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RV11 – Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion

1. Reflektieren Sie, inwiefern Ihr eigener Englisch- (bzw. Fremdsprachen-)Unterricht funktionale und formale Aspekte beinhaltete.

 

Mir war mit erstem Blick auf die heutige Thematik überhaupt nicht klar, inwiefern bzw. wie überhaupt sich das Thema „Englischunterricht“ mit Heterogenität in unserem Kontext in Verbindung setzen lässt, oder sich eine andere Diskussion daraus gewinnen lässt, was nicht auch jedes x-beliebige andere Fach geschafft hätte.
Um so mehr bin ich überrascht von den Gedanken, Aussagen und letztendlich auch neuen Denkanstößen, die mir die Vorlesung aufgezeigt hat.

Wenn ich an meinen Englisch-Unterricht Anfang der neunziger Jahre zurückdenke, Englisch war zu dieser Zeit noch etwas Besonderes, nicht so alltägliches wie heute, und fand auch erst in der Orientierungsstufe, sprich ab der 5. Klasse statt, sind es vor allem Erinnerungen an einen sehr frontal und auf Korrektheit ausgelegten Unterricht. Der Erwerb einer „neuen“ Sprache war damals im Vorfeld noch sehr aufregend und wirklich Besonders, da das „Englische“ längst nicht so in das Leben integriert ist, wie es heute als selbstverständlich wahrgenommen und akzeptiert wird. Selbst meine Eltern waren aufgeregt und gleichzeitig beruhigt, dass in Zukunft wenigstens einer von uns, in der auch damals schon gefühlt immer wichtige werdenden Sprache, vernünftig ausgebildet wird.

So schön der Unterricht, die Einführung in diese neue Welt, nur ansatzweise Bekannt aus den Computerspielen und MTV Videos der damaligen Zeit, mit der spielerischen Auslosung eines englischen Namens, den wir in Zukunft für die Nächsten Jahre nutzen sollten, umso unangenehmer gestaltete sich der Rest des Unterrichts. Von Tag eins an, wirkte unsere Englisch-Lehrerin sehr streng, so wie sie den Vorstellungen über eine typische strenge Lehrerin im Fache nicht besser entspringen könnte und in jeder Kindergeschichte automatisch die Rolle der Hexe einnehmen würde. Ich bin mir fast sicher, dass ich sie nach der ersten Stunde und der damit verbundenen Namenswahl (ich war Martin), nie wieder hab lachen gesehen.

Bevor ich weiterschreibe: Miss | Ms ****** hat uns viel beigebracht und ich kann behaupten, dass ich für die Anforderungen des Abiturs gut vorbereitet wurde. Aber hier „lies the rabbit in the pepper“ (there’s the rub), es wurden Anforderungen bedient, (Lern-) Ziele abgearbeitet. Frontalunterricht geschwängert mit grammatischer Sturheit, militanten Drill Kommandos „in english please“ und einer aus dieser Zeit herrührenden Abneigung gegen das auseinandernehmen der Sprache, hier Grammatik, wie es im Detail sonst nur angehende Chirurgen mit ihren Objekten machen müssen.
Sicherlich hat auch Kommunikation stattgefunden, dass muss es ja irgendwie oder? Aber ständig nur Reihe für Reihe und mehr in Beantwortung von Aufgaben und Fragen als aus der freien Diskussion heraus. Mit „Argusaugen“ wurde man beobachtet und Fehler sofort angezeigt. Es entwickelte sich ein Klima, was sehr unangenehm war. Fast wie das Gefühl eines nicht endenden Tests verbunden mit den daher eingehenden Magenschmerzen. Verfeinert mit den elenden Grammatiktests, bleiben kaum positive Erinnerungen. Vielleicht war gar nicht alles so schwarz, wie ich es hier male, denn doch haben wir was gelernt und sprechen heute gutes Englisch. Nur war der Weg dahin sicherlich nicht immer optimal.

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2. Diskutieren Sie davon ausgehende, welche Fähigkeiten ein „guter Fremdsprachenlerner“ in Ihrer Schulzeit mitbringen musste und inwiefern dies den curricularen Vorgaben für die Grundschule (funktionaler Fokus: „Entwicklung der Sprachfähigkeit“) entsprechen würde.

 

Zum Sprachelernen gehören sicherlich Fleiß, Vokabeln lernen und auch Arbeit, aber eben auch ganz viel Spaß, Kommunikation und das Spielerische.

Während die Fremdsprachenlehrer meiner Schulzeit sicherlich eine Ausbildung und Sprachliche-Fähigkeit auf möglichst „Native-Speaker“-Niveau, gepaart mit der Adoption des Grammatik-Regel-Teils einer Sprache, mitbringen mussten, sollte der/die Fremdsprachenlehrer*inn von heute, auch andere Skills miteinbringen.

Gerade in der Grundschule, wo die Kinder mittlerweile das erste Mal Kontakt mit einer weiteren Sprache haben und wo Kinder deren Muttersprache nicht Deutsch ist, eben diese nebenbei noch lernen müssen, sollte der Einstiegt viel entspannter, integrativer und spielerischer als klassisch ablaufen. Weg von „richtig“ oder „falsch“ hin zu „einfach machen“.

Es geht hier um das Kennenlernen, das Gefühl bekommen. Nicht nur darum, der Reihe nach einen Satz vorzulesen und alles im britischen Akzent auszusprechen. Kommunikation ist gerade in der heutigen Zeit, mit den heterogenen Klassenzusammensetzungen auch bedingt durch Migration und Globalisierung immer wichtiger. Es ist dann egal ob diese auf Englisch, Deutsch oder sonst wie stattfindet, ob immer grammatikalisch korrekt gesprochen wird, solange sie denn überhaupt stattfindet.

Fremdsprachenlehrer*innen müssen mehr denn je, die Anleiter, Vermittler und Dirigenten sein, um einen tollen Bezug zur ersten, zweiten Fremdsprache herzustellen, so dass es Spaß macht sich auszutauschen und auszuprobieren. Der Rest kommt dann von ganz alleine.

 

Auch für mich waren diese Erkenntnisse teilweise neu und nicht so klar wie sie es jetzt sind. Und irgendwie mag ich über den Lothar uns seine Englisch-Kenntnisse gar nicht mehr schmunzeln, denn er macht es richtig: er macht einfach.
Das ich das nach 1990 noch mal sagen darf: Danke dafür, Lothar.