Abschlussreflexion

16.08.2019 von Yeliz Kurban

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf

a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und

b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

Wenn ich mich an die Ringvorlesung zurückerinnere, ist das erste Thema, was mir einfällt, die Heterogenität in einer Klasse. Mit diesem Begriff sind viele Kommilitonen*innen, so wie ich, bereits vorher vertraut geworden, besonders die Studierenden mit dem Fach Inklusive Pädagogik. Uns wurde oftmals vor Augen geführt, wie wichtig es als angehende Lehrkraft sei, die Heterogenität zu berücksichtigen. Jedoch war es größtenteils unklar, was die Heterogenität alles umfasst. Mithilfe der Ringvorlesung „BAUMHET – Umgang mit Heterogenität“ wurde mir nun klar, wie weit der Aspekt Heterogenität reicht.

Mein erstes großes Fach in meinem Studium ist die Germanistik. In diesem Fach war die gendersensible Literatur von großer Bedeutung, denn die stereotypischen Rollenverteilungen sollen in der Schule nicht weiter gefördert werden. Gerade im Deutschunterricht, z.B. bei der Auswahl von Lektüren, sollen die stereotypischen Rollenverteilungen dringend vermieden werden. Bei der Auswahl von (Grund-)Schullektüren soll also berücksichtigt werden, dass keine typischen Rollenverteilungen vertreten sind. Da ich zurzeit an einer Grundschule tätig bin, habe ich beobachten können, dass die Lehrkräfte bereits auf solche Aspekte Rücksicht nehmen. Auch während meiner Vorbereitung auf das POE im Fach Deutsch habe ich erkennen können, dass unsere Seminarleitung, die auch eine Grundschullehrerin ist, gegen die stereotypischen Rollenverteilungen vorgeht und verschiedene Bilderbücher zur Auswahl stellt, in denen z.B. Mädchen gerne Fußball spielen oder Jungen leidenschaftlich gerne Lesen. Aus ihrer Auswahl können sich ihre Schüler*innen letztendlich für eines der Lektüren entscheiden, an denen sie besonders interessiert sind.

Auch werden immer mehr Lehrer für das Fach Deutsch gesucht, um die Anzahl an männlichen Lesevorbildern zu vergrößern, damit die Vorstellung, dass Mädchen lieber, mehr und besser Lesen, als die Jungen, widerlegt werden kann. Das Lesen soll nicht als eine „weibliche Kulturpraxis“ erhalten bleiben, sondern durch die männlichen Lesevorbilder Jungen dazu begeistern (vgl. Schmitt-Rößer, 2011).

Ein weiterer großer Aspekt der Heterogenität war die Mehrsprachigkeit der Schüler*innen mit Migrationshintergrund. Während sicherlich viele Lehrkräfte dazu tendieren würden, die deutschsprachigen Defizite als Nachteil anzusehen, gibt es manch andere, die sich auf das konzentrieren, was die betroffenen Schüler*innen schon können und wie man daran ansetzen kann, um die Defizite dieser Kinder zu decken (vgl. Andrea Daase, Folie 26). Um die Gefahr zu senken, dass die Schüler*innen mit Deutsch als Erstsprache von den sprachlichen Defiziten der Kinder mit Migrationshintergrund profitieren, sollten also die Leistungen der Kinder nicht an ihren Deutschkenntnissen festgelegt werden, denn sonst würde für die mehrsprachigen Schüler*innen keine Chancengleichheit bestehen, da sich der Erwerb der bildungssprachlichen Kompetenz über mehrere Jahre hinzieht (vgl. Andrea Daase, Folie 23).

Mit Bezug auf mein zweites großes Fach Sachunterricht wurde die Frage „Welche Heterogenitätsdimensionen spielen für die naturwissenschaftlich-technischen Perspektiven des Sachunterrichts eine besondere Rolle und inwiefern?“ behandelt. Kurz gefasst war die Antwort auf diese Frage sowohl der Aspekt Gender, als auch die sprachliche Heterogenität. Unter Gender fallen die Punkte Interessenentwicklung und Identitätsentwicklung/ Selbstkonzept. Wie auch im Deutschunterricht besteht im Sachunterricht die Gefahr, dass die stereotypische Rollenverteilung die wahren Interessen der Kinder durch z.B. Gruppenzwang unterdrückt und die Schüler*innen dementsprechend in eine Richtung lenkt. Während die Mädchen sich nicht (mehr) für Naturwissenschaften interessieren könnten/ würden, würden sich die Jungen z.B. vom Malen, Lesen, Stricken etc. distanzieren.

Bezüglich des Faches Erziehungswissenschaften fand ich erstaunlich, dass weitaus mehr als nur die Lehrkraft Einfluss auf die schulischen Leistungen der Schüler*innen hat. Die Lehrperson trägt 21% auf den Einfluss bei, des Weiteren 18% der Unterricht und 14% das Elternhaus, 20% der Curricula, 10% die Schule und 17% die Lernenden (vgl. Zierer, 2015). Das bedeutet, dass alle bzw. viele Faktoren mitwirken müssen, damit ein guter Einfluss auf die schulischen Leistungen der Kinder besteht.

