenzentrierung und dem Ausbau digitaler Lehrelemente. In dem neuen Modul „Soziologisches Denken und Arbeiten“ lernen die Studierenden eine soziologische Perspektive einzunehmen und Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens anzuwenden. Zudem werden praxis- und studienrelevante Fähigkeiten wie Selbstlern-, Team-, Informations- und Medienkompetenzen, digitale Kommunikation und Kollaboration vermittelt. Um diese Brandbreite von Lernzielen in einem Modul zu verankern, wurde neben der Präsenzlehre in einer Theorievorlesung und einem Seminar eine betreute Selbststudieneinheit konzipiert. Das eigenständige Lernen findet in der digitalen Lernumgebung Courseware statt und wird von Tutorien begleitend unterstützt. Am Ende der Veranstaltung schreiben die Studierenden eine Hausarbeit, dessen Erstellung die Lernziele aus der soziologischen Theorie sowie des wissenschaftlichen Arbeitens verbindet.

Was ist Courseware?

Courseware ist eine Lernplattform, die innerhalb von Stud.IP Studierenden eine flexible und interaktive Lernumgebung bietet. Dadurch wird den Lehrenden ermöglicht, ihre Lehrinhalte in verschiedenen Formaten wie Texten, Videos, Audiodateien und interaktiven Übungen bereitzustellen. Die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens sowie Techniken der Selbstreflexion werden im Modul „Soziologisches Denken und Arbeiten“ durch die Selbstlerneinheiten vermittelt. Dafür wurden zuvor thematisch sortierte Informationskapitel, Erklärvideos und Anwendungsaufgaben erstellt. Die Studierenden können diese Inhalte auf der Plattform abrufen, bearbeiten und diskutieren.

Vorteile

Die Vorteile der Bereitstellung einer Selbstlerneinheit über Courseware liegen in der Möglichkeit für Studierende, ihr Lernen frei einzuteilen. Die Inhalte können im eigenen Tempo bearbeitet werden. Unterstützend gibt es eine Empfehlung, welche Kapitel wann bearbeitet werden sollten, um einen gleichmäßigen Arbeitsaufwand zu haben und die Anwendungsaufgaben während des Semesters kompetent bearbeiten zu können. So kann leichter auf die heterogenen Bedürfnisse der Studierendenschaft eingegangen werden. Nach eigenen Angaben konnten die Studierenden ihr Lernen besser auf die anderen Anforderungen ihres Alltages anpassen.

Die Evaluation am Ende des Semesters ergab, dass die Freiheit in der Aufgabenbearbeitung den Studierenden sehr entgegenkam. Gleichzeitig wurde die vorgeschlagene Wochenstruktur für das Selbstlernen als hilfreiche Orientierung empfunden. Auch stellen die Inhalte der Courseware zum wissenschaftlichen Arbeiten nach der Bearbeitung ein nützliches Nachschlagewerk für die Arbeit an den eigenen Hausarbeiten dar.

Nachteile

Herausfordernd sind die technische Bedienung und die Orientierung innerhalb der verschiedenen Themen- und Aufgabenbereiche. Da das Modul im ersten Semester des Bachelorstudiengangs Soziologie eingeplant ist, sind die Studierenden mit der digitalen Veranstaltungsorganisation über Stud.IP und Courseware zunächst nicht vertraut. Die Navigation innerhalb der Courseware muss in den Präsenzveranstaltungen des Moduls daher recht ausführlich erklärt werden.

In dem ersten Durchlauf hat sich herausgestellt, dass der strukturelle Aufbau der Courseware für die Studierenden nicht intuitiv erschließbar ist. Dieser folgt der Logik des Aufbaus einer Website, für viele Studierende sei ein Aufbau ähnlich zur Navigation in Apps intuitiver. Bei einer hohen Anzahl von Studierenden gab es viele einzelne Schwierigkeiten in der Bedienung, wodurch eine intensivere Betreuung notwendig wurde. Zudem benötigten die Studierenden Zeit, sich zu trauen, Fragen zu stellen, sodass einige Unsicherheiten erst im Verlauf des Semesters sichtbar wurden. Die Studierenden wünschten sich zudem eine Fortschrittsanzeige oder eine direkte Belohnung für das Bearbeiten einzelner Kapitel oder Aufgaben. Dies konnte technisch in dieser Courseware nicht funktionsfähig umgesetzt werden. Zu Beginn ist zudem für einige nicht eindeutig erkennbar gewesen, warum die Inhalte der Selbstlerneinheit, wie das Erlernen von Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens, für das eigene Studium wichtig ist, da die Anwendung dieser Techniken zum Teil erst am Ende der Veranstaltung in Form der Hausarbeit abgeprüft worden. Einige Studierende schienen mit der Beschäftigung mit Erklärungstexten und -videos ohne direkt anschließende Aufgabe oder Abfrage nicht vertraut zu sein.

Fazit

Insgesamt ist das Konzept der Courseware aufgegangen. Lerninhalte, die zuvor in der Präsenzlehre vermittelt wurden, können nun eigenständig und asynchron im eigenen Tempo von den Studierenden bearbeitet werden. Dies kommt den Studierenden in der Selbstorganisation ihres Studienalltags entgegen. Durch die neu eingeführte Selbststudieneinheit werden zudem die bestehende Struktur der Vorlesung und Seminare stärker aufeinander abgestimmt, da diese den Rahmen für das Selbstlernen darstellen. Das hilft den Studierenden bei der Anfertigung ihrer Hausarbeit als Modulprüfung, da mehr Klarheit über die Lernziele und den roten Faden in den einzelnen Bestandteilen des Moduls geschaffen wurde.

Es zeigt sich jedoch, dass die Studierenden viel Kommunikation zum Konzept und dem Aufbau der Courseware benötigen. Es muss ausführlich in die Plattform eingeführt werden. Wichtig ist, dass die Studierenden verstehen, zu welchem Zweck einzelne Inhalte eigenständig bearbeitet werden sollen und das Ziel der Selbstlerneinheit kennen. Ein Vorschlag zur wöchentlichen Einteilung des Lernens hilft Studierenden, die mehr vorgegebene Struktur brauchen. Für die Lehrperson ist es wichtig zu akzeptieren, dass mit der Freiheit des eigenständigen Lernens, einige Studierende die Inhalte erst zum Ende des Semesters am Stück bearbeiten werden.

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