Abschlussreflexion

Abschlussreflexion zur Vorlesung „Umgang mit Heterogenität“ in der Schule

1)  Benennen Sie die für Sie zentralsten Erkenntnisse, die sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben.

Die Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ lieferte mir diverse neue Eindrücke und hielt einige Statistiken, Zahlen und Fakten parat, die ich so nicht erwartet hätte. Viele Angelegenheiten des alltäglichen Leben einer Lehrkraft wurden, teilweise auch kontrovers, diskutiert und dies hatte somit durchaus einen positiven Lerneffekt auf mich und zeigte mir neue Chancen und Herausforderungen, die der Lehrerberuf birgt. Wenn ich rückblickend entscheiden müsste, welche der verschiedenen Schwerpunkte mir am zentralsten und wichtigsten erschienen sind, so würde ich mich für den, von Prof. Dr. Andreas Klee vorgestellten, Aspekt der „doppelten Heterogenität“ entscheiden, da er für mich als zukünftigen Lehrer für Politikwissenschaften und Germanistik einen wichtigen Bestandteil Sozialwissenschaftlicher Arbeit ausmachen wird.

„Doppelte Heterogenität“ bedeutet, dass ich in einem Klassenzimmer immer mehrere Ausgangspunkte vorfinde, die durch die individuellen Erwartungen, Erfahrungen und Fähigkeiten der Schüler und Schülerinnen auf einem unterschiedlichen Niveau sind. Für mich als Lehrer ist dieser Umstand fundamental wichtig und stellt für mich eine der größten Herausforderungen dar, diese „doppelte“ Heterogenität in Einklang mit meinem Unterricht zu bringen.

Um dies zu gewährleisten, ist es ratsam durch verschiedene Verfahren zu diagnostizieren, was für eine Ausgangslage in der jeweiligen Klasse herrscht. Erst wenn ich mir ein Bild darüber machen konnte, ist es möglich eine Unterrichtsplanung gewinnbringend für die ganze Klasse zu strukturieren. Neben dieser Erkenntnis, ist es außerdem wichtig festzuhalten, dass Heterogenität nicht verhinderbar ist und sich nicht einfach abstellen lässt, sondern eine Gegebenheit ist, mit der ein Lehrer Zeit seines Lebens umzugehen hat, sobald er einen Klassenraum mit Schülern betritt.

Gerade im Bezug auf mein Fach Politikwissenschaft ist mir die vielfältige Bedeutung des Begriffes Heterogenität aufgefallen und in Erinnerung geblieben, da eine häufige erste Assoziation dieses Wortes im Zusammenhang mit Migration steht. Doch eine wichtige Erkenntnis der Vorlesungen war die Erklärung des Umstandes, dass sich Heterogenität, allein durch die Pluralität der Menschen, in allen möglichen Bereichen äußert, nicht nur in der Herkunft.

Selbstverständlich ist auch Migration ein wichtiger Bestandteil von Heterogenität, doch bezieht sich diese Begrifflichkeit auf weit mehr und ist wesentlich allgemeiner zu verstehen, wie die Bereiche der allgemeinen Leistungsheterogenität von Schülern und Schülerinnen oder heterogene Umstände die durch Alter oder Geschlecht hervorgerufen werden.

Im Bezug auf mein zweites Fach Germanistik ist mir vor allem das Konzept der „Sprachaufmerksamtkeit“ von  Prof. Dr. Matthias Kesper in Erinnerung geblieben. Es knüpft sich eng an den Aspekt der doppelten Heterogenität und beinhaltet den sensiblen Umgang mit unterschiedlich hohen Sprachkenntnissen  um zu gewährleisten, dass jeder Schüler auf seinem individuellen Niveau dazu lernen kann ohne das andere Schüler darunter leiden, in dem sie beispielsweise zu kurz kommen, weil ihr Leistungsniveau höher ist als das des Durchschnitts der Klasse.

So grundlegend diese Erkenntnisse für jedes Unterrichtsfach auch sein mögen, speziell für meine Fächer machen sie doch eine stets zu berücksichtigende Grundlage aus, die mein Handeln als Lehrkraft konstant beeinflussen sollten. Dabei ist wie in jedem Bereich der Heterogenität zu beachten, dass Leistungsunterschiede ein Umstand sind, der nicht zwangläufig besorgniserregend sein muss, da die Schülerinnen und Schüler ihren verschiedenen Stärken und Schwächen an den unterschiedlichsten Stellen Ausdruck verleihen.

3) Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden sie gern mehr erfahren?

