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RV12- Abschlussreflexion

Die Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität“ hat mir viele unbekannte Themen nähergebracht und mich mit Wissen bereichert. Außerdem wurde ich auf unterschiedliche „Problemsituationen“, die mir in der Schule begegnen können, sensibilisiert. 

Besonders angesprochen hat mich zum einen die Heterogenitätskategorie „Gender“ bzw. die Ringvorlesung „erlesene Geschlechter“, da sie meines Erachtens zu wenig thematisiert wird. Die Lehrkraft als Vermittler*in hat einen bedeutsamen Einfluss auf die Lesesozialisation sowie Lesemotivation aller Schülerinnen und Schüler. Um beide Geschlechter zu erreichen, muss eine Vielfalt an Lesevorbildern vorhanden sein, die männlich und weiblich geprägt sind. Intendiert wird dabei das Entgegenwirken von Geschlechterklischees, die Jungs beim Lesen entmutigen. Die gemeinsame Auswahl einer Lektüre kann dabei helfen, thematische Präferenzen von Mädchen und Jungs zu erfassen und dahingehend zukünftig zu arbeiten. Außerdem ist wichtig, dass in der Lektüre Protagonisten auftauchen, die der gewöhnlichen Genderordnung nicht entsprechen, um durch genderabweichendes Verhalten bisherige Rollenmuster aufzubrechen und zu erweitern. Neu und interessant sind für mich die fünf vermeintlichen Achsen der Differenz gewesen (vgl. Phillip, 2011). 

Die Ringvorlesung mit dem Schwerpunkt Gendersensibler Sachunterricht hat mich besonders interessiert, da ich kein ISSU studiere und bislang nichts darüber wusste. Zur Erklärung der Aufgabenauswahl einer Schülerin wurde die „grundlegenden psychologischen Bedürfnisse“ nach Deci und Ryan (1993) herangezogen. Diese sind Kompetenzerleben, die Selbstbestimmung oder Autonomie und die soziale Eingebundenheit. Die zugehörigen Fragestellungen zu dieser RV04 habe ich mit  Vergnügen bearbeitet. 

Einen bleibenden Eindruck hat auch die Ringvorlesung mit dem Schwerpunkt Mehrsprachigkeit bei mir hinterlassen. Eine wichtige Erkenntnis daraus für mich ist, dass die meisten Kinder, die Deutsch als Zweitsprache haben, bei Schuleintritt die Sprache soweit beherrschen, dass sie sich in grundlegende alltägliche Konversationen einbringen können. Diese Kinder sind somit im Rahmen der Alltagssprache unauffällig, aber der Bildungssprache bzw. der Sprachkompetenz nicht mächtig vgl. Fürstenau 2011, S. 35). Daher sehe ich eine Notwendigkeit darin formelle Sprachregister für alle Schüler*innen transparent zu machen, damit Kinder die im Kreis der Familie keinen Zugang dazu hatten, im sprachsensiblen Fachunterricht auch erreicht werden. Das Anfertigen lassen eines Sprachporträts ist eine tolle Methode, damit Schüler*innen sich zu den einzelnen Sprachen die sie kennen verorten. Durch den Einsatz von Sprachporträts kann man zu Schulbeginn einen erleichterten Zugang zur individuellen Mehrsprachigkeit aller Kinder finden. Eine weitere Erkenntnis für mein späteres Tätigkeitsfeld ist die SuS nicht zu homogenisieren und ihnen die Gelegenheit zu geben, selber zu entscheiden, was ihre Muttersprache sowie Zweit- und Fremdsprache ist. Um allen Kindern die gleichen Chancen zu gewähren müssen Lücken ermittelt und durch ein sprachsensibles Unterricht geschlossen werden.

Quellen

  • Deci, Edward; Ryan, Richard 1993: Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und die Bedeutung für die Pädagogik. In: Zeitschrift für Pädagogik.
  • Fürstenau, Sara (2011): Mehrsprachigkeit als Voraussetzung und Ziel schulischer Bildung. In: Fürstenau, Sara; Gomolla, Mechthild (Hrsg.) Migration und schulischer Wandel: Mehrsprachigkeit. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Philipp, Maik (2011a): Lesen und Geschlecht 2.0. Fünf empirisch beobachtbare Achsen der Differenz neu betrachtet. In: leseforum.ch 01/11. 

2. Aufgabe
Meinen Erfahrungen zufolge kann ich sagen, dass die oben aufgeführten problematischen Aspekte bereits zu meiner Grundschulzeit präsent waren. Typische Vorurteile wie „Mädchen sind im Sportunterricht schlecht“ und Aussagen wie „Ich brauche 3 starke Jungs zum Tragen“ habe ich als diskriminierend empfunden. Das pädagogische adäquate Handeln der Lehrkraft ist ausschlaggebend für die Förderung von Heterogenität und das Entwickeln einer individuell optimalen Persönlichkeit. Lehrkräfte haben daher die Aufgabe Geschlechterklischees entgegenzuwirken und nicht im Schulalltag zu produzieren. Laut Elisabeth Hollerweger soll die Lektüreauswahl im Deutschunterricht mit Bedacht erfolgen, unter Berücksichtigung thematischer Präferenzen der  Schüler*innen berücksichtigt werden. Mithilfe einer gut ausgewählten Lektüre soll das Interesse der Kinder erweckt und klischeehafte Rollenbilder aufgebrochen werden. 

Ferner habe ich im POE IP beobachtet, dass eine neu eingeschulte Schülerin, die mehrsprachig ist Aufgabenformate sowie Aufgabenstellungen nicht verstehen konnte. Demnach hing sie mit dem Unterrichtsstoff hinterher und konnte zum Teil nur durch meine Hilfestellung am Unterricht teilnehmen.

Seitens der Lehrkraft habe ich keine Bemühungen feststellen können, die Sprachbarriere zu beseitigen. Eine wichtige Konsequenz, die sich daraus kristallisiert ist die Gestaltung eines sprachsensiblen Unterrichts unter Berücksichtigung von sprachlichen Hürden, damit kein*e Schüler*in wie in meiner letzten Beobachtung benachteiligt wird.

3. Aufgabe
Im Rahmen der Ringvorlesung habe ich den Bezug zur religiöser Heterogenität vermisst. In der Klasse kommen Kinder zusammen, die unterschiedliche Weltanschauungen und religiöse Ansichten aufweisen. Daher scheint es mir sinnvoll, im Bezug auf den Umgang mit religiöser Heterogenität pädagogische Richtlinien zu erfahren und meinen Wissen zu erweitern. Wünschenswert wäre auch ein inhaltlicher Bezug zu dem Fach Kunst gewesen. Ich studiere zwar Kunst, weiß aber nicht wie ein gendersensibler Unterricht im Fach Kunst aussehen kann, daher hat mir der Input darin gefehlt.
Im Allgemeinen haben mich die spannenden Einblicke und wichtige Erkenntnisse bereichert und Inspiration für meine zukünftige Tätigkeit gegeben.