Warum Jojo‘s Bizarre Adventure so bizarr ist und warum ich es deswegen nicht mehr loslassen kann, Emily

Ich lese den Titel „Jojo‘s Bizarre Adventure“ und niemand, und ich meine wirklich niemand, hätte mich darauf vorbereiten können was genau der Plot dieser Reihe ist und wie bizarr das ganze wirklich ist.

Letztendlich weiß ich auch nicht was mich dann dazu gebracht hat der Serie eine Chance zu geben. Vielleicht war es die Corona Infektion, die mich bereits seit ein paar Tagen in meinem Zimmer festhielt, vielleicht war es auch Jolyne als starker weiblicher Hauptcharakter des neuesten Anime Parts, aber wer weiß das schon so genau. Was ich allerdings weiß ist, dass ich trotz der vielen Abstoßenden Elemente der Folgen die ich damals schaute ich plötzlich nicht mehr genug bekommen konnte. 

Ich wollte mehr wissen. Wer ist Jojo? Was sind Stands? Woher kommen diese Posen? Und welche coolen Outfits hat die Serie noch zu bieten?

Und so kam es dass ich Jojo’s Fan wurde, auch wenn ich die Parts in der komplett falschen Reihenfolge geschaut habe und natürlich manche besser als andere finde. 

Wenn ich darüber nachdenke, was ich genau an Jojo’s Bizarre Adventure so toll finde ist das gar nicht so einfach zu beantworten. Bei den meisten Serien und Büchern würde man wohl schnell antworten, dass die Geschichte einen mitgerissen hat. Doch ist das bei Jojo’s der Fall? Persönlich bin ich mir nicht ganz sicher da ich vielleicht auch große Teile der Story nicht mal wiedergeben kann ohne zu klingen als würde ich einen schlimmen Fieber-Traum nacherzählen. 

Die Geschichte hat etwas. Etwas ganz besonderes was, ich wage mal zu behaupten, kaum eine andere Reihe heutzutage mehr hat. Nach 36 Jahren kann Jojo’s Bizarre Adventure sowohl sein Publikum als auch seine Gegner immer noch überraschen mit Kräften, Plottwists und Worldbuilding Elementen, die sich die meisten von uns wahrscheinlich nicht mal in einem Fieber-Traum erträumen könnten. Wenn ich das sage ist die Liste an Beispielen für solche Plotelemente nahezu unendlich: Regenbögen, die einen wenn man sie berührt in Schnecken verwandeln, ein Hauptcharakter, der seine Fingernägel wie Kugeln schießen kann, Mickey Maus, der Disney hinter sich lässt um wahnwitzig zu morden, ein Kampf zwischen Hirschkäfern um einen Lamborghini und und und…

Dazu Kräfte, die sogenannten Stands, und auch Charaktere nach berühmten Popkulturelementen, vor allem Musik, benannt. So heißt ein Bösewicht Esidesi (ACDC), ein Hauptcharakter Jolyne (Jolene, Dolly Parton) und Stands Killer Queen (Queen), Kiss (KISS), Foo Fighters (Foo Fighters) und viele viele mehr. Auch nach Tarot Karten sind Stands vor allem aus Part 3: Stardust Crusaders benannt. 

Zu den unerdenklichen Plots gehören natürlich genauso bunte Charaktere. 

Die Hauptcharaktere sind sehr unterschiedlich und ich habe mich schon oft gefragt: Wie sind wir vom freundlichen britischen Gentleman, Jonathan Joestar, am Ende bei Jolyne Kujo, seiner Ururenkelin, im Frauentrakt eines Gefängnisses in Florida gelandet? Schon bei seinem Enkel Joseph hätte der arme Mann sicherlich Schwierigkeiten gehabt und der trug nur Croptops und ist vorlauter als den meisten lieb ist. 

Aber nochmal ganz von Vorne im Schnelldurchlauf: Jonathan Joestar, ein junger britischer Gentleman, der seinen zum Vampir gewordenen Adoptiv-Bruder Dio Brando retten will.

