Episode 03 – Digitale Medien als Innovations-Inkubatoren für den Unterricht

Wir zucken einmal mit der Wimper und schon ist wieder ein neues iPhone, ein neues Tablet oder ein neues Netbook auf dem Markt. Seit dem letzten Jahrzehnt weist die Entwicklung der Technik eine erstaunliche und rasante Geschichte auf. Der Alltag des Menschen wird durch die digitalen Neuheiten zwar stark vereinfacht, allerdings kann auch eine zunehmende Abhängigkeit der Menschen von digitalen Medien beobachtet werden. Wer besitzt heutzutage keinen Facebook-Account und kein Smartphone? Ich behaupte: Nur die wenigsten.

In dem folgenden Beitrag (Episode 03) beschäftige ich mich jedoch ausschließlich mit den Vorteilen eines digitalen Werkzeugs für den Schulunterricht. An meiner derzeitigen Praktikumsschule gibt es in jedem Jahrgang eine Netbook-Klasse. Dies bedeutet, dass jedes Kind einer Klasse innerhalb eines Jahrgangs von der Schule ein Netbook zur Verfügung gestellt bekommt, mit dem es während der Schulzeit im Unterricht arbeiten darf, sobald die Anweisung der Lehrkraft dies anordnet. Mein auserwähltes, digitales Werkzeug stellt also das Netbook dar. Im weiteren Verlauf dieses Beitrags möchte ich versuchen Ideen zu entwickeln, wie drei  Methoden-Werkzeuge im Schulunterricht mit dem Netbook unterstützt werden können.

Foto am 16.05.16 um 13.07

  1. Mind Map

Die Methode „Mind Map“ wird häufig als Einsteig in eine neue Unterrichtseinheit verwendet. Eine Mind Map dient der Sammlung und gleichzeitigen Sortierung von vielen verschiedenen Ideen zu einem bestimmten Thema und/oder einer Problemstellung. Außerdem kann sich die Lehrkraft mithilfe einer solchen Mind Map einen Überblick über das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler (im Folgenden: SuS) verschaffen.

Aus meiner eigenen Schulzeit sind mir zwei Arten für das Erstellen einer Mind Map bekannt: 1. das Erarbeiten einer Mind Map mit der ganzen Klasse an der Tafel und 2. das Skizzieren einer eigenen Mind Map auf einem Blatt Papier. Erst vor kurzem habe ich von einer völlig neuen und modernen Möglichkeit erfahren, eine Mind Map in Teamarbeit zu erstellen. Hierzu dient die Mind Map Software: MindMeister. Mittels diesem Online-Mindmap-Tool können die Ideen aller TeilnehmerInnen visualisiert und geteilt werden. Es können also alle gleichzeitig als Team an einer Mind Map arbeiten. Bei dieser Art von Mind Map kann das Netbook optimal eingesetzt werden. Natürlich kann MindMeister auch mit dem Smartphone, oder einem Tablet ausprobiert werden.

Diese Methode des Mind Mappings mittels des Netbooks kann einige Vorteile aufweisen. Zum Einen wird es nicht an Platz mangeln, wie dies an einer Tafel der Fall sein könnte. Des Weiteren sind die SuS in der Lage, direkt auf andere Beiträge einzugehen und zu kommentieren. Zum Anderen kann das Produkt mit einem einfachen „Klick“ abgespeichert, ausgedruckt und auch verschickt werden. Darüber hinaus wird durch diese Möglichkeit des Mind Mappings der lehrerzentrierte Unterricht zu einem schülerzentrierten Unterrichtsgeschehen. Die Lehrkraft tritt in den Hintergrund und gibt den SuS die Möglichkeit ihre Ideen eigenständig zu sammeln, zu visualisieren und gemeinsam weiterzuentwickeln.

