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RV05 – Heterogenitätskategorie Gender

  1. Erläutern Sie das in der Vorlesung thematisierte Spannungsfeld zwischen Inszenierung und Zuschreiben in Bezug auf Genderdynamiken und -pädagogik in der Schule. Nehmen Sie dafür Bezug auf die in der Vorlesung genannten theoretischen Ansätze. 

Das Spannungsfeld zwischen Inszienierung und Zuschreibung von Gender ist vor allem in der Schule zu finden. Obwohl die Koedukation an Schulen realisiert wird, kristallisieren sich noch heute Unterschiede im Umgang mit Schülerinnen und Schüler. Beispielsweise werden die Mädchen vor allem in Mintfächern und die Jungen in sprachlichen Fächern von Lehrkräften benachteiligt (Faulstich-Wieland 1995, S. 128; Gildemeister 2009). Zudem wird davon ausgegangen, dass Mädchen im Unterricht ruhiger, disziplinierter und aufmerksamer auftreten (Stalmann 1991, S. 54). Laut „Zwei- Drittel- Aufmerksamkeitsgesetz“ sind die Jungen im Unterricht verhaltensauffälliger und bekommen daher die meiste Aufmerksamkeit. Wichtig finde ich auch den Ansatz von Schnack und Neutzling, welcher besagt, dass die Jungen „Kleine Helden in Not“ sind, die sich nach Zugängen bzw. männlichen Vorbildern sehnen.
Oftmals pauschalisieren Lehrkräfte ihre bisherigen Erfahrungen, die sie mit geschlechtsunterschiedlichen SuS gewonnen haben und „stecken“ die Mädchen und Jungen in bestimmte Genderrollen. Aus diesem Grund sind größtenteils Lehrkräfte für Gender-Zuschreibungen verantwortlich, da sie Stereotype prägen, statt abzubauen. Erwähnenswert ist daher, dass der Ansatz reflexive Koedukation adäquat umgesetzt und das Augenmerk auf die Ressourcenorientierung statt Defizitorientierung gewidmet werden muss. Das Einbinden von männlichen Lehrkräften ist dabei wichtig, um allen SuS eine Vielfalt an Vorbilder zu gewähren.

  1. Reflektieren Sie ihre bisherigen Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusivon.

Wenn ich an meine Schulzeit zurück denke, erinnere ich mich eine Situation mit „Genderplay“ in Bezug auf das Heterogenitätsfeld Leistung, die bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Im Sportunterricht habe ich eine deutliche Benachteiligung der Mädchen gespürt, wenn es darum ging Teams für ein Ballspiel zu bilden. Meine Lehrkraft hat immer zwei leistungsstarke Schüler ausgewählt, diese wiederum die Team-Mitglieder auswählt haben. Während zu Beginn alle Jungen nacheinander aufgerufen wurden, haben die Mädchen darauf gewartet auch mal erwähnt zu werden. Am Ende sind die übrig gebliebenen Mädchen durch Jammer und üble Sprüche wie „Oh ne“ oder „Sie ist schlecht“ zugeteilt worden. In diese Entscheidungsprozesse wurden die Mädchen nicht integriert, sondern anhand vorhandener Stereotype als „leistungsschwach“/„schlecht“ etikettiert. Trotz aktiver und engagierter Teilnahme am Sportunterricht hat meine Lehrerin die Mädchen tendenziell schlechter als die Jungen benotet und das zum Teil bei gleicher Leistung. Individuelle Stärken, Schwächen und auch Bemühungen hat sie nicht berücksichtigt, sondern SuS an ihrem Leistungsstandard bemessen. Zumindest war das meine Wahrnehmung.

  1. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, auch hier möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion, um deutlich zu machen, dass die Kategorie Gender nicht für sich steht, sondern andere Dimensionen von Heterogenität oftmals wesentlich mit beeinflusst.

Im Rahmen eines Praktikums würde ich gerne untersuchen nach welchen Kriterien LuL die Leistung der Jungen und Mädchen bewertet. Dabei wäre es interessant festzustellen, ob die Lehrkraft sich von ihren bisherigen Erfahrungen beeinflussen lässt oder sich individuell der Sache nährt. Mögliche Beobachtungsfrage: Worin unterscheidet sich die Leistungsbewertung von Mädchen und Jungen?