Joseph Joestar, sein Enkel, der Nazis zusammenschlägt und die Welt vor den bösen Mächten der „Säulenmänner“ retten möchte, uralte Wesen die mächtiger sind als jeder Mensch.

Jotaro Kujo, wiederum der Enkel von Joseph, welcher zusammen mit seinem Großvater einen Roadtrip von Japan nach Ägypten angeht um seine Mutter zu retten und nochmals DIO zu besiegen (Ja, genau jetzt wird Dio großgeschrieben, denn der Mann wird jedes Mal nur noch Böser).

Soweit so gut aber jetzt wird’s etwas kniffliger: Josuke Higashikata, der illegitime Sohn von Joseph Joestar, welcher in einer Kleinstadt in Japan namens Morioh aufgewachsen ist. Dieser führt eigentlich ein ganz normales Leben und möchte dies auch relativ gerne beibehalten doch auch sein Leben wird durch die Kräfte krimineller Standnutzer auf den Kopf gestellt. Es stellt sich heraus, dass in Morioh, der so friedlich wirkenden Kleinstadt mehrere Standnutzer ihr Unwesen treiben. Manchmal kommen diese sich nur unglücklich in die Quere, doch einige von ihnen sind auch wirklich Kriminelle. Der schlimmste von ihnen: ein Serienmörder welcher seit Jahren unbemerkt in Morioh lebt und mit seinem Stand (Killer Queen) sein Unwesen treibt. Diesen müssen Josuke und seine Freunde natürlich aufhalten.

Im fünften Part bekommt das Publikum einen völlig neuen Jojo. Giogio, genauer gesagt Giorno Giovanna. Dieser, und darüber streiten sich die Fans doch das zu erklären würde jetzt zu weit gehen, ist der Sohn von DIO und lebt in Italien in der Mafia Metropole Neapel. Dieser möchte die momentan von Drogen durchwachsene Mafia übernehmen und der größte Mafioso überhaupt werden, doch glaubt nicht, dass er Charakterzüge eines Bösen hat. Nein, Giorno versucht stets die Dinge zum möglichst Guten zu wenden und möchte ein edler Mafioso werden. 

Und nun kommen wir zu einem wahren Highlight. Der Autor, Hirohiko Araki, wollte schon zuvor einen Part mit Jojo als Frau schreiben, wobei ihm allerdings der Verleger, Shonen Jump, die Hände gebunden hatte. Doch nun ist es endlich soweit mit Jolyne Kujo, der Tochter von Jotaro Kujo. Ihr wird ein Mord in die Schuhe geschoben an dem sie keine Schuld hatte und somit landet sie gleich am Anfang ihres Parts im Frauentrakt eines Gefängnisses in Florida. Natürlich denkt man ihr Ziel sollte sein auszubrechen und…irgendwo ist es das auch aber viel mehr (Achtung jetzt wird es wild) muss sie dem Gefängnispriester eine Disc mit der „Seele“ ihres Vaters abnehmen und viel besser noch, den Priester besiegen. Viel mehr verrate ich nicht, da der Plot in diesem Part vielleicht sogar wirklich unmöglich ist relativ normal klingen zu lassen.

Mit Part 7 beginnt eine neue Ära. Wir sind zurück im 19. Jahrhundert, diesmal aber in Amerika beim sogenannten Steel Ball Run, dem größten, gefährlichsten Pferderennen der Welt. Von San Diego nach New York. Der Protagonist ist Johnny Joestar, ein junger Ex-Jockey der durch einen Unfall an einen Rollstuhl gebunden ist. Durch eine schicksalhafte Begegnung mit dem Italiener Gyro Zeppeli, welcher eine Technik beherrscht, die ihn eine Sekunde lang seine Beine nutzen lässt, beschließt Johnny ob möglich oder nicht sich dem Pferderennen anzuschließen und herauszufinden was diese sonderbare Kraft Zeppeli’s ist. Das war es natürlich noch nicht mit dem Plot, aber, da dies noch nicht animiert wurde lasse ich ab diesem Part die Spoiler möglichst klein.

