Der Fall von Ikarus, Emily

Die Ikarus Sage und warum sie heute noch signifikant ist:

Vor kurzem habe ich begonnen mir einen Einblick in die Welt der Podcasts zu verschaffen und da ich großes Interesse an dem Zeitalter der Antike und griechisch-römischen Sagen habe habe ich mir den Podcast „Einfach Antike“ angehört, spezifisch eine Folge in denen die Moderatoren über die Ikarus Sage sprechen. 

Die Ikarus Sage sollte soziemlich jeder schon einmal im Ansatz gehört haben. Kurz gefasst: der geniale Erfinder Daedalus und sein Sohn Ikarus werden in einem Turm gefangen gehalten, sie wollen entkommen, also baut Daedalus Flügel, dessen Federn mit Wachs befestigt sind. Er warnt den jungen Ikarus davor, während dem Flug bloß nicht zu nah an die Sonne heran zu fliegen und auch nicht zu nah an die Gischt des Meeres, da die Sonneneinstrahlung als auch das Salzwasser die Flügel beschädigen könnte. 

Die beiden starten ihren Fluchtversuch und genau wie erhofft funktionieren die von Daedalus entworfenen Flügel. Schnell wird Ikarus, jedoch, übermütig und fängt an, begeistert von der erlangten Freiheit, die Flügel unvorsichtig auszutesten. Gegen jegliche Warnung seines Vaters fliegt er höher und höher Richtung Sonne und dann geschieht das wovor Daedalus ihn zu warnen versuchte. Das Wachs schmilzt an und so wie die Flügel Federn verlieren, verliert Ikarus die Kontrolle und stürzt schließlich ins Meer. 

Natürlich gibt es wie bei so vielen Mythen verschiedene Erzählungen, dies sollte jedoch grob der gleiche Geschichtsverlauf bei allen sein. 

Nun ist die Frage, was bedeutet das alles eigentlich? Und wieso ist diese Sage, oder vielleicht auch andere Sagen, heute noch von Relevanz? 

Ich möchte da gerne mit einem Anhaltspunkt seiner Zeit beginnen. In vielen griechisch-römischen Sagen, wenn nicht sogar der großen Mehrheit, ist die Hybris ein zentrales Thema. Das Wort Hybris kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Hochmut. Die Hybris ist ein wichtiges Thema, da sie in den Sagen sehr oft den menschlichen Charakteren zum Verhängnis wurde, da sie sich über die Götter, ihr Schicksal oder die Natur selbst stellten. Als Folge dessen werden sie von den Göttern oder Naturgewalten, wie im (wortwörtlichen) Fall von Ikarus, bestraft. 

Hier kann man die Sage trotzdem auf viele Arten interpretieren, ob es Daedalus war, der die Natur mit seinen Erfindungen herausfordert oder Ikarus, welcher sich selbst oder die Sicherheit der Flügel überschätzt. Es könnte auch die Lehre enthalten dass man auf seine Eltern hören sollte, da diese schon wissen was richtig ist. Auch das ist möglich, wenn man bedenkt welch starke Bedeutung Familie in der Antike hatte. 

Fakt ist, dass die Sagen von Daedalus und Ikarus bis heute eine gewisse Relevanz beibehält. Künstler verschiedener Epochen zogen die Geschichte zur Inspiration so etwa gibt es verschiedene Steinreliefs mit Abbildungen der Sage, malte der Künstler Pieter Bruegel „Landschaft mit dem Sturz des Ikarus“ um 1555-1568, der deutsche Künstler Werner Holz malte „Ikarus – Symbolische Komposition“ (1983), die Schriftstellerin Eveline Hasler schrieb eine neue Version des Mythos anhand des Charakters einer Schweizer Juristin, die sich ihre Ziele zu hoch steckte („Die Wachsflügelfrau“, Zürich 1991). 

Auch die britische Band Bastille bediente sich der Ikarus Symbolik in ihrem Song „Icarus“, in dem es um einen Mann geht, welcher einen waghalsigen Lebensstil lebt, da er keinen Sinn in seiner eigenen Zukunft sieht. 

Wie man sieht beschäftigt die Geschichte von Ikarus auch heute Menschen und man kann diesen Mythos auf viele Arten und Weisen auslegen. Selbstüberschätzung, Waghalsigkeit, Überschätzung der Technik? Es ist alles möglich und vielleicht ist gerade diese Ambiguität der Grund warum Ikarus und seine Geschichte uns heute noch auf Trab halten.

Egal ob Bastille, Kontra K, in der Videospielbranche (Kid Icarus Reihe), in der Kunst oder anderen sowohl modernen als auch Medien anderer Epochen, das Ikarus-Motiv ist immer wieder zu finden. 

 


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