Performatives Lesen: Ein Gedicht aus vergangenen Zeiten beleuchtet unsere Bildungsdiskussion

Die Forderung nach einer Veränderung in unserem Schulsystem ist nicht neu.
Wir haben hier ein Gedicht für euch von Robert Reinick. Reinick schrieb dieses Gedicht zwischen 1821 und 1852. Es gibt viele ähnliche Gedichte, die zeigen, dass die Unzufriedenheit mit dem Bildungssystem nicht neu ist.
Bevor ihr euch dieses Gedicht durchlest, haben wir folgende Idee für euch. Wir wollen das Ganze versuchen, mit euch zusammen performativer zu gestalten. Nehmt euch also gerne einen Moment Zeit, und wenn ihr Lust habt, macht gerne bei folgenden Schritten mit:

Lasst euch nicht stören, schaltet das Handy auf lautlos, macht die Tür zu und sucht euch ein ruhiges Plätzchen.
Nun lest das Gedicht erstmal leise durch.
Nun lest es einmal laut vor. Achtet dabei auf den Rhythmus und die Betonung des Gedichts. Betont bestimmte Wörter oder Phrasen, um ihre Bedeutung zu verstärken und den Zuhörern zu helfen, den Inhalt besser zu erfassen.
Lest nochmal. Jetzt könnt ihr auch experimentieren mit verschiedenen stimmlichen Ausdrucksformen, um die Charaktere, Emotionen und Bilder im Gedicht zum Leben zu erwecken. Verändert eure Tonlage, Lautstärke und Geschwindigkeit, um den Text lebendiger und interessanter zu gestalten.
Lest noch ein letztes Mal. Nutzt nun eure Körperhaltung, Gestik und Mimik, um die Stimmung und Atmosphäre des Gedichts zu vermitteln. Verwendet bewusst eure Körperbewegungen, um die Worte und Gefühle des Gedichts zu visualisieren. Schwenkt mit, holt mit der Hand aus oder macht das, was sich beim Lesen sonst richtig bzw. passend zum Gedicht anfühlt, ganz intuitiv.
Legt nun das Gedicht zur Seite und setzt euch wieder ruhig hin. Was hat dieses Gedicht in euch ausgelöst? Welche Gedanken sind euch gekommen? Habt ihr das Gefühl, den Aussagen des Gedichts zuzustimmen? Möchtet ihr die Autorin in einer Aussage korrigieren oder etwas hinzufügen? Hat sich etwas in euch und euren Emotionen verändert, während ihr die verschiedenen Übungen gemacht habt?

Ihr könnt diese Fragen ganz alleine für euch beantworten. Wenn ihr Lust habt, sie mit uns zu teilen, würden wir uns aber sehr über eine Nachricht oder einen Kommentar von euch freuen!

“Der Faule”
„Heute nach der Schule gehen,
Da so schönes Wetter ist?
Nein! Wozu denn immer lernen,
Was man später doch vergisst!

Doch die Zeit wird lang mir werden,
Und wie bring‘ ich sie herum?
Spitz! komm her! dich will ich lehren
Hund, du bist mir viel zu dumm!

Ja, du denkst, es geht so weiter,
Wie du’s sonst getrieben hast?
Nein, mein Spitz, jetzt heißt es lernen.
Hier! Komm her! Und aufgepasst!

So – nun stell dich in die Ecke –
Horch! den Kopf zu mir gericht’t –
Pfötchen geben! – So! – noch einmal!
Sonst gibt’s Schläge! – Willst du nicht?

Andre Hund‘ in deinem Alter
Können dienen, Schildwach stehn,
Können tanzen, apportieren,
Auf Befehl ins Wasser gehn.

Was? du knurrst? du willst nicht lernen?
Seht mir doch den faulen Wicht!
Wer nichts lernt, verdienet Strafe,
Kennst du diese Regel nicht?“ –

Horch! – Wer kommt? – Es ist der Vater,
Streng ruft er dem Knaben zu:
„Wer nichts lernt, verdienet Strafe!
Sprich! und was verdienest du?

Machts gut und vielen Dank fürs Orakeln mit uns!

Reinick, R. (o. D.). Der Faule. https://gedichtsuche.de/gedichte/der-faule-r-reinick.html [17.09.2023]

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