Eine weitere interessante Studie lernte ich in dem Vortrag von Herrn Schmidt-Bocherding kennen, in der Schneider, Körkel und Weinert im Jahre 1989 mithilfe eines Tests überprüften, ob das Vorwissen oder die Intelligenz der Kinder für eine bessere Aufgabenlösung sorgten. In dem Versuch stellte sich heraus, dass Kinder mit Vorwissen und weniger Intelligenz die Aufgaben besser lösten als Kinder mit hoher Intelligenz und wenig bzw. keinem Vorwissen. Nichtsdestotrotz ist die Zusammenwirkung von Intelligenz und Vorwissen die beste Voraussetzung für die Leistungen der Schüler*innen.

 

  1. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema BAUMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Als größte Herausforderung sehe ich den Umgang mit Mehrsprachigkeit der Schüler*innen mit Migrationshintergrund an. Dies ist ein sehr komplexes Thema und bedarf viel Zeit und Mühe zur Lösungsfindung. Ich finde es sowohl interessant, als auch schwer, einen Weg zu finden, mit gegebenem Personal, Zeit und Materialien den sprachlich benachteiligten Kindern die Chance zu geben, genauso gut sein zu können wie Kinder, die in ihrer Erstsprache unterrichtet werden. Ich möchte verstehen, wie meine Lehrer*innen es damals geschafft haben, mir diese Möglichkeit zu geben und möchte es selber noch besser machen. Ich finde es bewundernswert, dass Kinder in einem jungen Alter eine neue Sprache und gleichzeitig die Unterrichtsinhalte lernen und möchte ihnen mit dabei mit meiner Hilfe und Unterstützung gerne ihre Arbeit erleichtern.

Ein weiterer Themenbereich, der mein Interesse weckt, ist „Leistungen wahrnehmen, rückmelden und beurteilen“. Für mich ist es wichtig, fair zu sein und den Kindern eine gerechte Rückmeldung geben zu können. Zurzeit finde ich es noch schwer, alle Schüler*innen einer Klasse gleichzeitig im Auge zu behalten. Außerdem möchte vermeiden, dass Schüler*innen gute Leistungen mit Freude und Belohnungen, schlechte Leistungen hingegen mit Ärger und Angst verbinden. Dazu gehört besonders die Zusammenarbeit mit den Eltern, da diese ihre Kinder für schlechte Leistungen nicht selten mit z.B. Hausarrest bestrafen. Ich möchte mich mit einem reinem Gewissen mit den Schülern*innen, als auch mit ihren Eltern über die Leistungen und die Mitarbeit in der Schule austauschen können und Verbesserungsvorschläge machen oder entgegennehmen wollen.

 

  1. Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten?

Wie ich bereits zuvor in der dritten Aufgabe erwähnt hatte, sind meine Interessengebiete gleichzeitig auch Herausforderungen für mich. Den richtigen Umgang mit Mehrsprachigkeit sehe ich persönlich als meine größte Herausforderung. Viel zu oft bekommt man davon zu hören, dass aufgrund von Lehrermangel bei der Abwesenheit der zugehörigen Lehrkraft bspw. aufgrund von Krankheiten Fächer wie z.B. Deutsch benachteiligt werden, da keine Vertretungskräfte gefunden werden können. Auch fehlt oft Personal für Nachhilfeprogramme oder ähnliches, was die Möglichkeit einschränkt, die Kinder mit Förderbedarf, in diesem Falle Flüchtlingskinder oder Kinder mit Migrationshintergrund im Fach Deutsch, zu fördern.

Ich denke, dass im Uni-Kontext nicht mehr als Seminare und Vorlesungen zu diesem Thema gemacht werden kann. Jedoch fehlt uns die praktische Erfahrung zu dieser Art von Problemen. Daher denke ich, dass es hilfreich ist, während des Studiums an einer Grundschule zu arbeiten, da ich viele Aspekte erst dann gesehen und verstanden habe.

Erlesene Geschlechter – Genderkompetenzen im Literaturunterricht

26.06.2019 von Yeliz Kurban

  1. Theoriebezogene Reflexion der Vorlesungsinhalte:
    Erörtern Sie die zentrale Bedeutung der Lektüreauswahl im Kontext der Ansatzpunkte (Vermittler*innen, Rezipient*innen, Kompetenzziele, Lerngegenstände) eines gendersensiblen Literaturunterrichts!

Bei der Auswahl einer Lektüre ist es als Vermittler*in besonders wichtig zu beachten, dass die Auswahl passend für die Leser, also Rezipient*innen ausgesucht wird. Gerade in der Grundschule hat es eine große Bedeutung, den Kindern Anschlussmöglichkeiten zu bieten, damit das Interesse und Verständnis (Kinder können sich mit Figuren aus der Lektüre identifizieren) geweckt wird. Da gewöhnlicherweise eine Klasse aus Schülerinnen und Schülern besteht, sollte daher beachtet werden, dass viele unterschiedliche Interessengebiete herrschen können. Lektüren, die Klischees über stereotypische Rollenbilder enthalten und somit vorgeben, woran die Geschlechter interessiert sein müssen, worin sich ihre Stärken und Schwächen befinden und weiteres, sollten meiner Meinung nach sehr vorsichtig oder gar nicht behandelt werden.

  1. Reflexion eigener Praxiserfahrungen zum jeweiligen Thema:
    Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit den einzelnen Ansatzpunkten gendersensiblen Literaturunterrichts gemacht?

Bisher habe ich nicht viel bezüglich des Themas „Gendersensibler Literaturunterricht“ beobachten können. Was mir einfällt ist, dass oftmals die „typischen Interessen/Hobbies“ von Jungen, als eine Leidenschaft eines Mädchens in einer Aufgabe oder Lektüre dargestellt wurden. Ein Beispiel dafür ist das Bilderbuch „Lena hat nur Fußball im Kopf“. 

