RV12 – Prof. Dr. Christine Knipping: Mathematische Leistungsunterschiede – empirische Befunde und Konsequenzen für das mathematische Lernen

1.Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge? 

Schätzen sich die Mädchen insgesamt schwächer ein in ihren mathematischen Fähigkeiten, so wäre dies ein Grund zur Sorge. Es wäre zu prüfen, ob sie schon seitens der Eltern beim Spielen als Kind selten Aufgaben bekommen haben, die sie herausforderten ( Soma Würfel, Geometrische Formen etc ). Möglicherweise haben nur die Jungen Brücken und Türme gebaut, was somit bereits das Interesse weckt und das logische / räumliche Denken schult. Untersuchungen haben ergeben, dass die Mädchen in reinen Mädchenklassen häufig bessere Erfolge erzielen, als in gemischten Klassen. Sie sind frei von jeglichem stereotypischen Vergleich mit Jungen und trauen sich eher, Fragen zu stellen.

2. Spielen im Mathematikunterricht: Kann das angesichts von Leistungsunterschieden ein Ansatz sein? Beziehen und begründen Sie eine Position aus Lehrenden-Sicht, die auch Schülersichtweisen einbezieht. 

Das Spielen ist ganz wesentlich im Mathematikunterricht, da es das Lernen mit allen Sinnen ermöglicht. Mathematische Körper können „erspürt“ werden, wenn man sie beispielweise selbst aus Knete nachbaut. Das Klassenzimmer, das man lieb gewonnen hat, wird ausgemessen oder neu skizziert. Dadurch erleben die SuS schon früh indirekt den Umgang mit mathematischen Fragestellungen.
Hinzu kommt, dass lebenspraktische Übungen einen Bezug zu ihrer direkten Umwelt herstellen, sodass die Mathematik sinnvoll erscheint: Im Schulgarten kann errechnet werden, wie viele Blumenzwiebeln gesetzt werden müssen (und in welchem Abstand) damit das Beet voll ist. Zusätzlich kommt der handlungsorientierte Ansatz Kindern entgegen, die Probleme mit der deutschen Sprache haben.

3. Formulieren Sie mindestens zwei Beobachtungsaufgaben für kommende Praktika, welche die Tiefenstruktur von Unterricht in den Blick nimmt. 

In meinem nächsten Praktikum würde ich gerne beobachten, ob die Lehrkraft den SuS Strategien an die Hand gibt, um ihr Arbeiten und Lernen selbst einschätzen zu können: War die Aufgabe einfach, mittel oder schwer für mich? Hatte ich genügend Zeit? An welchen Aufgaben habe ich Spaß?
Außerdem finde ich es interessant, ob es die Möglichkeit der Selbstkontrolle von Arbeitsblättern gibt und ob diese effektiv ist.

4. Benennen Sie ebenfalls zwei Herausforderungen, die Sie beider adaptiven Planung von Unterricht erwarten.

Eine Herausforderung sehe ich vor allem in der Planung und Durchführung des Unterrichts für Kinder mit speziellem Förderbedarf, die zieldifferent unterrichtet werden.

Da in allen Schulen die Konzentrationsphasen einzelner SoS eher abnehmen, muss ich vorher einplanen und lernen abzuschätzen, wann vom geplanten Ablauf abgewichen werden muss (bewegte Lernphasen).

RV10 – Bàrbara Roviró: Genderspezifische Motivation im Fremdsprachenunterricht

  1. Reflektieren Sie in einem ersten Schritt darüber, aus welchengenderbezogenen Prämissen sich ihre schulische Sprachkarriere konstituiert und inwiefern sich diese im Verlauf der selbigen verändert haben.

    In Bezug auf meine sprachliche Schulkarriere stelle ich rückblickend fest, dass in der Grundschule häufig Formen der Kommunikation gewählt wurden, die eher Mädchen zusagten: Länger dauernde Erzählungen im Sitzkreis, die sich oft auf die Themen Familie und Wochenenderlebnisse bezogen.
    Auch im Englischunterricht später erinnere ich mich an regelmäßig wiederkehrende Rollenspiele bei denen Einkäufe, Arztbesuche oder das Leben auf dem Bauernhof  durchgespielt wurden. Auf diese Art von Spielen hatten meine Mitschüler meist keine Lust. Hier hätten bereits Situationen nachgespielt werden können, in denen es auch mal vorrangig um Sport, oder Technik geht. Im Französisch Unterricht in der weiterführenden Schule ging es ähnlich weiter: Zu Weihnachten backten wir und sangen allgemein sehr viele Lieder auf Französisch. Auch in den Schulbüchern ging es stetig um Shoppen oder Kinobesuche zwischen Freundinnen. Mir fällt stark auf, dass wenige Themen behandelt wurden, die — zumindest für den stereotypischen Jungen — interessant waren.
    Als es dann auf das Abitur zuging nahm ich jedoch einen Wandel war: Plötzlich wurden allgegenwärtige und „neutralere“ Themen thematisiert, wie Globalisierung und Rassismus.


  2. Benennen und erläutern Sie einen motivationstheoretischen Ansatz, der das Fremdsprachenlernen im schulischen Kontext – genderunabhängig – fördert.

    Ein Ansatz ist der „Interessentheoretische Ansatz“. Er beschreibt das Interesse einer Person gegenüber einem Interessengegenstand. So könnte beispielsweise im Unterricht im Themenbereich „Sport / Freizeit “ das Fremdsprachenlernen genderunabhängig — rein nach Interesse sich mit der jeweiligen Sportart auseinanderzusetzen — ablaufen. Ein Schüler („Experte“) erarbeitet zum Beispiel mit einer Gruppe einen Leitfaden für ein Interview mit einem berühmten Basketballer, andere entscheiden sich je nach Interesse für eine andere Sportart.


  3. Entwerfen Sie einen Analysekatalog, um gendersensible Stereotype in Fremdsprachenlehrwerken zu ermitteln.

    • Zahl der Jungen / Mädchen, die im Lehrbuch vertreten sind
    • Welche Berufe werden dem jeweiligen Geschlecht zugeschrieben?
    • Welche Attribute werden dem jeweiligen Geschlecht zugeschrieben? (abenteuerlustig,
      mutig, fleißig, hilfsbereit,…)
    • Können sich Jungen UND Mädchen mit den Charakteren im Lehrbuch identifizieren?
    • Wie sind Jungen und Mädchen hinsichtlich ihrer Kleidung auf den Fotos abgebildet?
    • Findet man Texte sowohl männlicher als auch weiblicher Autor*innen?