Abschlussreflexion

Abschlussreflexion

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächerbeziehen und b.) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht. Bitte benennen Sie dabei konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen an den entsprechenden Stellen in Ihren Ausführungen (Autor*innen, Jahr, Titel). 

Das Modul der Ringvorlesung Baumhet hat mir einen umfänglichen Einblick in die unterschiedlichen Aspekte von Heterogenität in der Schule und auch in der Gesellschaft ermöglicht. Verschiedene Schwierigkeiten, Bedürfnisse, Lösungsmöglichkeiten und Umgangsformen aus verschiedenen Perspektiven sind mir durch die Ringvorlesung bekannt geworden. Explizit möchte ich die Vorlesung von Dr. Matthis Kepser (RV08) und die Bàrbara Roviró (RV6) erwähnen, die mir besonders gut gefallen haben.

Das Thema der RV08 von Dr. Matthis Kepser war die Heterogenität und die Inklusion im Schulalltag. Da ich Politik studiere, setze ich mich zwangsläufig mit gesellschaftlichen Unterschieden, Problemen, die sich aus diesen ergeben, und möglichen Lösungenideen auseinander. Nahtlos dazu passt der unterschiedliche kulturelle Hintergrund von Schüler*innen in einem Klassenverband, mit dem es umzugehen gilt. Beispielsweise möchte ich hier das Konzept der Sprachaufmerksamkeit – language awareness – erwähnen. Sprachen, die unmittelbar mit den Kulturen verknüpft sind, sind wie Mehrsprachigkeit ein Teil des Schulalltags. Dabei verweist das Konzept der Sprachaufmerksamkeit darauf, dass nicht nur zwischen „Muttersprache“ und „Fremdsprache“ unterscheiden sollte, sondern auch, dass jede*r über eine Sprachvielfalt verfügt, die sich darüber hinaus auf beispielsweise „Fachsprache, Dialekte, Soziolekte“ etc. bezieht (Prof .Dr. Matthis Kepser, 2021, Heterogenität im Deutschunterricht).

Diesen Aspekt muss jede Lehrkraft meiner Meinung nach in die Lehre und in ihr Auftreten innerhalb des Schulalltags im Hinterkopf haben und auch lehren. Vor allem vor dem Hintergrund der Heterogenität der Schüler*innen innerhalb eines Klassenverbandes halte ich Sprachvielfältig für einen guten Zugang zu den Schüler*innen, um das Lehrkraft – Schülerverhältnis zu stärken.

Die Ringvorlesung 06 von Bàrbara Roviró hat passend dazu Sprachvariationen zum Gegenstand gehabt. Auch hierbei ist die Relevanz für meine angehende Tätigkeit als Lehrkraft offensichtlich. Sprachen sind in verschiedenen Regionen unterschiedlich, sodass in der Schule beispielsweise französische Muttersprachler eine andere Sprachvariante vom Französischen Sprechen, weil er aus dem Süden Frankreichs kommt und in der Schule allerdings Centre-Französisch gelehrt und gesprochen wird. Roviró ist der Meinung, dass neben dem Hauptdialekt einer Sprache, auch auf die anderen Varietäten im Unterricht eingegangen werden soll (Roviró, 2021, Umgang mit Sprachvarietäten im (Fremd-)Sprachenunterricht). Diese Ansicht teile ich, weil ich es wichtig finde, einen umfassenden Rundumblick auf Sprachen und ebenso Kulturen in der Schule zu bekommen. Das Wissen um die Vielfältigkeit der Welt und der Menschen birgt die Chance auf mehr Verständnis und Flexibilität der Lernenden. (Roviró, 2021, Umgang mit Sprachvarietäten im (Fremd-)Sprachenunterricht).

  1. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben mit Bezug zu Autor*innen, auf die sich die Referent*innen bei der Verwendung dieser Begriffe, Theorien, Konzepte in ihren Präsentationen bezogen haben. 

Als Grundschüler war für mich der Begriff und das Konzept Inklusion gänzlich unbekannt. In jungem Alter wird die Anwesenheit von bestimmten Schhüler*innen nicht hinterfragt. Wenn eine Situation gegeben und unauffällig ist, scheint sie normal zu sein.  

Später auf dem Gymnasium bin ich nur bruchstückhaft mit dem Begriff der Inklusion in Kontakt gekommen, obwohl meine Schule inklusive war. Im Laufe der weiteren Zeit habe ich dann das Thema Inklusion für mich entdeckt, sodass ich in der 10. Klasse eine kleine Projektarbeit über das inklusive Lernen an verschiedenen Schulstufen aus verschiedenen Perspektiven geschrieben habe. 