  1. Generierung möglicher (Praxis-)Beobachtungs- und Forschungsfragen: Welche der angeführten Genderdimensionen scheint Ihnen für die Praxis besonders interessant? Formulieren Sie dazu 1-3 Fragen!

Kann man mithilfe von angemessen ausgewählten Lektüren die Vorstellung von stereotypischen Rollenbildern als Ideal beseitigen?

Wie geht man in der Schule mit Transsexualität um und kann dies auch als Thema in einer Lektüre behandelt werden?

Welche Heterogenitätsdimensionen spielen im naturwissenschaftlich-technischen Unterricht eine besondere Rolle?

19.06.2019 von Yeliz Kurban

1. Im Rahmen eines Projekttages dürfen die Schüler*innen der 3b wählen, ob sie lieber Naturgegenstände sammeln und damit ein Wald-Mandala gestalten oder aber in Bäumen aufgehängte Nistkästen abhängen und reparieren möchten. Sandra interessiert sich mehr für die Nistkästenaufgabe, wählt aber wie die meisten anderen Mädchen der Klasse das Mandala-Vorhaben. Finden Sie mögliche Erklärungen für diese Entscheidung vor dem Hintergrund der „grundlegenden psychologischen Bedürfnisse“ nach Deci und Ryan (1993).

In dieser Situation hatte Sandra die Möglichkeit, nach ihrem eigenen Interesse eine Aufgabe auszuwählen. Dass sie sich trotzdem gegen die Aufgabe entschied, die mehr ihrem Sinn entsprach, hängt womöglich damit zusammen, dass ein genderspezifischer Gruppenzwang besteht, welchem selbst heute von vielen Lehrkräften nicht entgegen gewirkt wird. Gerade in dem Alter, in dem die Schüler*innen der Klasse 3b vermutlich sind (ca. 9 Jahre), ist Ausgrenzung und Mobbing ein großes Thema. Daher denke ich, dass dies auch ein Einflussfaktor sein könnte.

 

2. Welche didaktischen Entscheidungen konterkarieren in dieser Situation (paradoxer Weise?) für den Großteil der 3b die Förderung vielfältiger Interessen?

Zum einen wird den Schüler*innen die Entscheidung überlassen, welche Aufgabe sie lieber bearbeiten möchten. Zum anderen wird aber nicht darauf eingegangen, dass junge Schüler*innen leicht beeinflussbar sind und sich dadurch nicht zwangsläufig nach ihrem Interesse, sondern nach ihrem eigenen Geschlecht orientieren oder in Gruppenarbeiten lieber mit ihren Freunden*innen zusammenarbeiten. 

 

3. Eine Kollegin berichtet im Lehrer*innenzimmer, dass sie im Werkunterricht bei Partnerarbeiten meist Junge/Mädchen kombiniert, um Kompetenzunterschiede auszugleichen. Kommentieren Sie diesen Ansatz mit Blick auf verschiedene denkbare Ausprägungen technikbezogener Selbstkonzepte der Schülerinnen und Schüler.

Meiner Meinung nach sollte es keinem Kind zugeschrieben werden, geschlechtszpezifisch kategorisiert zu werden und dadurch angenommen werden, es sei deshalb in einem bestimmten Fach oder einer bestimmten Tätigkeit besser oder schlechter. Diese Entscheidung sollte nicht vom Geschlecht abhängen, sondern den eigenen Interessen entsprechen. Auf diese Weise würde man als Lehrkraft die Einteilung in die typischen Geschlechterrollen eher unterstützen, als dass man dagegen angehen würde.

 

4. Sie möchten eine Bachelorarbeit zu gendersensiblem Sachunterricht schreiben. Formulieren Sie eine mögliche Forschungsfrage hierzu und erläutern Sie, inwiefern Unterrichtsbeobachtungen oder Befragungen von Schüler*innen bzw. Lehrer*innen für Ihre Bearbeitung der Forschungsfrage hilfreich sein könnten.

„Inwiefern kann man behaupten, dass die naturwissenschaftlichen Aspekte des Sachunterrichts die Jungen einer dritten Klasse eher ansprechen als die Mädchen?“

Man kann bei Einzelarbeiten besser die Stärken und Schwächen, und die Interessen und Desinteressen der Kinder beobachten, als bei Gruppenarbeiten oder Vorträgen der Lehrkraft. Daher denke ich, dass man anhand von Beobachtungen eine Einschätzung für die Antwort dieser Frage bekommen könnte, wenn man sich eine passende Situation für die Beobachtung aussucht. Die Befragung könnte einem vielleicht einige Einblicke gewähren, allerdings müsste man darauf achten, dass die Befragten sich ohne äußerliche Beeinflussung äußern.

Schule für wirklich alle? Ziele Herausforderungen, Beispiele

12.06.2019 von Yeliz Kurban

1. Welcher heutige Inhalt (insb. aus dem Inputteil von N. Korff) war anschlussfähig oder widersprüchlich zu einem Inhalt ihres bisherigen Studiums?
Nennen Sie mindestens einen anschlussfähigen oder einen widersprüchlichen Aspekt (mit Quelle/Herkunft aus dem Studium) und erläutern Sie genauer warum und was sie daraus für sich schlussfolgern.[Sie dürfen gerne auch mehrere Aspekte benennen, aber Pflicht ist einer.

