Rezension von Peter Tremp
Ende September 2014 fand an der Universität Bremen die Tagung „Teaching is Touching the Future“ statt. Präsentiert und diskutiert wurden Lehrsettings mit Ausgangspunkt in den jeweiligen Fachdisziplinen. Nun liegt der Tagungsband vor.
Vermittlung als Teil der fachlichen Bildung
Der Zürcher Hochschuldidaktiker Balthasar Eugster hat verschiedentlich vorgeschlagen, die „Vermittlungsfrage“ als disziplinäre Frage zu verstehen und damit auch als Inhalt der fachlichen Auseinandersetzung. Fragen der Vermittlung, Präsentation und Diskussion wissenschaftlicher Inhalte würden so – ähnlich den methodischen Fragen – auch zu einem bedeutsamen Bestandteil eines akademischen Studiums. Angesprochen sind damit auch Fragen zum Verhältnis zwischen einer allgemeinen Wissenschafts- resp. Hochschuldidaktik und einer – in der schönen Formulierung von Ingrid Scharlau – „fachsensiblen Hochschuldidaktik“.
Going public
Die ehemalige Bremer Konrektorin für Lehre und Studium, Heidi Schelhowe, betont dann auch in ihrer Einführung, dass nur aus den Disziplinen die Kompetenz erwachse, „Inhalte aktuell, forschungsnah und international zu gestalten und Didaktik und Prüfungsform authentisch darauf abzustimmen“. Der Band präsentiert verdienstvollerweise eine eindrückliche Zahl von Beispielen aus Hochschulen, wie Lehre in den Fächern gestaltet sein kann, geschrieben von Dozierenden in den Fächern. Die Publikation setzt damit gleichzeitig das um, was Peter Felten in seinem Beitrag als ein Element einer Scholarship of Teaching and Learning postuliert: „Good practice involves‚ going public’.“
Übergreifende Themen
Das eigene Fach als Ausgangspunkt zu wählen entspricht wohl auch dem Selbstverständnis von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Gleichwohl zeigen die Beiträge bei allen Unterschieden zwischen den Disziplinen auch einige gemeinsame Themen und Herausforderungen: Dazu gehören beispielsweise das Forschende Lernen oder die Gestaltung der Studieneingangsphase und von interdisziplinären Lehrveranstaltungen. Gerade der Vergleich dieser Beiträge aus den unterschiedlichen Disziplinen zeigt, dass es nicht immer gelingt, die fachspezifischen Bezüge und Besonderheiten so zu berücksichtigen, dass sich daraus unterschiedliche Realisierungsformen ableiten und begründen ließen. Dies mag auch teilweise der Kürze der einzelnen Beiträge geschuldet sein: Diese umfassen jeweils nur wenige Seiten und können damit zwar ihre zentralen Überlegungen, nicht aber alle Details präsentieren. Entsprechend ist teilweise weniger eine „fachbezogene Hochschuldidaktik“ präsentiert, sondern eine allgemeine Hochschuldidaktik konkretisiert in einem Fach. Gleichwohl dokumentiert der Band eine Vielfalt an elaborierten Lehrformen und damit Anregungen für die eigene Lehrpraxis.
Über den Autor:
Peter Tremp ist Bildungswissenschaftler an der Pädagogischen Hochschule Zürich und leitet die Abteilung „Forschung und Entwicklung“. Mit der Universität Bremen verbindet ihn sein Interesse für das forschungsorientierte Studium.
Bildnachweis:
- Autorfoto: Peter Tremp (privat)
- Abb.: UVW Universitätsverlag Webler