Auch Part 8, momentan der Letzte, nimmt eine neue, doch gleichzeitig auch alte Richtungen auf. Wir sind zurück in Morioh, doch dies ist nicht die bekannte Kleinstadt mit ihren sonderbaren Bewohnern. Dieses Morioh ist Fremd von seinen Bewohnern bis zu den Naturphänomenen. Auch unser Hauptcharakter, genannt Josuke Higashikata, ist nicht sein vorheriger Namensträger. Dieser wacht in Morioh auf ohne jegliche Erinnerung und ohne dass jemand nach ihm sucht. Im Laufe der Geschichte suchen er und seine Freundin, Yasuho Hirose, nach einer Frucht, die jede Krankheit heilen kann und den Stein-Menschen, die diese zu ihren Zwecken vermarkten und vor den Menschen weitestgehend verstecken.

Part 9 ist noch nicht draußen, doch das erste Kapitel wird im Februar publiziert. Dieser Part wird JOJOLANDS genannt.

Das waren bloß die Hauptcharaktere, doch sie und die kurzen Angaben zu ihren Geschichten beweisen problemlos wie bunt und vielseitig diese bizarre Welt ist.

Ein nächstes Element, was an Jojo’s Bizarre Adventure fasziniert ist das Posing und die Kleidungsstile der Charaktere. Es ist erfrischend die ausgefallenen Kleidungsstücke und Make-Up Stile zu sehen, welche auch völlig unabhängig vom Geschlecht sind. So kann es schonmal vorkommen, dass ein Mafioso ein Oberteil trägt, dass einer Netzstrumphose sehr viel ähnlicher ist (Diavolo). Auch Croptops sind sehr beliebt bei den Männern, Lederkleider und Oberteile mit weitem Ausschnitt (Bucciarati Gang), auffällige Accessoires sowie knallige Lippenstifte (DIO, Abbacchio, Ermes). 

Dazu posieren die Charaktere auf den Covern wie Fashionmodels, wobei die Posen in den meisten Fällen wirklich auffällig sein sollten, wie Johnny, der vor Gyro kniet und sich an seinem Bein festhält, DIO, der in seinen glitzernden Absatzschuhen auf einem Stuhl hockt, was aus der Froschperspektive zu beobachten ist oder Jolyne und ihre Gefährten, wie sie auf dem Cover laufen als seinen sie auf einem Laufsteg und den Leser von der Seite anschauen. Die Posen sind allesamt sehr anschaulich und oft wirklich interessant anzuschauen, da die Kleidung und Verzierung der Cover auch sehr detailreich und sichtbar aufwendig ist. Auch das Farbschema ist niemals festgelegt, da der Autor den Manga so zeichnet, dass er in schwarz-weiß zulassen ist und alles die Farbe haben kann, die man sich eben vorstellen möchte. Dadurch sind in manchen Situationen Jolynes Haare grün mit blonden Strähnen, braun mit pinken Strähnen oder auch blau mit pinken Strähnen. Auch im Anime verändert such das Farbschema in heiklen Situationen um beispielsweise die Dramatik zu bestärken.

Beim erneuten Durchlesen des Geschriebenen empfinde ich das ich klinge als sei ich eher kritisch, jedoch möchte ich an dieser Stelle bemerken, dass ich ein großer Fan durch das ganze Zusammenspiel bin!

