Bedeutungsvolle Inhalte der Ringvorlesung

In der Ringvorlesung zum Umgang mit Heterogenität in der Schule wurden viele für mich sehr wichtige Inhalte aufgegriffen.

Persönlich fand ich es sehr gut, dass das Thema der Inklusion und inklusiven Beschulung so intensiv besprochen wurde, da es ein sehr aktuelles Thema ist, welches noch viel Anpassung des Schulsystems und der Lehrerbildung verlangt. Dass es hierzu mehrere Vorlesungen gab, fand ich einen guten ersten Schritt, denn sonst wird (zumindest im Bacherlorstudium) nicht so viel praktisches dazu gelehrt.

Auch, dass das Thema Gender eine große Rolle gespielt hat, fand ich gut, denn ich glaube es ist einem oft nicht so bewusst, inwiefern Gender-Präkonzeptionen in der (Schul-)bildung eine Rolle spielen, und es ist wichtig, dies zukünftigen Lehrpersonen immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Dies sind auch die beiden Themen, auf die ich während zukünftiger Praktika achten werde bzw. dies bereits in vergangenen Praktika getan habe. Gerade was Sitzordnungen angeht, kann man zu beiden Themen schnell Rückschlüsse ziehen, wobei eine kurze Rücksprache mit den Lehrkräften sinnvoll ist, um zu wissen, ob sich die SuS freiwillig so gesetzt haben (geschlechtergemischt/leistungsheterogen) oder es so angeordnet wurde, und was das für Auswirkungen auf den Unterricht hat.

Ansonsten interessiert mich persönlich immer, wie mit neu zugewanderten Kindern mit geringen Deutschkenntnissen umgegangen wird, da ich selber in einer Bremer Vorklasse aushelfe. Hierzu habe ich bereits viel beobachtet und werde es auch weiterhin tun.

Insgesamt fand ich die Ringvorlesung sehr gelungen – Heterogenität ist eines der wichtigsten Themen, mit denen man als Lehrkraft tagtäglich konfrontiert wird, und es ist gut, dass es so früh im Studium ausführlich behandelt wird.

Leistungsunterschiede im Fach Mathematik

Die Vorlesung von Prof. Christine Knipping bezog sich auf das Fach Mathematik und die Leistungsunterschiede, die hier zwischen Schülerinnen und Schülern feststellbar sind. Eigentlich sollten individuelle Leistungsunterschiede prinzipiell nicht unbedingt ein Grund zur Sorge sein – jeder Mensch hat unterschiedliche Stärken und Schwächen – hier sind die Unterschiede in der Leistung jedoch wahrscheinlich nicht basierend auf individuellen Fähigkeiten entstanden, sondern aufgrund von auf Genderkonzeptionen basierenden Fremd- und Selbsteinschätzungen. Die Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Jungen sind erschreckend und nehmen sogar immer mehr zu. Da dies sehr einschränkend gerade für Schülerinnen ist, ist es in diesem Zusammenhang wohl ein Grund zur Sorge.

Ich glaube, das Spielen auf Dauer einen Beitrag zum Aufheben von genderbezogenen Leistungsunterschieden sein kann, da Spiele automatisch eine Dimension, die mir in meiner Schulzeit im Mathematikunterricht immer gefehlt hat, miteinbeziehen: eine praktische Anwendung. Ich war nie gut in Mathe, dies lag aber eher an mangelndem Interesse als an fehlender mathematischer Begabung. Was ich immer mochte waren Textaufgaben, Dreisatz oder Wahrscheinlichkeitsrechnung, weil es mir einfacher fiel, einen lebensweltlichen Bezug herzustellen. Ich glaube, das dieser Aspekt für Lehrkräfte in der Mathematik eine große Herausforderung darstellt, die auch mit zunehmender Komplexität des Stoffes immer schwieriger wird. SuS können sich i.d.R. keine Situationen vorstellen, in der sie Vektorenrechnung anwenden müssten, auch wenn man sich in so etwas wie eine Architektenrolle hineinversetzen soll; mir war das immer zu abstrakt und unwahrscheinlich, und ich denke, so geht es vielen. Spiele, auch kompetitiver Art, können vielleicht eine andere, direktere Art von Motivation schaffen. Hierbei muss man sich als Lehrkraft allerdings weiterhin bewusst sein, dass die Genderkonzepte dennoch eine Rolle spielen können.

Ich würde zum einen beobachten, ob sich die Lehrkräfte bemühen, einen praktischen, möglichst in der Lebenswelt der SuS anwendbaren Bezug zum Stoff herzustellen; damit kann, wie gesagt, auch ein Spiel gemeint sein. Daran anknüpfend würde ich beobachten, wie dies die Motivation der SuS beeinflusst, und ob es hier immer noch so starke Genderunterschiede gibt.

