Jedes Mal, wenn eine Person erzählt, dass sie aus Bielefeld kommt folgt ein „Bielefeld? Das gibt es doch gar nicht haha“. Es muss schon nervig sein, sowas ständig zu hören. Aber woher kommt es eigentlich, dass gefühlt ganz Deutschland die Existenz Bielefelds leugnet?
1993 hatten Studierende beim ersten Kontakt mit anderen auf einer Party die Frage „Von wo kommst du denn?“ bestimmt so häufig gehört, wie wir in der O-Woche. Als ein Student dann mit Bielefeld antwortete, sagte ein anderer aus Spaß Bielefeld gebe es doch gar nicht und alle anderen erzählten, noch nie in Bielefeld gewesen zu sein. Das war also der Anfang der Bielefeld-Verschwörung.
Zu der Theorie wurden immer mehr Details dazu gesponnen und von einem auf der Party Anwesenden veröffentlicht, um ursprünglich Verschwörungstheorien ins Lächerliche zu ziehen. Tja, dass es soweit kommt, dass manche glauben, die Stadt existiere gar nicht, sondern würde nur von zum Beispiel der CIA oder Außerirdischen vorgetäuscht werden, um andere Dinge, wie den Eingang nach Atlantis zu verheimlichen, hätte niemand zu dem Zeitpunkt ahnen können.[1]
Aber wie kam es dazu, dass ein ganzes Land von dieser Verschwörungstheorie weiß?
Die Verschwörung wurde zunächst primär durch analoge Gespräche verbreitet und dadurch untermauert, dass die Autobahnabfahrt nach Bielefeld in dieser Zeit gesperrt war. Als die Theorie dann auch im Internet ihre Runde machte, wusste schnell fast ganz Deutschland Bescheid.
Unterstützt wurde diese Verbreitung zudem durch verschiedene Serien oder Lieder, die diese Thematik aufgriffen. So erwähnte selbst die Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer ihrer Reden 2012, doch tatsächlich mal in Bielefeld gewesen zu sein.[2]
Fast 30 Jahre ist die genannte Studierendenparty jetzt her. Dennoch, als ich in der O-Woche auf eine Person traf, die aus Bielefeld kommt, wurde der Satz „Bielefeld gibt es doch gar nicht“ nicht nur einmal erwähnt. Jedes Mal folgt diesem Satz ein kleines Lachen von beiden Seiten aus. Vielleicht ist es bei der Person aus Bielefeld nur ein höffliches Lächeln, das schon zur Routine geworden ist. Bei der Person, die diese Aussage gebracht hat, ist es oftmals zum einen ein ernst gemeintes Lachen, zum anderen aber auch ein eher beschämendes, da der Witz schon sehr offensichtlich auf der Hand liegt. Ich muss gestehen, dass auch bei mir das „Bielefeld gibt es doch gar nicht“ schon eine Sekunde nach dem ich wusste, dass die Person aus der O-Woche aus Bielefeld kommt, auf meiner Zunge brannte.
Schon verrückt das Ganze.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Bielefeld-Verschw%C3%B6rung
[2] https://www.bielefeldmillion.de/bielefeld-verschwoerung/
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