Die alte, aber bewährte Methode des Mind Mappings wurde durch dieses Onlineportal und unter Verwendung von digitalen Medien vollkommen modernisiert. Obwohl diese Methode viele Vorzüge birgt, muss Vorsicht geboten sein: Solch eine Methode, bei der man den SuS viel Freiraum gibt, kann dazu führen, dass eher kontraproduktive Spams statt produktive Kommentare und Beiträge die Mind Map ausschmücken. Es empfiehlt sich für die Lehrkraft also vorab eine Einschätzung der Lerngruppe: Kann ich diese Methode mit meiner Lerngruppe problemlos und mit Ernsthaftigkeit durchführen?

Eine Anleitung zum MindMeister bietet der folgende Link: https://www.mindmeister.com/de

Eine mit MindMeister erstellte Mind Map könnte folgende Form annehmen:

biggerplate_share01

(Quelle: www.mindmeister.com/blog/wp-content/uploads/biggerplate_share01.png; letzter Zugriff: 16.05.2016, 15h.)

2. Freiarbeit

Die individuelle Förderung stellt eine große Herausforderung für die heutigen Schulen dar und gewinnt gleichzeitig an Priorität im Schulalltag. In der heutigen Zeit zielt das Schulwesen langfristig auf einen modernen Unterricht ab, der durch Leistungsdifferenzierung und Inklusion jedem Individuum ermöglicht gemäß seines Lerntempos und seines Lernniveaus individuell gefördert und gefordert zu werden. Ein weiteres Ziel ist die Umwandlung eines lehrerzentrierten Unterrichts geprägt durch Frontalunterricht in ein schülerzentriertes Unterrichtsgeschehen, bei dem die Lehrkraft immer mehr in den Hintergrund rückt und höchstens für Hilfestellungen, etc. herangezogen werden soll. Die Freiarbeit bietet eine gute Möglichkeit leistungsdifferenziertes, schülerzentriertes Arbeiten zu ermöglichen. Nach Meyer, „[…] steht [Freiarbeit] für selbst organisiertes Lernen. Sie ist gut geeignet, um individuelle Lernschwerpunkte herauszubilden “ (Meyer in: Kiper, H./ Meyer, H. / Topsch, W., 2002).

Meinen Überlegungen zufolge könnte die Freiarbeit hervorragend mit der Netbook-Nutzung verknüpft werden. Eine moderne Möglichkeit für die Freiarbeit mit Netbooks könnte die Erarbeitung von Aufgaben auf Webseiten sein. Beim Recherchieren bin ich dabei auf die Webseite „Duolingo“ gestoßen, die Übungen für das Lernen einer Fremdsprache bietet. Dies könnte man sehr gut im Fach Englisch einsetzen, das ich später unterrichten möchte. Duolingo ist eine kostenlose Software, mit der man auch ohne ein angelegtes Konto arbeiten kann. Wenn man seinen Leistungsstand jedoch speichern möchte, kann man kostenlos ein Profil anlegen und dies auch auf dem Smartphone oder Tablet nutzen. Im Englischunterricht könnte man die Arbeit mit Duolingo am Netbook als didaktische Reserve einführen. Dies bedeutet, dass diejenigen SuS, die bereits die vorgegebenen Aufgaben abgearbeitet haben, sich mit dem Programm Duolingo beschäftigen können und mit Spiel und Spaß am Netbook ihre Englischkenntnisse erweitern und aufbessern können. Des Weiteren könnte die Lehrkraft eine Lerneinheit bei Duolingo als Hausaufgabe aufgeben. Hier kann dann jede/r SuS je nach seinem Lernstand die nächste Lerneinheit erledigen. Die Freiarbeit an Netbooks (hier: insbesondere die Arbeit mit Webseiten, wie Duolingo) hat den Vorteil, dass die SuS leistungsdifferenziert lernen. Die Arbeit mit dem Netbook könnte die Motivation am Lernen und folglich den Lernerfolg steigern.

