RV 06

Aufgabe 1 ) Wir haben in der Vorlesung eine Reduktion der Varietätenmodelle vor und die diatopische Kategorie (Raum) in den Fokus genommen (vgl. Vorlesungsfolien). Erläutern Sie bitte inwiefern sich weitere der angegebenen Kategorien (diaphasisch oder diastratisch) auch als im Allgemeinen relevant für den Umgang mit Heterogenität im Unterricht (jenseits des Fremdsprachenunterrichts) erweisen können und begründen Sie Ihre Antwort. Sie können dafür sowohl das strukturalistische als auch das soziolinguistische Modell verwenden, gern auch beide in Kombination.

Aufgabe 2 ) Sie selbst haben bereits Fremdsprachen im institutionellen Kontext gelernt. Ermitteln Sie zunächst, welche Varietät(en) Sie im Rahmen der gelernte(n) Fremdsprache(n) sprechen und worauf dies zurückzuführen ist. Im nächsten Schritt überlegen Sie bitte, ob Sie jemals damit konfrontiert worden sind, dass Sie Sprecher:innen anderer Varietäten dieser Sprachen begegnet sind und inwiefern die Kommunikation dadurch behindert bzw. bereichert oder davon gar nicht tangiert worden ist. Warum könnte es wichtig sein, sich die Existenz verschiedener Varietäten innerhalb einer Sprache zu vergegenwärtigen? Begründen Sie Ihre Antwort unter Einbezug eigener Erfahrungen oder Vorannahmen in diesem Kontext.

Aufgabe 3 ) Schauen Sie sich das folgende englischsprachige Video auf youtube an. https://www.youtube.com/watch?v=e2SCWjKYR-w: Language as a mirror of society / Francisco Moreno Fernández (2020). Identifizieren Sie drei Elemente aus dem Video heraus, die auf die Existenz von Varietäten hinweisen und erläutern Sie, welche Begründung Prof. Moreno Fernández für Existenz und Relevanz von Varietäten (in diesem Fall des Spanischen) anführt.

 

1.)

Im Folgenden möchte ich das strukturalistische Modell nach Eugenio Coseriu (1973) erwähnen, da ich denke, dass diese Kategorie für den Umgang mit Heterogenität im Klassenzimmer von großer Relevanz ist. Neben der in der Vorlesung diskutierten diatopischen Variation, die die Entstehung von Variationen im Dialekt durch unterschiedliche Sprachausdrücke in verschiedenen geografischen Gebieten beschreibt, werden auch diastrische Variationen erwähnt. Die diastatische Dimension wird in Soziolekten ausgedrückt, die anzeigen sollen, dass der Sprecher einer bestimmten sozialen Klasse angehört. Der Empfänger kann auf diese Weise die Kategorie des Absenders (Oberschicht, Mittelschicht, Unterschicht) erraten. Mithilfe des Modells der sozialen Sprache macht Malcom Offord deutlich, dass Menschen durch die Kommunikation mit Menschen verschiedener Sprachen sehr persönliche Details über diese Person erfahren können. Einschließlich das Geschlecht, das Alter, die geografische Herkunft und den sozioökonomischen Status. Wenn es um den Umgang mit Heterogenität im Unterricht geht, sollte beachtet werden, dass die SchülerInnen unterschiedliche Soziolekte sprechen, da nicht alle derselben sozialen Klasse angehören. Meiner Meinung nach sollte man als Lehrer versuchen, den eigenen Soziolekt so zu formen, dass sich alle Schüler mit ihm identifizieren können.

2.)

