RV07 – Dr. Eileen Schwarzenberg: „Meint Inklusive wirklich alle?“

  1. Bennen Sie bitte die für Sie zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung zum Themenfeld sonderpädagogischer Förderbedarf bzw. Behinderung sowie Inklusion und diskutieren diese kritisch vor dem Hintergrund der angeführten Diskussionslinien.

    Dr. Eileen Schwarzenberger hat in der letzten Ringvorlesung drei verschiedene Arten der Inklusion an Bildungsstätten hervorgehoben: die „full inclusion“, den „two track“ und den „twin track approach“. Diese sind Handlungsmethoden der Inklusion, die in deutschen Schulen beobachtet werden können.
    „Full inclusion“ wird als das Ziel angesehen, dass  alle Schulen erreichen sollten. Auf diesem Weg wird versichert, dass SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf die selbe Art der Bildung bekommen, wie ihre Mitschüler ohne Behinderung. Hierbei sollen nämlich alle SuS mit egal welchem Förderbedarf am Regelunterricht teilhaben.
    Bei dem „two track approach“ sollen die Erziehungsberechtigten die Möglichkeit haben zu wählen, ob ihr Kind eine Regel- oder eine Sonderschule besuchen soll. Hierbei stellt sich mir jedoch die Frage, wer wirklich beurteilen kann, was für den/die Schüler*in vorteilhafter wäre. 

    Der „twin track approach“ versucht beide Methoden zu verbinden, indem die SU mit Förderbedarf Regelschulen besuchen und dabei eine adäquate Betreuung haben. Wie ich später wiederholen werde, liegt jedoch genau hierbei oft das Problem. 

  2. Gleichen Sie bitte die theoretischen Erkenntnisse aus der Vorlesung mit Ihren praktischen Erfahrungen an Schulen/im Alltag ab.

    Das Modell, das ich erlebt habe, unterscheidet zwischen behinderten Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf. Ich habe Kinder mit einer auffälligen Autismus-Spektrum-Störung kennengelernt, die leider keinen eigenen Förderschwerpunkt haben. Außerdem bin ich Kindern mit dem Förderschwerpunkt soziale emotionale Entwicklung begegnet, die nur zum Teil von einer Schulbegleitung unterstützt wurden. Die behinderten Kinder, die ich an Regelschulen angetroffen habe, wurden vorwiegend integrativ unterrichtet.
    Laut der GEW besuchen erst ca. 40 % der Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Bremen eine Regelschule, was darauf hinweist, dass die Rahmenbedingungen längst nicht ausreichen, um weitere Eltern und  Erziehungsberechtigte zu bewegen, diesen Weg für ihr Kind ruhigen Gewissens anzugehen. Es fehlen häufig personelle, sächliche und räumliche Vorraussetzungen, die allen Kindern ermöglichen würden, Regelschulen zu besuchen.
    Grundsätzlich hatte ich den Eindruck, dass die Kollegien hinter dem Gedanken der Inklusion standen. Häufig gab es jedoch Diskussionen um die Zusammenarbeit der Beteiligten insgesamt. Wer hat welche Befugnisse und wie laufen Absprachen untereinander sinnvoll ab? (Zum Beispiel zwischen Lehrer*in, Förder-Lehrer*ìn, Eltern). Die Belastung der Lehrer/in wurden als zu hoch eingeschätzt, da zu wenige Sozialpädagog(inn)en und Assistenzen (eingestellt von freien Trägern) zur Verfügung stehen. Da die hohe Zahl der von Armut bedrohten und aus bildungsfernen Familien kommenden Kinder eine weitere Herausforderung darstellt, fühlen sich Lehrkräfte oft im Stich gelassen und unzufrieden, da sie hinter ihren eigenen Erwartungen an ihre Arbeit bleiben.
    Ich stehe hinter dem Konzept der Inklusion, würde mir aber wünschen, dass bestimmte Rahmenbedingungen verbindlich  gemacht würden, so dass alle an Inklusion Beteiligten sich der Aufgabe gewachsen fühlen. Politik, Wissenschaftler (Experten) und die Gesellschaft müssen die Entwicklung kritisch begleiten, damit die Schulen die Ressourcen erhalten, die sie benötigen.

  3. Formulieren Sie eine Beobachtungaufgabe für zukünftige Praktika zur Frage der schulischen Inklusion von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

    Wie wird der Lernfortschritt dieser Schüler/innen dokumentiert? Wie sieht der Kontakt der Lehrkraft zu Eltern/Erziehungsberechtigten und zu außerschulischen Institutionen aus? Wie häufig kommt dieser zustande?