Die Entwicklung meiner Faszination für dieses Thema basierte auf der Beobachtung, dass ein Asperger-Autist aus meiner Klasse hervorragende Leistungen in den Fächern Mathe, Physik, Chemie und Latein erbrachte, jedoch beispielsweise in Sport oder in sozialen Situationen auffällig häufig Probleme hatte. Da mir der Zusammenhang nicht klar war, fing ich an, mich mit dem Thema Autismus und daraufhin mit Inklusion zu beschäftigen. 

Daher finde ich das System der Binnendifferenzierung, in dem alle Schüler*innen in ihrem eigenen individuellen und fächerabhängigen Lerntempo arbeiten als Realisierungsmethode der Inklusion auch bezogen auf soziale Heterogenität sehr interessant und sinnvoll. (Frank J. Müller, 2018, Blick zurück nach vorn – WegbereiterInnen der Inklusion)

Dieses Konzept gibt den Schüler*innen einerseits die Möglichkeit ihre individuell stark ausgeprägten Interessen und Fähigkeiten zu fokussieren und mehr als nur das Standardschulwissen auf ihrem Gebiet zu lernen und andererseits schützt die Binnendifferenzierung die Schüler*innen vor übermäßiger Frustration und der Entwicklung von Selbstzweifeln, weil sie in anderen Bereichen mit dem vorgegebenen Lerntempo nicht mithalten können.

  1. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

Die erste erziehungswissenschaftliche Fragestellung, die mich näher interessiert, ist wie das Verhältnis zwischen Lehrkraft und Schüler*innen in Unterricht und Schulleben zwischen Autorität und zugewendeter Person zu gestalten ist. 

Konkreter: Wie kann ich als Lehrkraft in der Praxis adäquat vor den Schüler*innen auftreten in Hinblick auf ihre heterogenen, individuellen Bedürfnisse, Probleme und Lösungen.

Ich denke, dass es zwar essenziell wichtig ist, über Heterogenität gruppenbezogene Kenntnisse zu erwerben – beispielsweise die Inklusion – allerdings interessiere ich mich nach dieser Vorlesung für eine Vertiefung des Themas Heterogenität auf individueller Ebene. Gerne würde ich im Anschluss einen näheren Einblick in die Praxis bekommen und dabei vor allem direkt etwas über die Perspektive von betreffenden Schüler*innen selbst erfahren:

Wie gut oder schlecht finden sie die Inklusion umgesetzt? Wo sehen sie noch Bedarf, um besser lernen zu können und sich vorbereitet auf das Leben nach der Schule zu fühlen? Was wünschen sie sich explizit von (angehenden) Lehrkräften und dem Verhältnis zu ihnen?

Diese Fragen würde ich gerne im Laufe meines Studiums klären können und in einem eigenen Studiumsabschnitt fokussieren können.

Die zweite erziehungswissenschaftliche Fragestellung ist didaktischer Natur. Wie kann ich Lehrinhalte effektiv an die Schüler*innen vermitteln, ohne sie dabei zu überlasten und welche Methoden und welche Sprache ist dabei von Vorteil?

Bislang gab es noch keine didaktischen Elemente in meinem Studium. Relevant ist diese Fragestellung dennoch, weil sie zum primären Handwerkzeug einer Lehrkraft gehört. Ich verspreche mir vor allem von den POE-Praktika im 5. Semester mir didaktisches Wissen anzueignen. Somit schaue ich meinem weiteren Studium positiv entgegen.

Literatur:

Müller, Frank J. (2018): Blick zurück nach vorn – WegbereiterInnen der Inklusion. Band 2: Annedore Prengel, Georg Feuser, Hans Wocken, Helga Deppe-Wolfinger, Irmtraud Schnell, Nina Hömberg, Volker Schönwiese, Walther Dreher und Wolfgang Podlesch. Gießen: Psychosozial Verlag 

Greiner (2019): unbekannt. Aus: Kepser (2021): Heterogenität und Inklusion im Deutschunterricht der Sekundarstufen. BA-UM-HET. Ringvorlesung 08

Roviró, Barbara (2021): Umgang mit Sprachvarietäten im (Fremd-)Sprachenunterricht: Welches Französisch oder Spanisch soll eigentlich unterrichtet werden?. BA-UM-HET. Ringvorlesung 06

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