Die größte Herausforderung bei der Planung von adaptivem Unterricht wird sein, sich Konzepte zu überlegen und auszuarbeiten und dabei trotzdem noch Zeit haben, andere Sachen zu machen. Dies könnte man meistern, indem man in Kauf nimmt (was man ja sowieso in Kauf nehmen muss), in den ersten Berufsjahren sehr viel Zeit in Planung zu investieren und sich aber einen guten Pool an Material zu schaffen, auf den man später immer wieder, mit Änderungen, zurückgreifen kann. Eine weitere Herausforderung ist die Schwierigkeit der Aufgaben richtig einzuschätzen, um eine gute Balance zwischen Über- und Unterforderung zu finden und allen SuS die Chance geben, die Aufgaben zu bewältigen.

Gendersensible Pädagogik im Fremdsprachenunterricht

Wie uns Bàrbara Roviró in der 10. Vorlesung erklärte, herrscht weit verbreitet immernoch das Vorurteil, Mädchen seien, was das Erlernen von Fremdsprachen angeht, interessierter und talentierter – diese Schulfächer werden nach wie vor größtenteils als „Mädchenfächer“ angesehen. Ich selber habe in meiner Schullaufbahn erfahren, dass andere das denken, inkl. den Lehrpersonen, und es auch selber gedacht. Vor allem im Fach Französisch, was ich (auf einem Gymnasium im Saarland) von der 5. bis zur 13. Klasse hatte, habe ich mir eingebildet, das erkennen zu können. Später im Französischleistungskurs waren auch nur eine knappe Handvoll Jungs, davon fast alle Muttersprachler. In Englisch war der Unterschied nie so stark, vielleicht wird es wegen der praktischen Anwendung weniger als „Mädchenfach“ gesehen. An der Universität zieht sich dieses Muster weiterhin durch; als Studentin von zwei Fremdsprachen kann ich bestätigen, dass diese Studiengänge eher weiblich dominiert sind.

Das Rubikonmodell von Heckhausen und Gollwitzer, welches aus den vier Phasen Selbstmotivation, Handlungsplanung, Handlungsdurchführung und Handlungsbewertung bzw. -reflektion besteht, ist eine Methode, SuS unabhängig von ihrem Gender im Fremdsprachenunterricht zu motivieren. Das Modell zielt mehr intrinsische Motivation bei den SuS an.

Auch die neueren Lehrwerke sind lange nicht frei von genderspezifischen Stereotypen. Ich fände es wichtig, danach zu schauen, welche Aktivitäten, Hobbies und Charaktereigenschaften jeweils Mädchen und Jungs zugeschrieben werden und ob diese einem Muster folgen. Eine solche Aktivität könnte man sogar mit den SuS durchführen, nachdem man schon einen Großteil des Buches durchgearbeitet hat. Dies könnte zur Gendersensibilisierung beitragen und gleichzeitig eine Wiederholung sein. Dabei könnte man auch wunderbar dem Rubikonmodell folgen!

Meint Inklusion wirklich alle?

Die Forderung nach inklusiver Beschulung ist ein viel diskutiertes Thema, zu dem Dr. Eileen Schwarzenberg uns in ihrer Vorlesung Einblicke in die theoretischen Hintergründe gab. Erstaunlich für mich war, dass ein großer Teil – mehr als ein Drittel – der gesamten Schülerschaft für eine mögliche Diagnose von sonderpädagogischem Förderbedarf in Frage kommt, sei es im physischen (körperlichen) Bereich oder im psychischen (geistigen oder seeligen) Bereich. Daher ergibt sich auch die Notwendigkeit der Schulen, auf diese Heterogenität einzugehen. Hierzu lernten wir drei Modelle der Inklusion kennen: die „full inclusion“, das „two track model“ und das „twin track model“. Nur zweiteres sieht eine getrennte Beschulung von SuS mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf vor; die beiden anderen möchten bewusst die Gesamtheit aller SuS gemeinsam unterrichten, wobei der letzte Modell auch fordert, dass auf die besonderen Bedürfnisse der SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf eingegangen wird.

