Wie sind wir vorgegangen – Unsere Methodik
Diachroner Verlauf über die Regierungen hinweg – unverbindlicher als noch vor einigen Jahren?
Wie sind wir vorgegangen – Unsere Methodik
Für unsere Untersuchung haben wir alle sieben Koalitionsverträge untersucht, die seit dem Jahr 2000 auf Bundesebene abgeschlossen wurden. Wir haben die jeweiligen Kapitel der Verträge nach politischen Ressorts sortiert, wobei wir uns an den aktuellen Bundesministerien der derzeitigen Regierung orientiert haben. Anschließend haben wir jeweils das Vorkommen der Modalverben pro Kapitel gezählt. Wichtig ist, dass wir bei der Auszählung nur solche Fälle berücksichtigt haben, in denen das Modalverb jeweils die Rolle des konjugierten Verbs eingenommen hat, um wirklich nur Absichtserklärungen zu analysieren. Unten seht ihr ein paar Beispiele, wie wir mit bestimmten Fällen umgegangen sind. Anfangs haben wir noch zwischen einfachem und negiertem Gebrauch der Modalverben unterschieden. Da diese Unterscheidung aber nicht nur komplex abzubilden ist, sondern die Nutzung negierter Modalverben so selten war, dass sie keine Signifikanz besaß, sind wir davon abgewichen.
Beispiele zur Auszählung:
- „Wir werden die Bildungspolitik finanziell breiter unterstützen.“
Hier können wir einmal „werden“ zählen, da es als konjugiertes Modalverb auftritt. - „Deutschland muss jederzeit die Sicherheit seiner Einwohnerinnen und Einwohner gewährleisten können.“
Die gleiche Begründung wie oben führt dazu, dass wir ein Mal „müssen“ zählen (auch, wenn „Deutschland“ hier als Subjekt fungiert und nicht „wir“), können jedoch nicht. Schließlich geht es um die zwingende Notwendigkeit, zu der Deutschland in der Lage sein muss, die Möglichkeit, die durch das „können“ ausgedrückt wird, ist dem untergeordnet.
Diachroner Verlauf über die Regierungen hinweg – unverbindlicher als noch vor einigen Jahren?
Für die vier auf dem Poster dargestellten Ressorts haben uns auch den zeitlichen Verlauf angeschaut.
Bei der Innenpolitik fällt auf, dass „werden“ zunächst dominiert (am deutlichsten 2009 mit über 60%), in den 2010er Jahren dann aber weniger genutzt wird und seinen Tiefpunkt (knapp unter 40%) 2017 erreicht, wo „wollen“ parallel ansteigt und im betreffenden Jahr das mit einigem Abstand häufigste Modalverb in der Innenpolitik ist. Diese Entwicklung scheint sich in den folgenden Jahren jedoch wieder umzukehren. Bemerkenswert ist auch der fast gleiche Verlauf von „müssen“ und „sollen“, die beide jeweils 2005 und 2025 vergleichsweise stark vertreten sind.
Auch in der Verteidigungs- und Außenpolitik zeigt sich „werden“ über den größten Zeitraum hinweg als dominierendes Modalverb, wie auch in der Innenpolitik bildet 2017 die Ausnahme zugunsten von „wollen“. Insgesamt wird „werden“ hier weniger genutzt, die Leerstelle wird von „wollen“, aber zunehmend auch von „sollen“ (2025 über 20%) gefüllt. „Können“, „müssen“ und „sollen“ bleiben vergleichsweise unauffällig, mit leichten Anstiegen in einzelnen Jahren.
Im Bereich Soziales fällt besonders der herausstechende Anstieg von „werden“ im Jahr 2013, wo 80% (!) aller Absichtserklärungen als Versprechen artikuliert werden. Wie in den anderen Ressorts auch folgt dann ein Abstieg bis zu einem Tiefpunkt 2017, hier kommt „wollen“ auf den gleichen Wert von etwa 40%, bevor die Kurven wieder auseinander gehen, sich 2025 allerdings auch wieder annähren. „Können“ erfährt insbesondere 2021 einen markanten Zuwachs, bevor es 2025 wieder leicht zurückgeht. „Müssen“ und „sollen“ verlaufen weitgehend parallel und weisen einzelne Höhepunkte in 2005, 2017 und 2025 auf, „können“ bietet einen positiven Ausreißer in 2013.
Beim Thema Umwelt- und Klimaschutz ist „werden“ ebenfalls durchgehend das dominante Modalverb, seine Verteilung ist über die Jahre hinweg vergleichsweise konstant. Nur 2017 erlebt es einen markanten Rückgang, während „wollen“ gleichzeitig stark ansteigt. Dieses Muster zieht sich durch alle untersuchten Ressorts. Alle übrigen Modalverben passieren nur selten die 10%- Marke und weisen keine großen Sprünge auf.