RV06 – Dr. Eva Maria Kenngott: Interreligiöse Konflikte im Religionsunterricht

  1. Erläutern Sie zentrale Aspekte, die in begegnungspädagogischen Settings zu bedenken bzw. zu problematisieren sind.

    Dr. Kenngott hat uns in der Ringvorlesung am Dienstag in das Thema der religiösen Pluralität in Bildungsstätten eingeführt. Dabei hat sie versucht zu erklären, was zu beachten ist und wie man mit Konflikten umgehen sollte.
    Sie zitierte Willems vom Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik, der 2015 interreligiöse Konflikte als „Interaktionen von Personen, deren Deutungshorizonte und Handlungsmuster von unterschiedlichen religiösen oder weltanschaulichen Traditionen geprägt sind“, definierte. Dabei wurde betont, dass Konflikte nicht nur negativ assoziiert sein sollten, sondern, dass besonders Lehrkräfte Konflikte as produktive und kognitive Herausforderung zum Denken sehen sollten. Laut Kenngott ist es wichtig, die rasante Zunahme an säkularen Menschen und „Sonstiger“ (also Muslime etc.) zu beachten und in den Unterricht einzubeziehen. Diese Entwicklung von religiöser Pluralität und Säkularität zeigten auch die Statistiken, die Dr. Eva Maria Kenngott präsentierte. Des Weiteren erklärte sie, dass es innerhalb der letzten Generationen, einen relativ starken Rückgang der religiösen Erziehung von SuS gegeben hat, der stetig zuzunehmen scheint.

  2. Denken Sie an Ihren eigenen Religions- oder Ethikunterricht zurück und diskutieren Sie Beispiele für  die von Ihnen unter 1. benannten Aspekte (z.B. Besuch von Religionsvertreter*innen im Unterricht).

    Leider ist es für mich schwer diese Aufgabenstellung zu bearbeiten, da ich in meiner gesamten Schullaufbahn keine einzige Unterrichtsstunde in Religion, Ethik oder Werte und Normen hatte. Jedoch denke ich, dass auch dieser Fakt für eine Diskussion interessant ist. Ich habe eine Grundschule im Saarland besucht, in der die Eltern entscheiden durften, ob ihr Kind an einem solchen Unterricht teilnimmt oder nicht. Zwei muslimische Mitschüler, ein buddhistisch erzogenes Mädchen und ich, waren die einzigen Kinder, die zu der Zeit des Religionsunterricht in einer Parallelklasse saßen und schonmal Hausaufgaben bearbeitet haben, während den anderen Kinder die Weihnachtsgeschichte erzählt wurde.
    Auch auf meiner weiterführende Schule, einem Gymnasium in Saarbrücken, musste ich weder am Religions-, noch am Ethikunterricht teilnehmen. Wieder waren zwei muslimische Freundinnen und ich die Einzigen, die eine Freistunde in der Woche hatten. Ich weiß, dass ich es früher immer „cool“ fand nicht an dem für mich als so langweilig angesehenes Fach teilnehmen zu müssen. Heute frage ich mich jedoch des öfteren, ob mir vielleicht etwas an Allgemeinwissen über verschiedene Religionen fehlt. Würde ich mich wieder so entscheiden?

  3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika, mit der sie gezielt den Umgang mit religiöser Pluralität beobachten. Können Sie unterschiedliche Umgangsformen oder Argumentationsstrategien feststellen (z.B. Neutralität, bewusste oder unbewusste Privilegierung bestimmter Gruppen…)?

    Ich würde beobachten inwiefern die Lehrkraft im Unterricht Methoden einsetzt, die alle Religionen wertschätzt, beziehungsweise die Neugier der SuS allen Religionen gegenüber durch ansprechende Arbeitsformen weckt. Beispiele dafür wären Filmausschnitte, die Herstellung von Speisen, religiöse Lieder, fiktive Interviews oder durch die Herstellung von Instrumenten der jeweiligen religiösen Gemeinschaft.
    Am Montagabend, den 14.05.2018, war Lamya Kaddor, eine Islamwissenschaftlerin, islamische Religionspädagogin und Publizistin bei „hart aber fair“ zu Gast und hat darüber berichtet, wie erfolgreich außerdem Besuche von Kirchen, Moscheen und Synagogen mit fachkundiger Führung sind.