Doppelte Heterogenität in der Unterrichtspraxis

Beim Stichwort „Heterogenität“ denken die meisten Menschen heutzutage wahrscheinlich an eher leichter zu erfassende Merkmale wie Geschlecht, Herkunft oder Religion. Es ist aber auch wichtig, zu bedenken, dass wir alle auch unabhängig von diesen Kategorien unterschiedlich sind – nämlich in Vorwissen, Weltanschauungen, Denkweisen,  kulturelle Prägung, etc. Diese Merkmale sind erst einmal nicht so leicht zu erfassen, spielen aber im Unterricht eine große Rolle. Dies ist mit der sogenannten „doppelten Heterogenität“ gemeint.

In meinem Fach Englisch, wo unter anderem Kreativität und Interpretation gefragt sind, ist die doppelte Heterogenität wichtig zu berücksichtigen. Eine Gedichtsinterpretation kann je nach Vorwissen oder kultureller Prägung sehr unterschiedlich ausfallen, und es ist wichtig, dass LuL hier offen bleiben und den SuS die nötige Objektivität und Sensibilität entgegen bringen.

Gerade bei der Einführung in ein neues Thema kann es als Lehrperson auch sehr wichtig sein, die Vorstellungen und Meinung der SuS zu erheben, um etwas Einblick in ihr unterschiedliches Vorwissen zu gewinnen und sich vielleicht schon einmal auf mögliche Verständnisschwierigkeiten vorzubereiten. Wenn ich z.B. im Englischunterricht mit dem Thema „Globalisierung“ anfangen will, könnte ich erst einmal die SuS bitten, sich mithilfe der Methode des Schreibgespräches über den zunächst nicht näher erklärten Begriff auszutauschen und dann die Zettel mitnehmen. Schneller und anonymer wäre es, die SuS einfach zu bitten, ihre Vorstellungen des Begriffs auf einen Zettel zu notieren und diese einzusammeln. Man könnte auch einfach einen Austausch im Plenum darüber halten, dies hätte den Vorteil, dass das geteilte Vorwissen von allen SuS gehört wird.

Eine mögliche Beobachtungsaufgabe für Hospitationen im Unterricht wäre, bewusst auf Missverständnisse zwischen Lehrperson und SuS zu achten und diese auf ihre Ursachen zu analysieren. Ich finde, dass solche Missverständnisse in der Schule häufig vorkommen und man diese als außenstehende Person besser erkennen kann, als wenn man direkt involviert ist. Oft kommen solche Missverständnisse gerade durch das Vorhandensein sehr unterschiedlicher Ausdrucksweisen und Vorstellungen zustande; durch gezieltes Beobachten könnte man sich gut auf den späteren Alltag vorbereiten und vielleicht besser damit umgehen.