Während einem Praktikum an einer Bremer Schule habe ich diesbezüglich vor allem Erfahrungen mit Kindern mit sogenannten Lernbehinderungen (im geistigen Bereich, „disability“) gemacht. Diese waren meist auf den ersten Blick für mich nicht erkennbar; meine Mentorin lies mich am Anfang sogar raten, welche Kinder in einer Klasse die „Inklusionskinder“ waren und es gelang mir größtenteils nicht. Die Beeinträchtigungen waren hier wohl vor allem auf ihre schulische (schriftliche) Leistung bezogen. Sie betonte selber auch noch einmal, wie in der Vorlesung auch getan wurde, dass es sich hierbei rein um eine Diagnose handelte und dass ihrer Meinung nach in dieser Klasse „noch ein paar mehr dafür in Frage kämen“. Nur bei einem Kind war die Beeinträchtigung recht schnell erkennbar, diese würde ich allerdings eher dem seelischen Bereich zuordnen, da er sehr leistungsstark aber verhaltensauffällig war und starke Aggressionen hatte. In der Sek II habe ich außerdem einen Kurs unterrichtet, in dem ein Schüler mit Aspergers Syndrom (Form von Autismus) war. Er arbeitete nicht mündlich mit und durfte bei GA/PA immer einzeln arbeiten. Außerdem wurde er regelmäßig von einem Sonderpädagogen begleitet.

Auch in der Sek I waren in dieser Schule oft SonderpädagogInnen anwesend. Die Klassen waren relativ klein (höchstens 25 SuS) und es wurde oft zu zweit unterrichtet. Die Schule war auch erstaunlich gut ausgestattet und stellte den SuS sogar Kopfhörer bei der Stillarbeit zur Verfügung, damit sie nicht von anderen SuS gestört würden. Das Schulklima war auf jeden Fall sehr nett und ich hatte das Gefühl, dass die Inklusion dazu beiträgt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Schulen so gut ausgestatten waren wie diese, aber hier war ich auf jeden Fall positiv überrascht. Luft nach oben ist glaube ich immer, und ich habe keine wirklich besonders „schwierigen Fälle“ beobachten können, deshalb konnte ich einen positiven Eindruck von der Inklusion gewinnen. Dennoch wurde das Prinzip unter den Lehrkräften oft sehr kritisch diskutiert; als Probleme wurden oft erwähnt, dass ihre Freiräume beim unterrichten eingeschränkt seien und dass man fast nur noch mit dem Lehrwerk arbeite, und dass die Leistung der SuS insgesamt zurückgegangen sei. Deshalb denke ich, dass die Lehrkräfte diesbezüglich weitere Entlastung nötig hätten, dass es aber für die SuS vor allem im sozialen Bereich viele Vorteile hat.

Was ich allerdings nicht verstehe, ist, dass vor der Forderung von Inklusion weiterhin und sogar in Zukunft verstärkt Kinder mit geringen Deutschkenntnissen getrennt unterrichtet werden sollen. Wo bleibt da bitte die Inklusion?

Eine zukünftige mögliche Beobachtungsaufgabe – darüber hinaus, ob man als PraktikantIn (außenstehende Person) in der Lage ist, die „Inklusionskinder“ in einer Klasse zu erkennnen, interessante Übung – wäre die gezielte Beobachtung von Differenzierungen, welche die Lehrkräfte im Unterricht vornehmen, und woher sie ihr Material nehmen.

Empirische Forschung zum Umgang mit Heterogenität

Dr. Christoph Kugelmeyer hat im Zuge seiner Vorlesung über Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht viele empirisch belegte Fakten zum Umgang mit Heterogenität genannt, die einer möglichen Diskussion im Kollegium einer Schule zu diesem Thema dienen könnten. Jede/r scheint da eigene Vorstellungen zu haben, von daher ist es nicht schlecht, ein paar wirklich belegte Fakten im Ärmel zu haben. Zum Beispiel ist es bewiesen, dass das Unterrichten in leistungsheterogenen Gruppen für die leistungsschwächeren SuS von sehr großem Vorteil ist und für die leistungsstärkeren nur geringe Nachteile mit sich bringt. Umgekehrt haben die leistungsstärkeren SuS in leistungs“homogenen“ Gruppen auch nur geringe Vorteile, währen die leistungsschwächeren in leistungs“homogenen“ Gruppen viel größere Nachteile haben. Ebenfalls empirisch belegt ist die Tatsache, dass geschlechtergetrennter Unterricht über längere Zeit hinweg eher von Nachteil ist, auch wenn es auf kurze Zeit gesehen von Vorteil zu sein scheint.