Weitere Informationen zu Duolingo findet man auf der folgenden Webseite: http://www.eduapps.at/englisch-in-haeppchen-lernen/

Quellen:

  • Meyer, H. Unterrichtsmethoden, In: Kiper, H./ Meyer, H. / Topsch, W.: Einführung in die Schulpädagogik. Berlin 2002, S. 109-121. Internetseite: https://www.uni-potsdam.de/fileadmin/projects/erziehungswissenschaft/documents/studium/Textboerse/pdf-Dateien/06_meyer_unterrichtsmethoden.pdf; letzter Zugriff: 16.05.2016, 17:02h.
  • http://www.eduapps.at/englisch-in-haeppchen-lernen/; letzter Zugriff: 16.05.2016, 17:02h.

3. Schreibgespräch

Beim Schreibgespräch werden in Stillarbeit Gedanken, Stellungnahmen und/oder Ideen zu einem bestimmten Thema aufgeschrieben. Hierfür können mehrere Poster an verschiedenen Orten im Klassenraum mit unterschiedlichen Themen, oder auch Problemstellungen verteilt werden und die SuS routieren von Poster zu Poster. Die Lehrkraft gibt die Zeiten vor, indem sie beispielsweise nach 5 Minuten eine Glocke läutet und die SuS daraufhin zum nächsten Poster wandern. Innerhalb der 5 Minuten schreiben die SuS dann all das auf dieses Poster, was ihnen in den Kopf kommt. Des Weiteren haben die SuS die Möglichkeit Beiträge die bereits auf dem Poster stehen zu kommentieren, zu ergänzen, oder zu widerlegen. Diese Methode eignet sich, meiner Ansicht nach, sehr gut für das Fach Biologie, das ich später neben Englisch unterrichten möchte. Die Lehrkraft könnte sich verschiedene Themen/Problemstellungen überlegen und die SuS schreiben hierzu dann Hypothesen/Vermutungen, etc. auf. Darüber hinaus kam mir der Gedanke, dass ein Schreibgespräch in ein digitales Schreibgespräch umgewandelt werden kann. Hierzu verwendet man statt die Poster einige Netbooks und positioniert sie an verschiedenen Orten im Klassenraum. Auf jedem Netbook ist dann ein Programm geöffnet (Word, …) mit je einer Problemstellung. Der Ablauf ist dann identisch mit dem des normalen Schreibgesprächs. Die SuS haben eine bestimmte Zeitspanne, in der sie dann am Netbook ihre Gedanken eintippen. Trotz der Tatsache, dass nur eine/r zur Zeit etwas Eintippen kann, so bringt das digitalisierte Schreibgespräch auch Vorteile mit sich. Möglicherweise überlegen die SuS gründlicher, was sie eintippen, da sie das Netbook nicht unnötig blockieren wollen. Außerdem mangelt es nicht an Platz, wie beispielsweise auf einem Poster. Des Weiteren treten keine Verständnisfragen auf, die sich hinsichtlich der Schrift ergeben könnten: jede/r kann alles lesen und entziffern. Und ein weiterer Vorteil ist, dass alle Dokumente am Ende abgespeichert, verschickt und ausgedruckt werden können. Haben die SuS also am Anfang einer Unterrichtseinheit Hypothesen/Vermutungen zu einer Problemstellung aufgestellt, so kann die Lehrkraft am Ende der Unterrichtseinheit problemlos Bezug auf die anfangs erstellten Poster nehmen.

Zusammenfassend können digitale Medien, trotz vieler Probleme, die sie mit sich bringen, zu einem modernen Unterricht beitragen. Die Schule muss sich mit der Gesellschaft weiterentwickeln, um den SuS einen Lernerfolg zu gewähren. Hierfür bietet es sich an, verschiedene bisher bestehende Unterrichtsmethoden mit neuen, digitalen Medien/Werkzeugen zu verknüpfen und somit das Lernen für viele SuS interessanter und spannender, aber auch leistungsdifferenzierter und moderner zu gestalten.

Quellen:

  • http://www.studienbegleitung-elkb.de/aktuelles/wp-content/uploads/2014/04/4606_methodenkiste_online_f1.pdf