Im Englischunterricht der Sekundarstufe hat meine Lehrerin, die selbst in Amerika gelebt hat, die englische Sprache überwiegend auf amerikanisch unterrichtet. Des öfteren hat sie darauf geachtet, dass wir entweder ausschließlich britisches Englisch oder amerikanisches Englisch schreiben oder sprechen. Des öfteren wurden SchülerInnen gelobt, wenn man Texte in einem amerikanischen Akzent vorgetragen hat. So haben viele, inklusive mir, das amerikanische Englisch übernommen. In der Oberstufe lag der Fokus jedoch mehr auf das britische Englisch, was nicht zwingend ein Nachteil war, denn es wurde den SchülerInnen überlassen, in welchem Englisch wir uns ausdrücken (schriftlich, mündlich), Hauptsache es bleibe einheitlich. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, sich mit den unterschiedlichen Varianten einer Sprache auseinanderzusetzen und gegebenenfalls zu erlernen, um die unterschiedliche Entwicklung der Sprache nachzuvollziehen und selber anzuwenden.

3.)

Francisco Moreno Fernández begründet die Existenz der Varietäten mit drei unterschiedlichen Begebenheiten. Zum einen durch Geschichte, Migration und politische Geschehen. Er zeigt, dass die spanische Sprache eine große Anpassungsfähigkeit aufweist und aus mehreren Kulturen adaptiert wurde.

Prof. Fernandéz sagt, dass neue Wörter einer Sprache durch Migration und Integration entstehen können. Sprache verändere sich, sobald das Land eine neue politische oder soziale Ausrichtung annehme. Laut Fernandez lassen sich die Medien auch als Grund für Veränderung zurückführen. Er zeigt, dass Menschen durch ihre Sprache ihre Identität und ihre Zugehörigkeit vermitteln.

Ein Kommentar

  1. Hallo Soraya,
    danke für Deinen Beitrag. Deine Beantwortung der ersten Frage kann ich nicht ganz nachvollziehen. Falls ich das falsch verstanden habe oder Du meine Ansichten anders siehst, würde ich mich über einen Kommentar auf meinen freuen!

    Zu 1) In Bezug auf den Unterricht finde ich es in Ordnung zu sagen, dass der Lehrer nicht zwingend mit ungeklärten Fachbegriffen um sich werfen sollte. Dennoch glaube ich nicht, dass man den an die Schüler*innen angepassten Soziolekt der Lehrer*innen als Voraussetzung oder Aspekt eines guten Unterrichts sehen sollte. Unangemessen fände ich es, wenn sich die Lehrkraft der Jugendsprache, also dem Soziolekt beziehungsweise der diastratischen Varietät der Schüler*innen, anpasst. Wie bereits von Dir angemerkt wurde, hängt der Soziolekt auch vom Alter ab und ich fände es nicht gerade individuell und souverän, wenn sich die Lehrkraft jeder Altersgruppe anpassen würde. Man spricht immer von Individualität, dementsprechend finde ich es nicht gerecht zu sagen, dass Lehrer*innen sich anpassen sollten, sie sollten lediglich in bestimmten Situationen den informelleren Sprachgebrauch einsetzen.

    Zu 2) Wie Du bereits sagtest, haben die meisten in ihrer Schullaufbahn amerikanischen und britisches Englisch gelernt. Den Punkt der Vermischung beider Varietäten finde ich angebracht und nachvollziehbar. Auch, dass Du Dir durch Serien und Filme eher amerikanisches Englisch angeeignet hast, finde ich erwähnenswert, da dies heutzutage vielen Englischlerner*innen passiert. Bei mir war es ähnlich. In den ersten Jahren des Englischunterrichts wurde explizit britisches Englisch unterrichtet. Wenn ich mich recht entsinne, durfte aber auch amerikanisches Englisch gesprochen werden, wenn dies beispielsweise in der Familie gesprochen wurde. Später lernten wir dann auch amerikanisches Englisch. Hier wurde dann aber auch britisches Englisch akzeptiert.

    Zu 3)
    Ergänzend zu der Erläuterung von Varietäten könnte man sagen, dass diese sich beispielsweise durch den Kolonialismus herauskristallisierten.
    Ein Beispiel für die andauernde Entwicklung neuer Wörter aus dem Video wäre „Luca“, welches eine umgangssprachliche Bedeutung für „1000 Pesos“ ist.
    Eine sprachliche Varietät ist also auch immer ein Identitätsmerkmal der Menschen.

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