Abschlussreflexion
- Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.
Die Vorträge der Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität“ haben mir im Allgemeinen erst einmal die Bedeutung des Begriffs Heterogenität und dessen Reichweite nähergebracht. Mir ist vorher in dem Maße nicht bewusst gewesen, wie wichtig der richtige Umgang mit Heterogenität im Lehrberuf sein kann und wie oft man damit konfrontiert wird. In der Vorlesung von Prof. Dr. Till Sebastian Idel ging es beispielsweise um die Unterschiede zwischen den beiden Unterrichtsformaten „Unterricht als Klassengespräch“ und „Individualisierender Unterricht“ und welche Vorteile das jeweilige Format mit sich bringt. (Vorlesung 4, Folie 3) Dies hat mich besonders interessiert, weil ich es aus meiner eigenen Schulzeit gewöhnt bin, lediglich frontal von der Lehrkraft unterrichtet zu werden — also gemeinsam als Klasse, nicht individuell. Ich halte diesen direkten Spannungspol zwischen Homogenisierung und Heterogenisierung der Schüler*innen innerhalb einer Klasse für sehr wichtig im Hinterkopf zu behalten, wenn man seinen eigenen Unterricht plant. Allgemein glaube ich kann das eigene Wissen darüber, was im Unterricht gut funktioniert und was nicht, nur durch die Erfahrungen wachsen, die man selbst macht. Die Vorträge der Ringvorlesung haben mir aber verdeutlicht, dass der bewusste Umgang mit Heterogenität und eine individuelle Förderung in meinem späteren Beruf zentrale Rollen spielen sollten.
In meinem Fach Biologie ist es wichtig zu beachten, dass Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Erwartungen/Vorkenntnisse und vor allem auch unterschiedliche Interessen mit in den Unterricht bringen. PISA-Ergebnisse haben beispielsweise gezeigt, dass Jungen bessere Ergebnisse in den Fächern Physik und Chemie erhalten, Mädchen hingegen im Fach Biologie. Eine mögliche Ursache hierfür könnten die verschiedenen Interessen der Schüler*innen sein. (Vorlesung 3, Folie 8) Ich halte es daher für wichtig, Schüler*innen weitestgehend mit entscheiden zu lassen, wenn es um die Gestaltung des Unterrichts geht, zumindest soweit das möglich gemacht werden kann. So könnte man, wenn die nötige Zeit dafür da ist, eventuell mit den Schülern absprechen, welche Themen sie vertiefen wollen und welche nicht.
In meinem anderen Fach Deutsch wurde besonders hervorgehoben, dass allgemein erwartet wird, Mädchen würden lieber und häufiger lesen als Jungen. Der Anteil der in der Datenbank FIS-Bildung verzeichneten Mädchenbücher zwischen 1980 und 2016 verlief sich demnach auf 48 Titel, die der Jungenbücher lediglich auf 5 Titel. (Vorlesung 13, Folie 35) Auch in diesem Fall kann es leicht passieren, dass zum Beispiel männliche Schüler, die gerne lesen, somit benachteiligt sind, weil sie mit der Allgemeinheit gleichgesetzt werden. Die ausgewählte Lektüre für den Unterricht sollte also bewusst von den Lehrkräften überdacht werden. Die Lektüre sollte Themen enthalten, die sowohl für die Schülerinnen als auch gleichermaßen für die Schüler interessant sind. Auch hier wäre eine mehr individualisierte statt subjektive Sicht auf den/die Schüler*in sinnvoll.
- Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?
In Bezug auf die von Prof. Dr. Till Sebastian Idel angesprochenen Unterrichtsformate aus der vierten Vorlesung (Folie 3) würde ich mich gerne intensiver mit dem Thema des individualisierten Unterrichts befassen. Meiner Empfindung nach werden Fallbeispiele des individualisierten Unterrichts häufig nur im Zusammenhang mit jüngeren Jahrgangsstufen (Grundschule und Sekundarstufe I) analysiert und beurteilt. Mich würde daher interessieren, wie ich selbst als angehende Lehrerin diese Art des Unterrichts auch in den älteren Jahrgangsstufen verwirklichen kann und welche Vor- bzw. Nachteile diese mit sich bringt.
Des Weiteren interessiert mich die Frage, wie ich als angehende Lehrerin mit Schüler*innen mit besonderem Förderbedarf umgehe. Im Vortrag von Dr. Eileen Schwarzenberg wurde uns dieses Thema theoretisch nähergebracht. An dieser Vorlesung hat mich die Tatsache erstaunt, dass die meisten Schüler*innen mit diagnostiziertem sonderpädagogischem Förderbedarf eine Schwäche im Förderschwerpunkt Lernen besitzen. (Vorlesung 6, Folie 13) Vor allem das Land Bremen hat sehr viele inklusive Schulen, daher würde ich mich sehr für eine Vertiefung dieses Themas interessieren, wenn ich höchstwahrscheinlich selbst damit konfrontiert werde.
- Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten?
Als besonders schwierig empfinde ich die Umsetzung des individualisierten Unterrichts. In einer Klassengemeinschaft in der teilweise 30 Schülerinnen und Schüler sitzen und ich nur eine Unterrichtsstunde Zeit habe meine vorbereiteten Inhalte zu verdeutlichen, kann ich mir vorstellen, dass dies zu Problemen führen kann. Eine besondere Herausforderung sehe ich deshalb darin, alle Schüler*innen am Ende auf ein ungefähr gleiches Wissenslevel zu bringen und die Lernschwächeren soweit dort hingegen zu fördern, dass sie von ihren Mitschülern nicht abgehängt werden. Gleichermaßen aber auch darauf vorbereitet zu sein, den Unterrichtsstoff nicht zu leicht zu gestalten und leistungsstärkere Schüler*innen nicht zu unterfordern oder gegebenenfalls zusätzlich durch weitere Aufgaben zu fordern.
Wie ich in Aufgabe 3 schon beschrieben habe, würde ich gerne mehr darüber erfahren, wie ich meinen Unterricht in der Praxis weitestgehend so organisieren kann, dass kein Schüler/keine Schülerin einen Nachteil hat und den geplanten Unterrichtsstoff schaffen kann. Ich halte das für eine ziemlich schwierige und komplexe Aufgabe, die wahrscheinlich niemals perfektioniert werden kann. Eine Lösung für dieses Problem lässt sich aber wohl weniger in der Theorie finden, sondern vielmehr in der Praxis, da es ja auch immer anderer Klassenzusammensetzungen und Situationen gibt, mit denen man konfrontiert wird. Wichtig hierbei fände ich aber eine regelmäßige Selbstreflexion des eigenen Unterrichts im Hinblick darauf, welche Vorgehensweisen einen positiven sowie negativen Effekt auf die Lernerfolge der einzelnen Schüler*innen haben. Das anstehende Praktikum bietet aber zudem schon einmal eine Gelegenheit sich Inspirationen von Lehrkräften zu holen, wie sie mit solchen bestimmten Situationen umgehen, in denen die Schüler*innen beispielsweise ein unterschiedliches Arbeitsempo aufweisen.