Ich persönlich habe den Unterricht im Plenum, der sich mit Phasen der Erarbeitung in Gruppen- oder Partnerarbeit (kreativere Methoden gab es zu meiner Schulzeit anscheinend noch nicht) abwechselte. Zu viel Gruppenarbeit, vor allem in großen Gruppen, und zu viel Einzelarbeit fand ich persönlich immer etwas anstrengend und fand es immer am ansprechendsten, Input von der Lehrperson oder anderem Material zu bekommen. Aber da sind wohl alle anders; nur Input „von vorne“ ist auch keine gute Idee, vor allem wenn man als SoS mit der Lehrperson nicht gut zurecht kommt. Deshalb muss es vor allem abwechslungsreich sein.

Für mein Fach Französisch könnte eine Aufgabe mit gestufter Lernhilfe so aussehen: bei der Erarbeitung der Vergangenheitszeitform des passé composé bekommen alle SuS denselben Text mit der Aufgabe, unbekannte Formen zu finden und deren Bildung und Anwendung zu erarbeiten. Ich würde zwei verschiedene Lernhilfeblätter bereithalten, wo unterschiedliche Hilfen zur Bewältigung der Aufgabe drauf stehen (auf dem einen z.B. nur Tipps zur Bildung, auf dem anderen Tipps zur Anwendung). Die Blätter würde ich auf den Tisch legen, die SuS können sie sich bei Bedarf nehmen. So gäbe es evtl. SuS, die die Aufgabe ganz ohne Lernhilfe bewältigen können, und andere können sich je nach ihren Stärken nur ein Lernhilfeblatt nehmen oder beide. So arbeiten trotz unterschiedlicher Niveaus alle am selben Inhalt.

Zu der Bemerkung der Kollegin, die wunderbar in die oben angesprochene Diskussion im Kollegium passen würde, würde ich natürlich das o.g. belegte Forschungsergebnis nennen, das besagt, das gemeinsamer Unterricht mit Binnendifferenzierung für alle, wenn unser Ziel als Lehrpersonen denn ist, dass ALLE voran kommen, am sinnvollsten ist. Schwächere SuS fühlen sich in einer leistungsstarken Lernumgebung eher motiviert als überfordert.

Doppelte Heterogenität in der Unterrichtspraxis

Beim Stichwort „Heterogenität“ denken die meisten Menschen heutzutage wahrscheinlich an eher leichter zu erfassende Merkmale wie Geschlecht, Herkunft oder Religion. Es ist aber auch wichtig, zu bedenken, dass wir alle auch unabhängig von diesen Kategorien unterschiedlich sind – nämlich in Vorwissen, Weltanschauungen, Denkweisen,  kulturelle Prägung, etc. Diese Merkmale sind erst einmal nicht so leicht zu erfassen, spielen aber im Unterricht eine große Rolle. Dies ist mit der sogenannten „doppelten Heterogenität“ gemeint.

In meinem Fach Englisch, wo unter anderem Kreativität und Interpretation gefragt sind, ist die doppelte Heterogenität wichtig zu berücksichtigen. Eine Gedichtsinterpretation kann je nach Vorwissen oder kultureller Prägung sehr unterschiedlich ausfallen, und es ist wichtig, dass LuL hier offen bleiben und den SuS die nötige Objektivität und Sensibilität entgegen bringen.

Gerade bei der Einführung in ein neues Thema kann es als Lehrperson auch sehr wichtig sein, die Vorstellungen und Meinung der SuS zu erheben, um etwas Einblick in ihr unterschiedliches Vorwissen zu gewinnen und sich vielleicht schon einmal auf mögliche Verständnisschwierigkeiten vorzubereiten. Wenn ich z.B. im Englischunterricht mit dem Thema „Globalisierung“ anfangen will, könnte ich erst einmal die SuS bitten, sich mithilfe der Methode des Schreibgespräches über den zunächst nicht näher erklärten Begriff auszutauschen und dann die Zettel mitnehmen. Schneller und anonymer wäre es, die SuS einfach zu bitten, ihre Vorstellungen des Begriffs auf einen Zettel zu notieren und diese einzusammeln. Man könnte auch einfach einen Austausch im Plenum darüber halten, dies hätte den Vorteil, dass das geteilte Vorwissen von allen SuS gehört wird.

Eine mögliche Beobachtungsaufgabe für Hospitationen im Unterricht wäre, bewusst auf Missverständnisse zwischen Lehrperson und SuS zu achten und diese auf ihre Ursachen zu analysieren. Ich finde, dass solche Missverständnisse in der Schule häufig vorkommen und man diese als außenstehende Person besser erkennen kann, als wenn man direkt involviert ist. Oft kommen solche Missverständnisse gerade durch das Vorhandensein sehr unterschiedlicher Ausdrucksweisen und Vorstellungen zustande; durch gezieltes Beobachten könnte man sich gut auf den späteren Alltag vorbereiten und vielleicht besser damit umgehen.

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