Auf dieses Blogthema bin ich ziemlich spontan gekommen um ehrlich zu sein. Letztens habe ich nochmal einer meiner Lieblings Serien (Atypical) gesehen, um mich von den ganzen Uni Aufgaben abzulenken, die ich noch machen müsste. Danach habe ich mir viele Gedanken über das Thema „Queer sein“ gemacht (welches Teil der Serie ist) und die jeweilige Darstellung in den digitalen Medien. Ich habe mich gefragt, warum die Repräsentation nicht immer so gut sein kann wie in dieser Serie? Warum ist diese oft so ungenügend und teilweise schlichtweg schlecht? Um ein besseres Gewissen zu kriegen, habe ich mir gedacht ich kann meine Überlegungen einfach mit der Uni verbinden und meinen nächsten Blogeintrag über das Thema schreiben.
Ich bin selber bisexuell und habe bezüglich meiner Sexualität schon sehr schlechte Repräsentationen sehen müssen. Meistens war das Problem die reine Sexualisierung von bisexuellen Charakteren und ihrer Beziehungen. Diese Sexualisierung ist meiner Meinung nach ein allgemeines Problem: Es fehlt in so vielen dargestellten queeren Beziehungen der eigentlich so wichtige romantischen Aspekt! Wie oft habe ich mir schon gewünscht eine süße Romanze zusehen, mit realistischer Handlung… Eine schöne Liebesgeschichte, so wie es bei heterosexuellen Beziehungen auch gezeigt wird. Zu meinem Bedauern und zum Bedauern vieler ist das in der digitalen Abteilung der „Queer representation“ nur sehr selten vorhanden. In vielen Darstellungen gibt es keine durchdachte Storyline, die Charaktereigenschaften beschränken sich auf das „Queer sein“ an sich und oft bestehen die Szenen untereinander nur aus sexuellen Inhalten. In manchen Fällen ist die Sexualisierung so extrem, dass sogar Schauspieler*innen berichtet haben, sich beim Dreh unwohl gefühlt haben: Ein Beispiel dafür ist der Film „Blue is the warmest colour“, der nicht nur für den großen Altersunterschied der beiden Charaktere kritisiert wurde, sondern im Wesentlichen für das im Film entstandene hochsexualisierte Bild lesbischer Beziehungen. Produziert wurde der Film übrigens nicht von einer queeren Frau selbst, sondern von einem heterosexuellem Mann (so viel zu“ repräsentativer Repräsentation“).
Einen anderen Punkt, den ich persönlich stark kritisiere ist die fehlende Diversität, wenn über „Queerness“ in den Medien geredet wird: Meist sind die Haupt Charaktere weiße Cis Personen (Personen, deren Geschlechtsidentität mit ihrem im Geburtenregister eingetragenen Geschlecht übereinstimmt). Mehr und mehr gibt es zwar auch Trans, non binäre oder POC (People Of Colour) Repräsentation, jedoch reduziert sich diese häufig auf Nebencharaktere. Tabuthemen wie Religionen im Hinblick auf das Queer sein wird so gut wie gar nicht berücksichtigt und reflektiert… Ich will damit keines Wegs alles schlecht reden was an Queerer Repräsentation angeboten wird. Trotzdem finde ich, dass bestimmte Thematiken noch mehr Aufklärung benötigen, um gerade jungen Menschen die entsprechende Repräsentation zu bieten, mit der sie sich auch identifizieren können.
Ein an sich positiver Punkt ist, dass in den letzten Jahren immer häufiger queere Serien und Filme große Aufmerksamkeit von der Gesellschaft erhalten haben. Jedoch ist auch hier ein deutliches Schema zu erkennen: Meist sind es nämlich Shows/Filme mit queeren Männern als Hauptpersonen, die großen internationalen Erfolg feiern und im Internet im „Hype“ sind (Serien/Filme mit queeren Frauen kriegen weitaus weniger Aufmerksamkeit). Es entsteht so natürlich schnell ein großes Fandom, dass sich durch alle sozialen Medien zieht und leider vermehrt sehr toxische Ansätze zeigt. Auch hier ist besonders die Übersexualisierung der oft noch minderjährigen Schauspieler als Kritik anzuführen. Ein daraus resultierendes Problem stellt das Eingreifen in ihre Privatsphäre dar. Das aktuellste Beispiel dafür ist wohl das erzwungene Outing des Schauspielers Kit Connor, dem seit seiner Rolle eines bisexuellen Charakters in der Serie Heartstopper, sogenanntes „Queerbaiting“ vorgeworfen wird („Vorgeben“ Queer zu sein für Aufmerksamkeit). Diese Menschen haben erstmal den ganzen Sinn der Serie nicht verstanden und sind wahrscheinlich auch viel zu ignorant dies je zu tun. Sie sexualisieren und glorifizieren ohne jegliche Reflexion irgendwelche Schauspieler, die sie nicht von ihren Charakteren trennen können. Dann entsteht eben genauso eine Situation: Ein eigentlich völlig absurdes Szenario, in dem sich ein achtzehnjähriger Teenager auf Twitter outen muss, weil er den aufgebauten Druck nicht mehr ertragen konnte… So etwas zu hören macht mich unglaublich wütend und ich hoffe, dass ein solcher Fall in Zukunft nicht nochmal passieren wird (Meine Zuversicht hingegen dessen ist aber trauriger Weise klein).
