Wintergewitter

Was bleibt wenn nichts mehr sicher scheint? Was gibt Dir halt, wenn alles zerfällt? Wer löscht die Feuer, wenn die Welt brennt? 

2019…Moment: 2020.

Ja, wieder ein Jahr rum. Ja, sogar schon fast 2 Monate des neuen Jahres. Die letzten Monate, ja die letzten Jahre vergingen wie im Flug. Und auch dieser Winter ohne Winter neigt sich langsam dem Ende. Der wohl kälteste wärmste Winter der letzten Jahre.

Auf der einen Seite war und ist da der Klimawandel. Die FFF Bewegung ist omnipräsent geworden. Gut so!

Aber Nächstenliebe an Weihnachten? Fehlanzeige. Das Gefühl von Halt, Geborgenheit und Schutz…fehlt. Überall. Da hilft auch kein Schokoweihnachtsmann. Selbst die Düfte der alten Weihnacht fehlen in jedem Haus das man betritt. weihnachten, das ist ein Tag wie jeder andere, nur mit Geschenken und etwas Deko.

Und ehe die Weihnachtsmärkte eröffneten wurden die Buden im gleichen Schlamm wieder abgebaut. Was bleibt ist der Müll.

Silvester. Moment, ne vorher ja noch Feuerwerk kaufen. für wen war dies als Kind früher kein Highlight? Die Raketen majestätisch in den Himmel emporsteigen sehen und das strahlen der Sterne den Himmel befackelt. Silvester, das war für mich ein Hauch von Magie. Heute waren Debatten laut: „Feinstaub“, „Geld verbrennen“, „Umweltschutz“. Das gleiche wie immer also, aber irgendwie doch ganz anders. Denn es war real. Es waren nicht nur Äußerungen im Hintergrund, es waren offene Debatten. Und man muss gestehen: Die Kritiker haben recht.

Dann stand ich also vor den Regalen all der Bunten Beutel von Raketen, Fontänen, Batterien…aber der Reiz war weg. Die Magie wich einen schlechten Gefühl der Gewissheit. In diesem Moment starb vielleicht der letzte Funken meiner Kindheit.

Mein Kopf weiß: Es muss sich was verändern. Mein Herz aber, vermisst diesen Halt, dieses Gefühl der Kindheit. Es wird nie wiederkommen. Nichts wird mehr wie es mal war. Es ist die Rechnung die nun bezahlt waren muss, die Zeche die wir Menschen zu lange geprellt haben und die die Natur jetzt unweigerlich versucht einzutreiben.

0 Uhr. Neujahr. Happy New Year!

Ich stehe einsam auf einer Lichtung, tief in einem Moor mit Blick auf den nächsten Ort. Ein Blick auf eine Skyline die diesen Namen eigentlich nicht verdient. Die bunten Sterne steigen am Horizont in den Himmel. Der Himmel brennt und der Boden bebt. Mein Herz umschließt eine unendliche Melancholie.

Wer bin ich? In welche Welt gehöre ich?

Verloren zwischen diesen Welten von Stadt und Land, von Vergangenheit und Zukunft, von Trauer und Abenteuerlust stehe ich da. Die Minuten vergehen. Das Feuer am Horizont erlischt, das Beben endet.

Das ist es also: 2020. Innerlich bin ich nie über 2010 hinausgekommen. WM in Südafrika und volle Konzentration aufs Abi. Schule machte endlich spaß. Das war also jetzt vor 10 Jahren. Damals noch ohne AfD; Werder Bremen war noch amtierender DFB Pokalsieger.

Und ich war behütet zwischen Pferden und Kornfeldern, Wiesen und Bächen. Die Wärme der Pferde im Stall im Winter wenn es draußen schneite. Ein schöner Ausgleich zur Schule.

Von 13 Pferden ist mir heute eins geblieben.

Januar. Grau, zu Warm, dunkel. Same as Dezember also. Und dann der Thüringer Wahlskandal, kurz vorm Sturm Sabine.

Das Wintergewitter nahm seinen Lauf. Ein Gewitter das übers ganze Land zieht und am Ende unsere Politikkultur für den Moment zerstört. Es verändert sich was, aber ohne Halt.

Da stehe ich also nun, kurz vor der BA Arbeit. Das Studium fesselt mich lang nicht mehr wie in den ersten Tagen. Wenig fesselt mich noch. Wenig das nachrückt und mir eine Sinnhaftigkeit verleiht.

Der kleine Junge würde gerne die Uhr 10 Jahre zurückdrehen, der Beschützer in mir will sich in eine ungewollte Angriffsstellung begeben und die Welt retten. Die Feuer dieser Welt löschen, Gerechtigkeit herstellen und den Menschen, Tieren und Pflanzen helfen. Aber was ist schon „Gerechtigkeit“?

Dazwischen also stehe ich, zerrissen. Das Wintergewitter um mich. Mir bleibt wohl nichts übrig als das Gewitter abzuwarten und zu hoffen das sich bald wieder die Sonne und ein neuer Sommer zeigt.

Solange träume ich vom Himmelszelt und den unerreichbaren Zielen und Utopien der Menschheit.

Wir sehen uns mit Liebe <3

Veröffentlicht von

Julian

Geburt: 1997 Tod: Irgendwann wenn ich alt bin (hoffentlich) Alles dazwischen: Mal sehen was mein Leben für mich bereit hält....

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