Seit dem Beginn meines Studiums stoße ich regelmäßig auf den Begriff „Heterogenität“. Wir haben uns bisher schon sehr intensiv mit dem Themenbereich beschäftigt, wie z.B. in der Vorlesung von Prof. Dr. Baar im ersten Studiensemester. Auch in anderen Seminaren gehörte dieses Thema häufig zu dem Inhalt. Zudem wurde der Aspekt Inklusion daran angeknüpft, da wir über ein neues Schulsystem belehrt werden, bei dem die Verschiedenheiten und Benachteiligungen von Kindern nicht dazu führen sollten, dass Kinder ,vor allem in ihrer Grundschulzeit, unterschieden und kategorisiert werden und z.B. dadurch an Sonderschulen o.ä. unterrichtet werden. 

2. Wo finden sich in Ihrer Praxiserfahrung gelungene Beispiele, in denen sich – zumindest in Ansätzen – Elemente wiederfinden, die von den Studierenden der Lernreise als wichtige Aspekte einer gelingenden (inklusiven) Schulentwicklung entdeckt wurden? Beschreiben Sie ein möglichst konkretes Beispiel und erläutern kurz inwiefern es zu den einem Aspekt der Lernreise-Poster passt [Sollte Ihnen gar kein Positivbeispiel einfallen: Beschreiben Sie eine noch nicht gelungene Situation und formulieren zwei konkrete Vorschläge wie diese weiter entwickelt werden könnte im Sinne der von der Lernreise mitgebrachten Faktoren]

Während meines Orientierungspraktikums hatte ich die Möglichkeit, einen Einblick in mehrere Klassen zu bekommen. Darunter verbrachte ich einen Tag mit einer ersten Klasse, in der eine schwerhörige Schülerin gewesen ist. Der Klassenlehrer dieser Klasse besaß ein Gerät, welches er wie ein Schlüsselband um sein Hals trug. Dieses Gerät schien mit dem Hörgerät des Mädchens verbunden zu sein, sodass er nach Bedarf einen Knopf betätigen konnte, mit dem er für die Schülerin deutlicher zu hören war. Wenn der Klassenlehrer mit ihr oder mit der ganzen Klasse sprach, neue Themen erklärte oder Aufgaben besprach, schaltete er sein Gerät an, sodass die Schülerin seine Stimme besser hören konnte. Sprach er jedoch während einer Einzelarbeitsphase mit anderen Kindern, blieb das Gerät ausgeschaltet, um sie mit den Geräuschen nicht zu irritieren oder abzulenken. Von dieser Lösung war ich fasziniert, weil dies eine gute Möglichkeit für das Mädchen war, eine gesundheitliche Hörbeeinträchtigung zu umgehen und gleichermaßen wie alle anderen Schüler*innen, die Themeninhalte mitzubekommen.

3. Welches – kleine, konkrete und erreichbare – Ziel zur Reduktion von Barrieren könnten Sie sich für Ihre nächste Unterrichtseinheit im Studium setzen?

Als Ziel zur Reduktion von Barrieren nehme ich mir, in Zukunft genau so gut mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen von Kindern umgehen zu können und mithilfe von neuer Technik und Methoden ebenso hilfreiche Lösungen zu finden, um diesen Kindern die Chance zu bieten, auf dem gleichen Level wie die Mitschüler zu sein. Behinderungen oder Beeinträchtigungen sollen bezüglich der Chancengleichheit möglichst keine Rolle spielen.

Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion

Fragen bzgl. der Vorlesung von Dr. Giesler

1. Reflektieren Sie, inwiefern Ihr eigener Englisch- (bzw. Fremdsprachen-) Unterrichtsfunktionale und formale Aspekte beinhaltete.
Mein erster Kontakt mit dem Englischunterricht fand in der dritten Klasse statt. Wenn ich mich an diese Zeit zurück erinnere, fallen mir viele Momente ein, in denen wir mit der ganzen Klasse sangen und spiele spielten. Des weiteren erinnere ich mich an unser Arbeitsheft „Sally“, mit dem wir regelmäßig arbeiteten. Oft durften wir zum Abschluss einer Aufgabe die im Heft abgebildeten Tiere oder Objekte ausmalen. Das Lernen von Vokabeln war auch ein wichtiger Aspekt im Unterricht, störte uns Kinder jedoch keineswegs, da auch hier viel Spaß damit verbunden war.
Es ist also deutlich zu erkennen, dass der Englischunterricht in meiner Klasse sowohl funktionale, als auch formale Aspekte beinhaltete. Ich persönlich würde behaupten, dass die unterrichtsfunktionalen Aspekte sogar im Vordergrund standen, da mithilfe von Liedern und Spielen, wie z.B. „Simon says“, ein großer Wert auf das Verstehen und Ausdrücken der Sprache gelegt wurde.
2. Diskutieren Sie davon ausgehend, welche Fähigkeiten ein „guter Fremdsprachenlerner“ in Ihrer Schulzeit mitbringen musste und inwiefern dies den curricularen Vorgaben für die Grundschule (funktionaler Fokus: „Entwicklung der Sprachfähigkeit“) entsprechen würde.
Als „guter Fremdsprachenlerner“ durfte als aller erstes die Motivation und der Spaß nicht fehlen. Unsere Englischlehrerin empfand es für sehr wichtig, dass wir stets mit Freude den Unterricht begannen. Darauf aufbauend war auch die Mitarbeit und die Teilnahme von großer Bedeutung. 
Abgesehen von den bereits aufgeführten Punkten war das Lernen von neuen Wörtern und die möglichst schnelle Erweiterung des englischen Wortschatzes eine weitere Voraussetzung. Wenn die Anzahl an Fehlern in z.B. Tests, in anderen bearbeiteten Aufgaben oder gar mündlich gering war, wurde man dementsprechend als guter Fremdsprachenlerner angesehen.
Fragen bzgl. der kommenden Vorlesung von Prof. Korff
3. Die Anbahnung eines Perspektivwechsels durch Reflexion eigener Praxiserfahrungen zum jeweiligen Thema

