Welche Heterogenitätsdimensionen spielen im naturwissenschaftlich-technischen Unterricht eine besondere Rolle?

19.06.2019 von Yeliz Kurban

1. Im Rahmen eines Projekttages dürfen die Schüler*innen der 3b wählen, ob sie lieber Naturgegenstände sammeln und damit ein Wald-Mandala gestalten oder aber in Bäumen aufgehängte Nistkästen abhängen und reparieren möchten. Sandra interessiert sich mehr für die Nistkästenaufgabe, wählt aber wie die meisten anderen Mädchen der Klasse das Mandala-Vorhaben. Finden Sie mögliche Erklärungen für diese Entscheidung vor dem Hintergrund der „grundlegenden psychologischen Bedürfnisse“ nach Deci und Ryan (1993).

In dieser Situation hatte Sandra die Möglichkeit, nach ihrem eigenen Interesse eine Aufgabe auszuwählen. Dass sie sich trotzdem gegen die Aufgabe entschied, die mehr ihrem Sinn entsprach, hängt womöglich damit zusammen, dass ein genderspezifischer Gruppenzwang besteht, welchem selbst heute von vielen Lehrkräften nicht entgegen gewirkt wird. Gerade in dem Alter, in dem die Schüler*innen der Klasse 3b vermutlich sind (ca. 9 Jahre), ist Ausgrenzung und Mobbing ein großes Thema. Daher denke ich, dass dies auch ein Einflussfaktor sein könnte.

 

2. Welche didaktischen Entscheidungen konterkarieren in dieser Situation (paradoxer Weise?) für den Großteil der 3b die Förderung vielfältiger Interessen?

Zum einen wird den Schüler*innen die Entscheidung überlassen, welche Aufgabe sie lieber bearbeiten möchten. Zum anderen wird aber nicht darauf eingegangen, dass junge Schüler*innen leicht beeinflussbar sind und sich dadurch nicht zwangsläufig nach ihrem Interesse, sondern nach ihrem eigenen Geschlecht orientieren oder in Gruppenarbeiten lieber mit ihren Freunden*innen zusammenarbeiten. 

 

3. Eine Kollegin berichtet im Lehrer*innenzimmer, dass sie im Werkunterricht bei Partnerarbeiten meist Junge/Mädchen kombiniert, um Kompetenzunterschiede auszugleichen. Kommentieren Sie diesen Ansatz mit Blick auf verschiedene denkbare Ausprägungen technikbezogener Selbstkonzepte der Schülerinnen und Schüler.

Meiner Meinung nach sollte es keinem Kind zugeschrieben werden, geschlechtszpezifisch kategorisiert zu werden und dadurch angenommen werden, es sei deshalb in einem bestimmten Fach oder einer bestimmten Tätigkeit besser oder schlechter. Diese Entscheidung sollte nicht vom Geschlecht abhängen, sondern den eigenen Interessen entsprechen. Auf diese Weise würde man als Lehrkraft die Einteilung in die typischen Geschlechterrollen eher unterstützen, als dass man dagegen angehen würde.

 

4. Sie möchten eine Bachelorarbeit zu gendersensiblem Sachunterricht schreiben. Formulieren Sie eine mögliche Forschungsfrage hierzu und erläutern Sie, inwiefern Unterrichtsbeobachtungen oder Befragungen von Schüler*innen bzw. Lehrer*innen für Ihre Bearbeitung der Forschungsfrage hilfreich sein könnten.

„Inwiefern kann man behaupten, dass die naturwissenschaftlichen Aspekte des Sachunterrichts die Jungen einer dritten Klasse eher ansprechen als die Mädchen?“

Man kann bei Einzelarbeiten besser die Stärken und Schwächen, und die Interessen und Desinteressen der Kinder beobachten, als bei Gruppenarbeiten oder Vorträgen der Lehrkraft. Daher denke ich, dass man anhand von Beobachtungen eine Einschätzung für die Antwort dieser Frage bekommen könnte, wenn man sich eine passende Situation für die Beobachtung aussucht. Die Befragung könnte einem vielleicht einige Einblicke gewähren, allerdings müsste man darauf achten, dass die Befragten sich ohne äußerliche Beeinflussung äußern.

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