Es ist einfach unglaublich erfrischend. Jojo’s Bizarre Adventure kann eindeutig, vor allem beim ersten Kontakt mit der Reihe, etwas sehr überstimulierendes haben, doch die Kreativität die in diesem wahrlichen Werk steckt ist kaum zu übertreffen. An manchen Stellen erwische ich mich zu denken, dass etwas so banal ist dass ein Kind es sich hätte ausdenken können aber vielleicht ist gerade das die Kunst, dass jemand Erwachsenes so etwas schreibt ohne sich ständig Gedanken zu machen, ob etwas überhaupt Sinn ergibt oder vielleicht nicht auf Anklang trifft, da es zu verrückt, zu bizarr sein könnte. Wenn ich drüber nachdenke fällt mir kaum etwas ein auf das ich das Wort „bizarr“ anwenden würde, was wirklich Schade ist, da bizarres wirklich gut, spannend oder noch viel besser, faszinierend, sein kann. 

Zuletzt möchte ich das Kernthema von Jojo’s Bizarre Adventure anschneiden, welches nicht direkt sichtbar ist, sich aber durch die gesamte Reihe zieht. Dieses Thema lautet „Schicksal“ und eröffnet an vielen Stellen natürlich auch Raum für philosophische Diskussionen. Ist unser Schicksal in Stein gemeißelt? (Staffel 5, Rolling Stones). Die Antwort darauf lautet in diesem Fall:“Ja.“ Das Kernproblem scheint zusein, dass das Schicksal im großen und Ganzen gegen die Familie Joestar spielt, doch Jojo’s mit ihrer widerspenstigen Natur stets versuchen ihr eigenes Schicksal oder das Schicksal ihrer Vertrauten zu bekämpfen. Ja, die Jojo’s meinen es eigentlich gut mit der Welt, doch manchmal ist die Welt einfach gegen uns. (In diesem Fall ist dieser Satz natürlich sehr übertragbar.) Und die Jojo’s weigern sich einfach in solch einer Welt zu leben. Natürlich ist dies nur, was ich auf die Schnelle in eine bald neun Parts umfassende Reihe hinein interpretieren konnte und andere Fans können völlig andere Auffassungen haben, doch das ist ja das (meistens) schöne an Medien, dass sie so viele unterschiedliche Bedeutungen für so viele Menschen haben können.

Das soll vorerst das Ende meines Beitrags über Jojo’s Bizarre Adventure sein, der sowieso mit fast vier Seiten viel zu lang geworden ist. 

Vielen Dank, wenn du bis zum Ende durchgehalten hast. Sage doch gerne deine Meinung zu der Reihe, ob dieser Blogeintrag deine Neugier entfacht hat oder ob dich schonmal herangewagt hast, die Reihe aber schrecklich findest. 


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Kommentare

Eine Antwort zu „Warum Jojo‘s Bizarre Adventure so bizarr ist und warum ich es deswegen nicht mehr loslassen kann, Emily“

  1. Avatar von Finja
    Finja

    Hi Emmy,
    du weißt ja mittlerweile, das ich eigentlich nicht wirklich viel mit Anime anfangen kann. Aber da ich mich Zeit zu Zeit auch im Internet aufhalte, ist mit Jojos tatsächlich schon mehrfach über den Weg gelaufen. Sei es das Thema des Soundtracks oder Menschen die es schaffen, in beeindruckenden Highheels die Dio Pose nachzustellen (ich verstehe bis heute nicht, wie man sich dabei nicht verletzt…). Auch wenn ich die Serie in absehbarer Zeit vermutlich nicht gucken oder lesen werde, finde ich besonders den Umgang mit Genderexpression und das Kosümdesign allgemein super interessant. Ich liebe die ausgefallenen Muster, Farben und Schnitte. Und es freut mich immer, Gendernonconformity repräsentiert zu sehen (was meiner Meinung nach leider viel zu selten passiert).
    Zudem finde ich es super interessant Menschen zuzuhören (oder eben zu lesen), wenn diese über ein Thema reden, wofür sie sich mit Leidenschaft interessieren. Selbst wenn mich das Thema an sich kaum interessiert. Da stört es mich auch nicht vier Seiten über eine Serie die ich vermutlich nie gucken/lesen werde zu lesen. 😄
    Liebe Grüße,
    Mikey
    P.S.: Ich habe dir ja gesagt, ich werde den ganzen Eintrag lesen 😉💕

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