Das Problem an True Crime – Theresa

Seit einer ganzen Weile schon ist das Interesse und die Beliebtheit von True Crime Formaten enorm gestiegen. Auch in den heute veröffentlichten Spotify Jahresrückblicken sieht man True Crime Podcasts häufig bei vielen weit oben auf der Liste. Die einen reizt es zu wissen, dass es auf einer wahren Begebenheit beruht, die anderen mögen die gemischten Gefühle, die dabei aufkommen: Wut, Angst, Mitleid, Neugierde und Schadenfreude. Zudem dient es auch der Unterhaltung.  Manche begeben sich auf eine Meta-Ebene und betrachten die Geschehnisse mit Abstand. Sie lernen und beurteilen.[1]

Für Zuschauende liefern die verschiedenen True Crime Formate also viele Vorteile. Aber leider gibt es auch eine Schattenseite, die nicht vergessen werden darf.

Die Beteiligten, sei es Opfer, Verwandte…, werden oftmals nicht nach ihrem Einverständnis gefragt. Da die Geschehnisse und Gerichtsprozesse oft veröffentlicht werden und somit zugänglich für andere sind, werden die Folgen oftmals ohne das Wissen veröffentlicht. Als Beispiel lässt sich hier die Serie „The Act“ heranziehen. Die Person, Gypsy Blanchard, um die es in der Serie geht, erklärt, nie ihr Einverständnis für die Serie gegeben zu haben und die Stiefmutter, dass sie das versprochene Geld, was sie bekommen sollte nie bekommen habe. Zudem behaupten andere Personen, dass Situationen, die in der Serie gezeigt werden nie so passiert seien. Die Nachbarin hat in der Hulu Serie Gypsy eine Zigarette gegeben, was laut der Stiefmutter so nie passiert sei. Man befürchte jetzt aber, dass das Ansehen und der Job der Nachbarin dadurch in Gefahr sei.[2]

Mit den Beteiligten wird also nicht gut umgegangen und das Veröffentlichen von solchen Serien und Podcasts hat für die Personen immense Konsequenzen. Hinzukommt die emotionale Last, wenn eine traumatische Erfahrung so groß wieder aufgegriffen und dadurch wieder neu durchlebt werden muss. Das war der Fall für den Cousin von einem Opfer von Jeffrey Dahmer. Durch die Netflix Serie „The Jeffrey Dahmer Story“ wurde er wieder an die Geschehnisse erinnert, was für ihn retraumatisierend war.[3]

Außerdem werden Täter*innen in den Serien und der True Crime Community nicht selten glorifiziert. Die Geschichte der Personen oder die Attraktivität mancher wird oft stark hervorgehoben und sogar bewundert, wodurch solche Straftaten oder Straftäter*innen stark romantisiert werden, wie im Falle von Ted Bundy. Gibt man einmal „Ted Bundy Merch“ bei Google ein, sind die Angebote groß, was T-Shirts oder andere Kleidungstücke mit seinem Gesicht drauf angeht. Auch die Fragen wie „Was ist dein Lieblingsfall?“, untermauern den respektlosen Umgang mit den Opfern.[4]

Natürlich gibt es auch positive Seiten an True Crime Folgen: man lernt einiges und bei ungelösten Fällen, können dadurch vielleicht auch neue Details entdeckt werden.

Man sollte aber nicht vergessen, dass echte Menschen, wie wir hinter diesen Fällen stecken und respektvoll mit deren Erfahrungen umgehen. Schließlich erwartet man selber ja auch in jeglicher Situation Respekt von anderen.

[1] https://web.de/magazine/wissen/psychologie/expertin-erklaert-lieben-true-crime-formate-35836070

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/The_Act_(Fernsehserie)

[3] https://www.kino.de/serie/dahmer-monster-the-jeffrey-dahmer-story-2022/news/aus-den-eigenen-reihen-netflix-mitarbeitern-erhebt-schwere-vorwuerfe-gegen-dahmer-serie/

[4] https://k.at/lifestyle-explainer/true-crime-community-toxisch/401738865


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Kommentare

2 Antworten zu „Das Problem an True Crime – Theresa“

  1. Avatar von Emily
    Emily

    Wow!
    Ich bin ehrlich gesagt nicht besonders in der True Crime Szene drin aber dieses Jahr war es schwer dem „Hype“ Rund um die Jeffrey Dahmer Serie auf Netflix zu umgehen. Auch da fand ich es schon schockierend, dass Menschen im Internet echte Mörder als Halloween Kostüm erwägten. Vor allem die Aussage „Was ist dein lieblings Fall?“ finde ich schockierend und schwierig zu nutzen, da wie du bereits aufgewiesen hast, es hier nicht um fiktive Geschichten, sondern um echte Gräueltaten geht.
    Auch das es Serienmörder-Merch gibt finde ich schockierend. Man möchte meinen sowas würde verurteilt und auf gar keinen Fall unterstützt werden, was solche Produkte aber auf eine Art und Weise tun.
    Danke für diesen spannenden Beitrag!

  2. Avatar von Mia
    Mia

    Liebe Theresa,
    ich finde deine Themenwahl für deinen Blogeintrag sehr interessant gewählt. Ich habe selbst einige Zeit darüber nachgedacht, ob ich nicht mal in so einen TrueCrime Podcast reinhören sollte (vor allem weil ich so ein großer Podcast Fan bin), aber mich hat immer das Reale dahinter abgeschreckt. Ähnlich wie bei Horrorfilmen, wo es sich um komplette Fiction handelt, kriegen ich bei solchen Genres immer schlimme Albträume. Mir gefällt die Herangehensweise an dieses doch zum Teil heikle Thema. Die Beleuchtung beider Seiten gelingt dir richtig gut. Ich stimme dir zu, dass viele Menschen vergessen, dass es sich dabei nicht um Fantasiegeschichten handelt, sondern um reale Begebenheiten. Mir ist dabei, genau wie bei Emily der Hybe um die Netflix über Jeffrey Dahmer in den Sinn gekommen. Es ist für mich unbegreiflich wie Menschen jegliche Chance nutzen um Erlebnisse zu kommerzialisieren ohne dabei die Einverständnisse aller Beteiligten bzw. Betroffenen zu haben. Da frag ich mich wirklich wo die moralischen Wertesystemen bei den fraglichen Personen abgeblieben sind.

    Liebe Grüße
    Mia

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