Welche Schüler*innen sind Ihnen in der konkreten (eigenen) Praxis bisher begegnet, bei denen Sie noch Unterstützung benötigt hätten, um sie gut in den Unterricht einzubinden? Wobei hätten Sie dieses Kind gerne noch (besser) unterstützt?

Während meines Orientierungspraktikums bin ich auf einen Schüler, namens D., aufmerksam geworden, dessen Deutschkenntnisse nicht sehr ausgeprägt waren. D. hatte bereits im Deutschunterricht und in einigen Situationen mit der Kommunikation und Verständnis hinsichtlich der deutschen Sprache Schwierigkeiten. Dementsprechend erweiterten sich seine Probleme auf den Englischunterricht. Er war zwar sehr motiviert mitzumachen, merkte aber oft auch selber, dass er sich mit der Sprache schwer tat. Ich denke, es wäre für D. von Vorteil, wenn er zusätzliche Hilfe von einer Lehrkraft erhalten würde. D. war kein Schüler, der an der Lernzeit im Anschluss der Regelschulzeit teilnahm. Möglicherweise wäre es sinnvoll, wenn seine Eltern ihn für die Lernzeit anmelden würden, damit er in der Hausaufgabenbetreuung individuelle Förderung erhalten könnte.

 

4. Die Generierung möglicher (Praxis-)Beobachtungs- und Forschungsfragen

Welche Fragen haben Sie an die Sitzung zur inklusiven Pädagogik mit Fokus dis/ability?Formulieren Sie ein bis zwei möglichst konkrete Fragen. Diese können sich auf inhaltliche Aspekte aber auch auf das Schulsystem beziehen.

Wie kann ich als angehende Lehrkraft zusätzliche Unterstützung für Kinder mit Förderbedarf erhalten?

Inwiefern ist die Gleichsetzung der Schüler*innen einer Grundschulklasse sinnvoll, wenn einige Kinder mehr Unterstützung benötigen als die anderen?

Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

1. In der Lehrerkonferenz diskutieren Sie die Empfehlungen für die jeweilige weiterführende Schule der einzelnen Schüler*innen. Für einen Schüler, der vor zwei Jahren nach Deutschland und nach einiger Zeit in der Vorklasse in Ihre Klasse gekommen ist, soll – lediglich aufgrund seiner Deutschkenntnisse – von einer Empfehlung für das Gymnasium abgesehen werden. Nehmen Sie auf Basis der Inhalte der Vorlesung Stellung dazu.

Schüler*innen lediglich aufgrund deren Sprachkenntnisse zu beurteilen, steht für mich außerhalb einer Debatte, da die Leistungen nicht an Sprach- oder Deutschkenntnissen festgelegt werden können und somit die Empfehlung für das Gymnasium davon unabhängig gesetzt werden sollte, wenn die restlichen Leistungen dem Gymnasium entsprechend sind. So würde sich die Gefahr senken, dass die Fokussierung allein auf die Deutschkenntnisse beschränkt wird, ohne dass Schüler*innen, die Deutsch als Erstsprache sprechen, davon profitieren, dass sie die Sprache als Standardsprache beherrschen, weil sich der Erwerb der bildungssprachlichen Kompetenz über mehrere Jahre hinzieht (siehe Folie 45).

Zitat: „Statt defizitorientierte Sicht „das können sie nicht“ ressourcenorientierter Ansatz „das können sie schon, wie kann ich das nutzen, um darauf aufzubauen für das, was sie noch lernen müssen?““ (Folie 52)

Das Zitat besagt, dass man als Lehrender eine weitere Sichtweise hinzufügen sollte, damit man den mehrsprachig aufwachsenden Lernenden entgegenkommen und diese dann mithilfe neuer Methoden unterstützen und fördern kann, um ihnen das Lernen damit zu erleichtern.

 

2. Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und oder Praxiserfahrungen) haben Sie bislang gemacht? Diskutieren Sie die Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung.

In meiner eigenen Grundschulzeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich die einzige Schülerin mit meiner Erstsprache in der Klasse gewesen bin. Dadurch, dass keiner meiner Mitschüler*innen oder Lehrer*innen meine Sprache beherrschte, hätte mir bei einem Verständnisproblem keiner helfen können. Auch zu Hause konnte mir wenig Hilfe geboten werden, da meine Familie deutsche Fachkenntnisse nicht vollständig beherrschte.

An der Schule, wo ich mein Praktikum ausgeführt habe, war dies nicht der Fall. Hier bin ich vielen Kindern begegnet, die Deutsch nicht als Erstsprache sprechen. Es wird vom Kollegium viel Wert darauf gelegt, dass die betroffenen Schüler*innen in ihren Defiziten gefördert werden. Ich konnte beobachten, dass die Schüler*innen in der unterrichtsfreien Zeit weiterhin bei der deutschen Sprache geblieben sind und nicht in ihre Erstsprache gewechselt haben. Daraus schließe ich, dass die Förderung des Kollegiums Erfolg hat und die Schüler*innen der deutschen Sprache näher gebracht werden.

