Empirische Forschung zum Umgang mit Heterogenität

Dr. Christoph Kugelmeyer hat im Zuge seiner Vorlesung über Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht viele empirisch belegte Fakten zum Umgang mit Heterogenität genannt, die einer möglichen Diskussion im Kollegium einer Schule zu diesem Thema dienen könnten. Jede/r scheint da eigene Vorstellungen zu haben, von daher ist es nicht schlecht, ein paar wirklich belegte Fakten im Ärmel zu haben. Zum Beispiel ist es bewiesen, dass das Unterrichten in leistungsheterogenen Gruppen für die leistungsschwächeren SuS von sehr großem Vorteil ist und für die leistungsstärkeren nur geringe Nachteile mit sich bringt. Umgekehrt haben die leistungsstärkeren SuS in leistungs“homogenen“ Gruppen auch nur geringe Vorteile, währen die leistungsschwächeren in leistungs“homogenen“ Gruppen viel größere Nachteile haben. Ebenfalls empirisch belegt ist die Tatsache, dass geschlechtergetrennter Unterricht über längere Zeit hinweg eher von Nachteil ist, auch wenn es auf kurze Zeit gesehen von Vorteil zu sein scheint.

Ich persönlich habe den Unterricht im Plenum, der sich mit Phasen der Erarbeitung in Gruppen- oder Partnerarbeit (kreativere Methoden gab es zu meiner Schulzeit anscheinend noch nicht) abwechselte. Zu viel Gruppenarbeit, vor allem in großen Gruppen, und zu viel Einzelarbeit fand ich persönlich immer etwas anstrengend und fand es immer am ansprechendsten, Input von der Lehrperson oder anderem Material zu bekommen. Aber da sind wohl alle anders; nur Input „von vorne“ ist auch keine gute Idee, vor allem wenn man als SoS mit der Lehrperson nicht gut zurecht kommt. Deshalb muss es vor allem abwechslungsreich sein.

Für mein Fach Französisch könnte eine Aufgabe mit gestufter Lernhilfe so aussehen: bei der Erarbeitung der Vergangenheitszeitform des passé composé bekommen alle SuS denselben Text mit der Aufgabe, unbekannte Formen zu finden und deren Bildung und Anwendung zu erarbeiten. Ich würde zwei verschiedene Lernhilfeblätter bereithalten, wo unterschiedliche Hilfen zur Bewältigung der Aufgabe drauf stehen (auf dem einen z.B. nur Tipps zur Bildung, auf dem anderen Tipps zur Anwendung). Die Blätter würde ich auf den Tisch legen, die SuS können sie sich bei Bedarf nehmen. So gäbe es evtl. SuS, die die Aufgabe ganz ohne Lernhilfe bewältigen können, und andere können sich je nach ihren Stärken nur ein Lernhilfeblatt nehmen oder beide. So arbeiten trotz unterschiedlicher Niveaus alle am selben Inhalt.

Zu der Bemerkung der Kollegin, die wunderbar in die oben angesprochene Diskussion im Kollegium passen würde, würde ich natürlich das o.g. belegte Forschungsergebnis nennen, das besagt, das gemeinsamer Unterricht mit Binnendifferenzierung für alle, wenn unser Ziel als Lehrpersonen denn ist, dass ALLE voran kommen, am sinnvollsten ist. Schwächere SuS fühlen sich in einer leistungsstarken Lernumgebung eher motiviert als überfordert.

Doppelte Heterogenität in der Unterrichtspraxis

Beim Stichwort „Heterogenität“ denken die meisten Menschen heutzutage wahrscheinlich an eher leichter zu erfassende Merkmale wie Geschlecht, Herkunft oder Religion. Es ist aber auch wichtig, zu bedenken, dass wir alle auch unabhängig von diesen Kategorien unterschiedlich sind – nämlich in Vorwissen, Weltanschauungen, Denkweisen,  kulturelle Prägung, etc. Diese Merkmale sind erst einmal nicht so leicht zu erfassen, spielen aber im Unterricht eine große Rolle. Dies ist mit der sogenannten „doppelten Heterogenität“ gemeint.

In meinem Fach Englisch, wo unter anderem Kreativität und Interpretation gefragt sind, ist die doppelte Heterogenität wichtig zu berücksichtigen. Eine Gedichtsinterpretation kann je nach Vorwissen oder kultureller Prägung sehr unterschiedlich ausfallen, und es ist wichtig, dass LuL hier offen bleiben und den SuS die nötige Objektivität und Sensibilität entgegen bringen.

Gerade bei der Einführung in ein neues Thema kann es als Lehrperson auch sehr wichtig sein, die Vorstellungen und Meinung der SuS zu erheben, um etwas Einblick in ihr unterschiedliches Vorwissen zu gewinnen und sich vielleicht schon einmal auf mögliche Verständnisschwierigkeiten vorzubereiten. Wenn ich z.B. im Englischunterricht mit dem Thema „Globalisierung“ anfangen will, könnte ich erst einmal die SuS bitten, sich mithilfe der Methode des Schreibgespräches über den zunächst nicht näher erklärten Begriff auszutauschen und dann die Zettel mitnehmen. Schneller und anonymer wäre es, die SuS einfach zu bitten, ihre Vorstellungen des Begriffs auf einen Zettel zu notieren und diese einzusammeln. Man könnte auch einfach einen Austausch im Plenum darüber halten, dies hätte den Vorteil, dass das geteilte Vorwissen von allen SuS gehört wird.

Eine mögliche Beobachtungsaufgabe für Hospitationen im Unterricht wäre, bewusst auf Missverständnisse zwischen Lehrperson und SuS zu achten und diese auf ihre Ursachen zu analysieren. Ich finde, dass solche Missverständnisse in der Schule häufig vorkommen und man diese als außenstehende Person besser erkennen kann, als wenn man direkt involviert ist. Oft kommen solche Missverständnisse gerade durch das Vorhandensein sehr unterschiedlicher Ausdrucksweisen und Vorstellungen zustande; durch gezieltes Beobachten könnte man sich gut auf den späteren Alltag vorbereiten und vielleicht besser damit umgehen.

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