Das Objekt, das vor mir liegt, ist eine relativ kleine Glaskugel. Benutzt wird diese wahrscheinlich als Deko. Die Glaskugel hat etwa die Größe eines Flummis, damit sie stehen kann ist unten eine Abflachung. Innen in der Kugel liegt eine Blüte, diese ist weiß und weist rosa/lila Akzente in den inneren Blütenblättern auf. Unter der großen Blüte liegt noch eine Art kleine weiße Unterblüte. In der oberen Hälfte der Kugel sind 6 kleine Bläschen erkennbar, eines davon liegt über der geöffneten Blüte, die anderen sind drum herum gereiht. Beide Blüten bestehen wahrscheinlich aus einem Papierstoff, die Glaskugel ist wie es der Name schon verrät aus Glas. Obwohl die Kugel so klein ist, ist sie doch extrem schwer. Sie fühlt sich angenehm glatt an, die Blüte kann ich nicht fühlen, aber ich denke sie wird sich weich anfühlen. Das Innere der Kugel (Die Blüte und die Bläschen) kann man nicht einfach schütteln, wie bei einer Schneekugel, es ist nämlich in der Kugel gefestigt und bewegt sich nicht. Die Besitzerin hat dem Objekt den Namen „Floralis“ gegeben.
Zunächst würde man vermuten, dass dies eine ganz gewöhnliche Glaskugel sei, es ist auf dem ersten Blick ja nichts Ungewöhnliches an ihr zu erkennen. Doch Floralis ist weder gewöhnlich, noch ein lebloses Objekt. Ganz im Gegenteil in ihr verbirgt sich mehr Leben und Gefühl, als man sich vorstellen kann…
„Floralis beobachtet die Welt nun schon sehr lange. Seit Jahrhunderten wird sie nun weitergegeben. Sie hat schon viele Leben gesehen und zahlreiche Menschen in ihrem Alltag begleitet. Manche arbeiten viel zu Hause, andere sind viel auf Reisen. Manche sind glücklich und ausgelassen, andere wiederum gestresst und eingenommen von ihrem Alltag. Floralis wohnte bereits an den verschiedensten Orten: In großen oder kleinen Häusern, in leeren oder vollgestellten Wohnungen, auf dem Land oder in der Stadt, am Meer oder im Gebirge. Sie stand schon auf Tischen in Esszimmern, auf Regalen in Wohnzimmern, oder auf Nachttischen in Schlafzimmern. Am häufigsten aber steht sie auf Fensterbänken (das ist wohl der beste Platz für so eine Glaskugel an sichtlich der Menschen). Auf Fensterbänken kann Floralis viel entdecken: Sie sieht wie die Blätter sich verändern zu jeder Jahreszeit, wenn sie fallen im Herbst, und wenn sie grün werden im Frühling. Sie sieht wenn draußen der erste Schnee fällt und die Kinder rausstürmen um darin zu spielen, genauso sieht sie sie reinrennen wenn es gewittert. Sie wird morgens von der Sonne geweckt, und abends vom Mond zum Schlafen gerufen. Sie hört das Meer draußen rauschen, in dem die Möwen sich baden und den Wind toben, indem die Vögel fliegen.… Fliegen, Frei sein, das würde Floralis auch gerne. Sie beneidet insgeheim all diejenigen, die die große weite Welt außerhalb ihrer kleinen Glaskugel entdecken können. Alle die fliegen können, die rennen können, die draußen im Schnee spielen, oder im Meer baden. All das was Floralis nie selbst erleben kann, davon träumt sie. In ihren Träumen hört sie den Wind nicht nur toben, nein sie fliegt wie ein Vogel und lässt sich von ihm tragen, sie hört das Meer nicht nur rauschen, sie badet darin und lässt sich treiben, denn sie ist frei! Sie tut all das in ihrer Fantasie, was sie in Echt Tag für Tag, Ort für Ort, Generation für Generation sieht.
Und so vergehen eben die Jahre… Orte wechseln sich, genauso wie Menschen. Kinder werden geboren, wachsen heran, werden Erwachsen und neue Kinder werden geboren. Familien verlassen ihr zu Hause, und andere ziehen ein. Die Blätter fallen und die Blätter kommen erneut. Es kommt Leben und es geht Leben. So ist eben der Kreislauf der Dinge. Aber Floralis bleibt weiterhin stehen. Auf ihrem Regal, ihrem Nachttisch oder ihrer geliebten Fensterbank. Von da aus, wo sie die Welt und ihre Bewohner sehnsüchtig beobachtet: Sieht wie sie lieben und leben, auf einer Art, die ihr immer verwehrt bleiben wird. Ein Leben außerhalb ihrer Glaskugelwelt. So träumt Floralis eben von dieser wunderbaren, unerreichbaren Welt: Tag für Tag, Ort, für Ort, Generation für Generation …“
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