 

3. Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftigen Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch?

In Zukunft würde ich gerne gezielt darauf achten, dass ich für die betroffenen Kinder mehr Nachsicht bei bestimmten Aufgaben zeige und bei Bedarf individuell angepasste Aufgaben bereitstellen kann. Da ich bisher noch keine Unterrichtsstunde gestaltet habe, kann ich nicht einschätzen, wie hoch der Aufwand dafür sein würde und inwiefern dies umsetzbar wäre. 

 

4. Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein. Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?

Ich persönlich denke, dass die Kinder, die Deutsch nicht als Erstsprache sprechen, nicht als benachteiligt angesehen werden sollten. Es sollten Förderangebote und Unterstützung seitens der Lehrkräfte zur Verfügung gestellt werden. Dies würde voraussetzen, dass mehr die Lehrenden diesbezüglich mehr/ besser geschult werden sollten. 

Leistungen wahrnehmen, rückmelden und beurteilen!

1. Welche Zusammenhänge zwischen der Leistungsheterogenität der Kinder und dem Einfluss von Lehrerinnen und Lehrern auf den Bildungserfolg unter Berücksichtigung der pädagogischen Forderungen sind für sie heute deutlich geworden?

In der heutigen Vorlesung wurde für mich deutlich, dass Lehrer*innen einen geringeren Einfluss auf den Bildungserfolg haben, als ich es vermutet hätte. Der schulische Bildungserfolg der Kinder werde von fünf verschiedenen Faktoren beeinflusst, laut einer Studie. Die Lehrer*innen, mit einer Einwirkung von 20-25% auf den Bildungserfolg der Schüler*innen, seien einer dieser Faktoren, wohingegen die anderen vier Faktoren sich zusammensetzen aus dem Elternhaus, der Schule, dem Unterricht und der Curricula. Diese fünf Faktoren müssen also am Bildungsprozess der Kinder beteiligt sein, um ihre Bildungserfolge zu garantieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Berücksichtigung der Leistungsheterogenität der Kinder. Verschiedene Fähigkeiten und Geschwindigkeiten stoßen in einer Klasse aufeinander, wobei die Lehrkraft die Verantwortung trägt, auf diese Unterschiede der Kinder einzugehen, um die Kinder somit individuell fördern zu können.

 

2. Welche Herausforderungen im Bereich Leistungswahrnehmung, -rückmeldung und -beurteilung haben Sie in Ihren bisherigen Praxisphasen kennengelernt und wie haben Sie oder die Lehrperson in der schulischen Praxis reagiert?

Während meiner Praktikumszeit in einer dritten Schulklasse durfte ich beobachten, wie die Leistungswahrnehmung, Leistungsrückmeldung und Leistungsbeurteilung stattgefunden hat. Für jedes der Kinder wurde ein Buch angefertigt, in dem die Klassenlehrerin eintragen konnte, welche Erwartungen und Forderungen seitens des Kindes erfüllt werden konnten und welche besonderen Fähigkeiten oder Schwierigkeiten des Kindes erkannt werden konnten. Dieses Buch sollte als Überblick für die Lehrkraft selbst, dem Kind und dessen Eltern dienen, da alle erwähnten Beteiligten Zugriff auf dieses Buch hatten. Des weiteren besitzt jedes Kind ein Logbuch, welches mehrere Zwecke zugleich erfüllen soll. Zum einen ist es dafür geeignet, dass die Schüler*innen ihre Hausaufgaben notieren und wichtige Elternbriefe einheften können, zum anderen wird das Logbuch von den Lehrkräften oftmals dafür verwendet, um andere wichtige Mitteilungen oder Vermahnungen in Form von Notizen einzutragen, um die Eltern darauf aufmerksam zu machen.

 

3. Welche Forschungsfragen wäre für Sie relevant, wenn Sie sich z.B. das Bremer KompoLei-Modell im Rahmen Ihres PraxisForschungsProjekt im EW-L P3 Model näher anschauen wollen würden?

Mich würde dabei interessieren, wie sich die Elemente des Bremer KompoLei-Modell’s in die Praxis umsetzen lassen würden und inwiefern diese auch wirklich in den Unterricht mit eingebunden werden würden.

 

4. In wie fern lässt sich die Position von H. Fend „Leistungsbeurteilung als Werkzeug zur Aufrechterhaltung von Ungleichheiten“ vom Bildungssystem her ableiten und aus heutiger Sicht diskutieren?

In der Aussage von H. Fend „Leistungsbeurteilung als Werkzeug zur Aufrechterhaltung von Ungleichheiten“  ist gemeint, dass durch Leistungsbeurteilungen, wie z.B. eine Notenvergabe, die Ungleichheiten weiterhin erhalten werden. Eine individuelle Bewertung ist dabei für gewöhnlich ausgeschlossen, da die Leistungen Kinder miteinander verglichen werden und die Heterogenität außer Acht fällt. 

rv03

04.05.2019 von Yeliz Kurban

1. Erläutern Sie den Einfluss von Intelligenz und Vorwissen auf den Lernerfolg. In welchem Verhältnis stehen diese beiden Heterogenitätsdimensionen? Und was muss man tun, um ihren jeweiligen Einfluss empirisch zu untersuchen?