Da ich glaube, dass das Gemeinsame Erleben und Lernen einer Klasse elementar wichtig für den Lernerfolg dieser Klasse ist, möchte ich vor allem wissen, wie ich die Gemeinschaft in einer Klasse stärken kann und wie ich einen Unterricht gestalte, der möglichst vielen Schülern und Schülerinnen anspricht und zum Mitarbeiten motiviert. Da es mir persönlich sehr wichtig ist, die Vielfalt einer Klasse zu nutzen anstatt zu beschränken, möchte ich noch mehr über individuell gestalteten Unterricht erfahren und wie ich individuelle Stärken und Schwächen nutzen kann, anstatt verzweifelt zu versuchen, alle auf einen Nenner zu bringen.

Außerdem ist es unabdingbar, dass sich jeder der Schüler und Schülerinnen fair behandelt fühlt und es nicht zu Ausgrenzung innerhalb einer Klasse kommt. Daher wäre mir zusätzlich wichtig, was es für theoretische und didaktische Ansätze gibt, wie ich mit Ausgrenzung und Absonderung von Schülern und Schülerinnen umzugehen habe, um dafür zu sorgen, dass eine angenehme und für alle Beteiligten ertragreiche Atmosphäre herrscht. Dies bezüglich halte ich die Frage, inwieweit Kinder mit Förderbedarf oder Behinderungen in alltägliche Klassen inkludiert werden können und werden, für außerordentlich wichtig und aktuell.

Zu diesem Thema gefiel mir die Vorlesung von Dr. Eileen Schwarzenberg mit dem Titel „Meint Inklusion wirklich alle?“ und für mich wäre es wichtig praxisbezogen zu erfahren, wie ich am besten mit Kindern mit Förderbedarf oder körperlichen Einschränkungen umzugehen habe, welche Methoden es gibt und wie ich diese zu passenden Situation bestmöglich anwende. Ich halte es für meine Ausbildung als Lehrkraft unumgänglich, mich noch mehr mit diesem Thema und vor allem der praktischen Anwendung auseinandersetzen.

4) Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken / Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung?

Auf den Erkenntnissen basierend, die diese Vorlesung mir einbrachte, stellt sich für mich im individuellen Unterrichten die größte Herausforderung dar, da ich es mir sehr schwierig und vor allem zeit – und arbeitsaufwendig vorstelle, auf möglicherweise drei bis vier verschiedene Leistungsstufen einzugehen, ohne dass die Qualität des Unterrichts darunter leidet. Gerade was das Unterrichten auf Gesamtschulen angeht, die heutzutage immer gängiger werden, ist mir noch nicht das vollständige Ausmaß dieser Aufgabe bewusst. Außerdem würde ich gern mehr darüber erfahren, wie ich mit Ausgrenzung und Diskriminierung umzugehen habe, gerade in Zeiten, in denen der Rechtspopulismus neuen Aufschwung in unserem Land erhält. Ein fairer Umgang der Schüler untereinander ist von zentraler Bedeutung, nicht nur für ein erfolgreiches Lernen und Lehren sondern auch für die Entwicklung und Selbstfindung der Schülerinnen und Schüler in diesem Land.

Das Praktikum wird mir eine Möglichkeit bieten, zu erfahren in welchem Rahmen diese Herausforderung zu bewältigen ist und ob sie überhaupt gänzlich zu bewältigen ist. Außerdem lässt sich dort feststellen, wie jeder Lehrer auf seine eigene Art und Weise damit umgeht und zu einer Lösung beziehungsweise einer Strategie gelangt. Zusätzlich ist natürlich das theoretische Wissen aus den einzelnen Fächern und den damit einhergehenden didaktischen Methoden und Konzepten eine stets wachsende Ansammlung von Möglichkeiten auf die man, theoretisch, zurückgreifen kann.

Doch die Anwendung und der eigene Umgang mit diesen Methoden ist, meiner Meinung nach, ein Prozess, der erst durch eigene lehrende Tätigkeit vollständig in Gang gesetzt wird und erst in der Praxis tatsächlich konkretisierbar. Somit ist eine Betrachtung des Umgangs mit Heterogenität natürlich auf theoretischer Ebene sinnvoll und unabdingbar, doch der praktische Umgang ist etwas, das geübt werden muss und sich, wie der bereits erwähnt, erst in der Praxis lernen, üben und angemessen anwenden lässt.

Eine andere Herausforderung für mich könnte die erfolgreiche Inklusion von Schülern mit Förderbedarf oder körperlichen Beeinträchtigungen sein. Wie ich bereits weiter oben erwähnte, würde ich gerne mehr über die praktische Anwendung von Methoden zur Inklusion lernen. Dies basiert zu Teilen auf dem Grund, dass es für mich persönlich durchaus eine Herausforderung darstellt, Schüler mit so stark unterschiedlichen Leistungsstandards gleichzeitig angemessen zu unterrichten. Ich werde mich in meiner Zukunft als Lehrer weiter mit dem Thema auseinander setzen, um Inklusion später einmal selber erfolgreich umsetzen zu können.

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