Das letzte, aber wohl gefährlichste Problem, das ich in diesem Blogeintrag beleuchten will, ist die Romantisierung des sogenannten „Groomings“ in queeren Beziehungen (Grooming wird definiert als gezielte Kontaktaufnahme Erwachsener mit Minderjährigen in Missbrauchsabsicht). Als Paradebeispiel kann man hier die zwei bekanntesten LGBTQ+ Filme nehmen: Erneut „Blue is the warmest colour“ (Ein echter Volltreffer wie man sehen kann) und der so gern als Klassiker betitelte „Call me by your name“. Ich habe beide Film gesehen, als ich angefangen habe meine eigene Sexualität aktiv zu hinterfragen (aus dem einfachen Grund, weil sie mir als Erstes bei Google angezeigt wurden als ich „LGBTQ+ Filme“ eingegeben habe). Auch ich habe mir wie viele andere mit meinen 16 jungen Jahren nicht viel dabei gedacht, als ich mir die Filme angeschaut habe. Naja bis auf: „Awwww was für eine schöne und süße Liebesgeschichte.“ Ich bin jetzt 20 Jahre alt und glücklicherweise weitaus reifer was das Thema angeht. Aus heutiger Perspektive sage ich mit Überzeugung, dass nichts aber WIRKLICH NICHTS daran „Schön“ oder „süß“ ist. Erwachsene Menschen, die romantische Beziehungen mit Teenagern eingehen. Teenager die sich gerade in ihrem wichtigsten Identitätsprozess befinden und durch ihre Naivität ganz einfach ausgenutzt werden können, nur um dann am Ende mit einem gebrochenen Herzen zurückgelassen zu werden… Auch mein Herz bricht heute immer noch, wenn ich an den siebzehnjährigen Elio denke, der am Karmin anfängt zu weinen, weil er realisiert, dass er doch nicht die große Liebe war, sondern nur die Sommeraffäre zur Ablenkung einer eigentlich schon arrangierten Verlobung.
Die große Gefahr hierbei ist einfach, dass junge Menschen sich beim Schauen dieser Filme nichts denken. Die Beziehungen wohlmöglich (so wie ich damals) als „süß“ empfinden und so gefährdet sind selber zum Opfer von Grooming zu werden. Rückblickend bin ich nur froh, dass mir so eine Erfahrung erspart geblieben ist und ich hoffe, dass in nächster Zeit Teenager besser bezüglich dieses Themas aufgeklärt werden. Allgemein hoffe ich, dass in den Medien mehr Aufklärung statt Verharmlosung & Romantisierung zusehen ist, damit solche Fälle im realen Leben eben nicht mehr passieren können.
Ich könnte diese Argumentation wahrscheinlich noch endlos weiterführen, aber ich denke mit diesem Punkt kann ich den Blogeintrag gut abschließen. Wie ich schon erwähnte ist nicht alles an Queerer Repräsentation komplett schlecht. Aber leider ist diese eben auch heute noch viel zu häufig fehlerhaft dargestellt, weswegen ich das Bedürfnis hatte meine Gedanken und meine Kritik einmal aufzuschreiben. Trotz alle dem bin ich gespannt, wie sich das Thema in den nächsten Jahren entwickeln wird. Und wer weiß, vielleicht werde ich ja irgendwann einen positiveren Bericht darüber schreiben können…
PS: Als kleinen „schönen“ Abschluss noch, meine persönlichen „LGBTQ+“ Serien Empfehlungen mit guter Repräsentation, für alle die noch suchen 🙂 Atypical, SKAM + Remakes (Besonders Druck Staffel 3, 6 und 7 ) , Young Royals, Generation, HeartbreakHigh, Pose, I am not okay with this, the wilds
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