Die beiden Heterogenitätsdimensionen Intelligenz und Vorwissen haben einen sehr großen Einfluss auf den Lernerfolg eines Menschen. Da man von nur einer dieser Dimensionen keinen großen Nutzen hat, sagt man, dass die Intelligenz und Vorwissen korrelieren. Denn Intelligenz allein reicht nicht aus, da einem das Wissen dazu fehlt, die Intelligenz richtig zu nutzen. Andererseits nützt dem Menschen auch nicht das Wissen, wenn die Intelligenz mangelt, da auf diese Weise das Vorwissen nicht richtig eingesetzt werden kann. Folgendermaßen stehen die zwei Heterogenitätsdimensionen in Wechselwirkung zueinander. Beide dieser Dimensionen im Einklang beeinflussen die Lernerfolge der Kinder, daran angeknüpft kann nämlich intelligentes Lernen und Wissen resultieren. In der Studie von Schneider, Körkel und Weinert wird der Einfluss der Dimensionen mithilfe einer Aufgabe untersucht, die von 500 Schüler*innen unterschiedlicher Jahrgangsstufen bearbeitet wurde. Dabei stellte sich heraus, dass das Vorwissen einen größeren Einfluss als die Intelligenz hat, da die Schüler*innen mit einem guten Vorwissen bessere Ergebnisse erzielten, als die Schüler*innen mit einer hohen Intelligenz.

 

2. (Wie) sind Sie bisher mit dem (heterogenen) Vorwissen Ihrer SuS umgegangen? Und: Welche (evtl. negativen) Erfahrungen haben Sie schon mit mangelnder Kenntnis oder falschen Annahmen über den (Vor-)Wissensstand Ihrer SuS gemacht?

Glücklicherweise habe ich bislang noch keine negativen Erfahrungen bezüglich mangelnder Kenntnisse oder falschen Annahmen machen müssen. Während meines Orientierungspraktikums war ich in einer dritten Klasse. Da in dieser Klasse seit dem Einschulungsjahr kein Lehrer*innenwechsel stattgefunden hatte, kannten sich die Lehrkräfte sehr gut mit den Kindern und deren Wissen aus. Besonders die Klassenlehrerin kannte sich bestens aus und wusste genau, welche Kinder gut an neuen Unterrichtsinhalten anknüpfen konnten und welche Kinder etwas mehr Zeit und Hilfe benötigen würden. Viele Aufgaben waren so gestaltet, dass Kinder mit einem Vorwissen einen Bezug zu ihrer Lebenswelt herstellen konnten und bei schneller Bearbeitung den anderen Kindern helfen durften. Die Schüler*innen ohne Vorwissen auf eine jeweilige Aufgabe oder Thema hatten genügend Unterstützung um sich neues Wissen anzueignen. Bei der Besprechung von Aufgaben durften Kinder mit Vorwissen häufig ihre Erfahrungen oder Kenntnisse mit ihrer Klasse teilen.

 

3. Einige Befunde der heutigen Sitzung waren für Sie möglicherweise überraschend. Oder Sie sehen einige der Forschungsergebnisse kritisch in Bezug auf Schule und Unterricht. Welche Forschungsfragen ergeben sich daraus (z.B. für Ihr nächstes Praktikum)? Und wie können Sie diese Fragen beantworten?

Mich persönlich würde interessieren, ob bei der Unterrichtsplanung von den Lehrkräften gezielt darauf geachtet wird, möglichst viel Inhalt einzubringen, bei dem davon ausgegangen wird, dass viele Kinder bereits über ein Vorwissen verfügen oder ob dieses Kriterium eher im Hintergrund steht. Um mir diese Frage beantworten zu können, wäre es sinnvoll, mich in meinen zukünftigen Praktika darüber zu informieren und das Gespräch mit Lehrkräften aufzusuchen.

