Wenn ich im vergangenen Jahr etwas lernen musste, dann wahrscheinlich das. Egal was man sich ausmalt, plant und hofft, am Ende hat man einfach keinen Einfluss auf alles und die Garantie, dass etwas genauso kommt wie man es sich wünscht ist niemals bei 100%.
Vor genau einem Jahr habe ich mein erstes Studium an der Eberhard-Karls Universität in dem Fach Koreanistik in Tübingen begonnen. Damals war ich fest überzeugt ich könne einen Umzug 6 Stunden entfernt von allem mir bekannten gut gebrauchen. Frische Luft und Platz genau die Person zu sein, die ich glaubte in einer 13.000. Einwohner Ortschaft nicht sein zu können. Niemals hätte ich dabei erwartet, dass nicht nur zu wenig Platz ein Problem sein könnte, sondern auch zu viel.
Dort angekommen ging für mich die Hölle los und es dauerte nicht lange bis sich die psychische Belastung auch auf mein physisches Wohlbefinden ausgewirkt hat und ich so krank wurde, dass ich mich nur noch zurückgezogen habe und die Tage abwartete um zurück nach Hause zu kommen, wo ich dann auch blieb und das Studium nach 4, zum größten Teil unerfüllten Wochen, aufgab.
Ohne Zweifel war dies die richtige Entscheidung für mich, doch das nahm dem ganzen nicht die Tragik und die Sorgen, die ich mir danach machte. Die gesamte Abitur Phase verbrachte ich damit zu planen, zu träumen, zu hoffen und das Endergebnis, wobei ich mir so sicher war es sei das richtige für mich, einfach so dahin. Nun müssen Alternativen her. Einen Aushilfsjob in eine Buchhandlung konnte ich ja schließlich nicht immer machen und auch die Arbeit im Testzentrum war absehbar.
Die kulturelle Richtung hatte mich aber nicht losgelassen. Wenn ich Studiere, dann schon etwas in dem Bereich der mich schon immer interessiert hat. Vielleicht war Koreanistik zu spezifisch? Vielleicht wäre ein Studiengang mit mehr Möglichkeiten zur Personalisierung besser für mich?
Als die Bewerbungsphase startete bewarb ich mich an vielen Universitäten im Kultur-, Medien- und Politikbereich. Jeder kennt es, die Ungewissheit, keine andere Möglichkeit haben als abzuwarten, noch nicht wissen, wo man in einigen Wochen Leben wird und sich einem komplett neuen Umfeld anpassen muss.
Nach ungefähr 3 Monaten des Wartens, hat sich alles ergeben. Ich nahm das Studium der Kultur- und der Politikwissenschaft an der Universiät Bremen an, bekam schnell einen Platz im Wohnheim „Emmy“. Das war es nun, die neue Stadt in der ich leben würde, die Universität, die ich besuchen würde und womit ich den Anfang meiner Zwanziger erstmal verbringen würde.
Vielleicht macht mir das vorherige Studium den Anfang leichter, da ich alles in einer anderen Form schonmal gemacht habe, aber vielleicht auch schwieriger, da ich beim ersten Mal mich so geirrt habe und so viel Enttäuschung von mir selbst einstecken musste. Die Wochen bevor das Studium losging waren eine turbulente Achterbahnfahrt der Gefühle. Ist studieren überhaupt das was ich will? Was wenn ich mich wieder irre? Was wenn die Leute mich nicht mögen? Und so viel mehr Fragen kreisten ihre Runden in meinen Gedanken.
Was ich dabei zu vergessen schien war: Aller Anfang ist schwer. Jeder von uns fängt gerade erst an, hat auch etwas abgebrochen und ist vielleicht auch ganz neu hergezogen.
Als die O-Woche begann stellte ich schnell fest, dass die Menschen in meinem Studiengang sehr freundlich sind, der Umgang miteinander hat keine besonderen Regeln nur weil wir an einer Universität sind, alle möchten wissen, wie es weiter geht, wer dabei ist, was wir voreinander lernen können. Wir haben viele Dinge zusammen gemacht, bei denen man auch immer wieder mit neuen Mitstudierenden ins Gespräch kam und erneut feststellen konnte wie unterschiedlich die Menschen sind, aber auch wie spannend und bereichernd es ist von so vielen Meinungen, Geschichten und Möglichkeiten umgeben zu sein. Der Studiengang gefällt mir auch sehr gut. Einige Themen habe ich erwartet, andere überraschten mich, da ich nie darüber nachgedacht habe, dass sie zur Kulturwissenschaft gehören. Alles in allem ist dies für jeden von uns eine Zeit des Wachstums, die Zeit in der wir herausfinden wer wir sein wollen, wo wir hin wollen und uns von allem neuen was wir sehen und dazulernen inspirieren lassen.
Soweit bin ich mit den Zufällen, Entscheidungen und Taten die mich hierhin geführt haben zufrieden, auch wenn ich mir oft gewünscht habe anderes wäre passiert, kommt es am Ende wahrscheinlich doch immer anders und es ist immer nur die Frage, was wir aus der Situation, die uns gegeben wurde, machen.
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