RV06 – Dr. Eva Maria Kenngott: Interreligiöse Konflikte im Religionsunterricht

  1. Erläutern Sie zentrale Aspekte, die in begegnungspädagogischen Settings zu bedenken bzw. zu problematisieren sind.

    Dr. Kenngott hat uns in der Ringvorlesung am Dienstag in das Thema der religiösen Pluralität in Bildungsstätten eingeführt. Dabei hat sie versucht zu erklären, was zu beachten ist und wie man mit Konflikten umgehen sollte.
    Sie zitierte Willems vom Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik, der 2015 interreligiöse Konflikte als „Interaktionen von Personen, deren Deutungshorizonte und Handlungsmuster von unterschiedlichen religiösen oder weltanschaulichen Traditionen geprägt sind“, definierte. Dabei wurde betont, dass Konflikte nicht nur negativ assoziiert sein sollten, sondern, dass besonders Lehrkräfte Konflikte as produktive und kognitive Herausforderung zum Denken sehen sollten. Laut Kenngott ist es wichtig, die rasante Zunahme an säkularen Menschen und „Sonstiger“ (also Muslime etc.) zu beachten und in den Unterricht einzubeziehen. Diese Entwicklung von religiöser Pluralität und Säkularität zeigten auch die Statistiken, die Dr. Eva Maria Kenngott präsentierte. Des Weiteren erklärte sie, dass es innerhalb der letzten Generationen, einen relativ starken Rückgang der religiösen Erziehung von SuS gegeben hat, der stetig zuzunehmen scheint.

  2. Denken Sie an Ihren eigenen Religions- oder Ethikunterricht zurück und diskutieren Sie Beispiele für  die von Ihnen unter 1. benannten Aspekte (z.B. Besuch von Religionsvertreter*innen im Unterricht).

    Leider ist es für mich schwer diese Aufgabenstellung zu bearbeiten, da ich in meiner gesamten Schullaufbahn keine einzige Unterrichtsstunde in Religion, Ethik oder Werte und Normen hatte. Jedoch denke ich, dass auch dieser Fakt für eine Diskussion interessant ist. Ich habe eine Grundschule im Saarland besucht, in der die Eltern entscheiden durften, ob ihr Kind an einem solchen Unterricht teilnimmt oder nicht. Zwei muslimische Mitschüler, ein buddhistisch erzogenes Mädchen und ich, waren die einzigen Kinder, die zu der Zeit des Religionsunterricht in einer Parallelklasse saßen und schonmal Hausaufgaben bearbeitet haben, während den anderen Kinder die Weihnachtsgeschichte erzählt wurde.
    Auch auf meiner weiterführende Schule, einem Gymnasium in Saarbrücken, musste ich weder am Religions-, noch am Ethikunterricht teilnehmen. Wieder waren zwei muslimische Freundinnen und ich die Einzigen, die eine Freistunde in der Woche hatten. Ich weiß, dass ich es früher immer „cool“ fand nicht an dem für mich als so langweilig angesehenes Fach teilnehmen zu müssen. Heute frage ich mich jedoch des öfteren, ob mir vielleicht etwas an Allgemeinwissen über verschiedene Religionen fehlt. Würde ich mich wieder so entscheiden?

  3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika, mit der sie gezielt den Umgang mit religiöser Pluralität beobachten. Können Sie unterschiedliche Umgangsformen oder Argumentationsstrategien feststellen (z.B. Neutralität, bewusste oder unbewusste Privilegierung bestimmter Gruppen…)?

    Ich würde beobachten inwiefern die Lehrkraft im Unterricht Methoden einsetzt, die alle Religionen wertschätzt, beziehungsweise die Neugier der SuS allen Religionen gegenüber durch ansprechende Arbeitsformen weckt. Beispiele dafür wären Filmausschnitte, die Herstellung von Speisen, religiöse Lieder, fiktive Interviews oder durch die Herstellung von Instrumenten der jeweiligen religiösen Gemeinschaft.
    Am Montagabend, den 14.05.2018, war Lamya Kaddor, eine Islamwissenschaftlerin, islamische Religionspädagogin und Publizistin bei „hart aber fair“ zu Gast und hat darüber berichtet, wie erfolgreich außerdem Besuche von Kirchen, Moscheen und Synagogen mit fachkundiger Führung sind.