Soziokulturelle Heterogenität

Unglücklicherweise habe ich bisher kaum Projekte, Maßnahmen oder Initiativen kennengelernt, in denen die soziokulturelle Heterogenität thematisiert wurde. Nichtsdestotrotz ist mir nach langer Überlegung etwas eingefallen, was ich miterleben durfte. Vor einigen Jahren, als ich das Gymnasium besuchte, wurde ich Zeugin einer guten Tat. Nachdem die Flüchtlingskrise ab 2015 begann, wurden immer mehr Asylsuchende in Verden, die Stadt in der ich wohne, aufgenommen. Die große Turnhalle unserer Schule wurde für uns Schüler*innen verschlossen und zur Unterkunft einiger Immigranten gemacht. Viele Flüchtlinge wurden in meiner Schule untergebracht, darunter auch einige Kinder. Nach einiger Zeit fing die Schule an, Schüler*innen zu suchen, die die deutsche und syrische Sprache beherrschten. Diese Schüler*innen wurden darum gebeten, die Flüchtlingskinder bei ihrer Integration zu unterstützen und ihnen die deutsche Sprache beizubringen. Darunter gab es auch Lehrkräfte, die bei dieser Aktion ihre Hilfe anboten um die syrischen Kinder zu unterrichten. Diese Hilfe wurde den Kindern mehrere Monate lang angeboten. Nach einiger Zeit konnten wir, die Schüler*innen des Gymnasiums, die Fortschritte der Kinder und ihre wiederkehrende Lebensfreude beobachten. 
Ich würde diese Hilfeaktion der Kategorie Ausländerpädagogik zuweisen, da die Adressaten*innen die ausländischen Schüler*innen sind, bzw. in diesem Fall die Flüchtlingskinder, die in das Schulsystem mit einbezogen werden. Sie werden dabei unterstützt, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren und Zukunftsaussichten für ein Leben in Deutschland zu haben.
Die Wirkung dieser Unterstützung war aus meiner Perspektive immens. Die Kinder entwickelten sich sprachlich so schnell, dass wir uns einige Monate nach dem Beginn dieser Aktion mit dem Einen oder Anderen unterhalten konnten. Zwar achteten wir darauf, langsam und deutlich zu sprechen, trotzdem war es bewundernswert, in einer solch kurzen Zeit eine neue Sprache zu erlernen und Konversationen führen zu können.
Nun stellt sich mir die Frage, wie diese Kinder hätten unterstützt werden können, wenn die Anzahl der Schüler*innen und Fachkräften, die sich mit beiden Sprachen auskannten und bereit waren, ehrenamtlich mehr Stunden in der Schule zu verbringen, nur sehr begrenzt gewesen wären? Und wie hätte man Vorgehen können, wenn diese Kinder auch untereinander die unterschiedlichsten Sprachen gesprochen hätten? Hätte man auch dann alle Betroffenen in einer Gruppe unterrichten können, oder wären in so einem Fall getrennte Gruppen effektiver?
Gerne würde ich in kommenden Praktika darauf achten, wie Kinder aus eingewanderten Familien unterstützt werden. Mich würde es interessieren, ob jedem Kind in einer ähnlichen Lage Hilfe angeboten wird. Welche Chancen werden solchen Kindern oder Familien geboten? In welchem Ausmaß ist eine Schule dazu im Stande, ihre Unterstützung anzubieten und Möglichkeiten zu schaffen, die es diesen Kindern ermöglichen würden, sich zu integrieren?

Soziokulturelle Heterogenität

13.04.2019 von Yeliz Kurban

 

Unglücklicherweise habe ich bisher kaum Projekte, Maßnahmen oder Initiativen kennengelernt, in denen die soziokulturelle Heterogenität thematisiert wurde. Nichtsdestotrotz ist mir nach langer Überlegung etwas eingefallen, was ich miterleben durfte. Vor einigen Jahren, als ich das Gymnasium besuchte, wurde ich Zeugin einer guten Tat. Nachdem die Flüchtlingskrise ab 2015 begann, wurden immer mehr Asylsuchende in Verden, die Stadt in der ich wohne, aufgenommen. Die große Turnhalle unserer Schule wurde für uns Schüler*innen verschlossen und zur Unterkunft einiger Immigranten gemacht. Viele Flüchtlinge wurden in meiner Schule untergebracht, darunter auch einige Kinder. Nach einiger Zeit fing die Schule an, Schüler*innen zu suchen, die die deutsche und syrische Sprache beherrschten. Diese Schüler*innen wurden darum gebeten, die Flüchtlingskinder bei ihrer Integration zu unterstützen und ihnen die deutsche Sprache beizubringen. Darunter gab es auch Lehrkräfte, die bei dieser Aktion ihre Hilfe anboten um die syrischen Kinder zu unterrichten. Diese Hilfe wurde den Kindern mehrere Monate lang angeboten. Nach einiger Zeit konnten wir, die Schüler*innen des Gymnasiums, die Fortschritte der Kinder und ihre wiederkehrende Lebensfreude beobachten. 

Ich würde diese Hilfeaktion der Kategorie Ausländerpädagogik zuweisen, da die Adressaten*innen die ausländischen Schüler*innen sind, bzw. in diesem Fall die Flüchtlingskinder, die in das Schulsystem mit einbezogen werden. Sie werden dabei unterstützt, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren und Zukunftsaussichten für ein Leben in Deutschland zu haben.  

Die Wirkung dieser Unterstützung war aus meiner Perspektive immens. Die Kinder entwickelten sich sprachlich so schnell, dass wir uns einige Monate nach dem Beginn dieser Aktion mit dem Einen oder Anderen unterhalten konnten. Zwar achteten wir darauf, langsam und deutlich zu sprechen, trotzdem war es bewundernswert, in einer solch kurzen Zeit eine neue Sprache zu erlernen und Konversationen führen zu können. 

Nun stellt sich mir die Frage, wie diese Kinder hätten unterstützt werden können, wenn die Anzahl der Schüler*innen und Fachkräften, die sich mit beiden Sprachen auskannten und bereit waren, ehrenamtlich mehr Stunden in der Schule zu verbringen, nur sehr begrenzt gewesen wären? Und wie hätte man Vorgehen können, wenn diese Kinder auch untereinander die unterschiedlichsten Sprachen gesprochen hätten? Hätte man auch dann alle Betroffenen in einer Gruppe unterrichten können, oder wären in so einem Fall getrennte Gruppen effektiver? 

Gerne würde ich in kommenden Praktika darauf achten, wie Kinder aus eingewanderten Familien unterstützt werden. Mich würde es interessieren, ob jedem Kind in einer ähnlichen Lage Hilfe angeboten wird. Welche Chancen werden solchen Kindern oder Familien geboten? In welchem Ausmaß ist eine Schule dazu im Stande, ihre Unterstützung anzubieten und Möglichkeiten zu schaffen, die es diesen Kindern ermöglichen würden, sich zu integrieren?