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RV09: Heterogenitätskategorie Gender – Ansätze zur Entwicklung einer interkulturellen gendersensiblen Pädagogik

1. Erläutern Sie das in der Vorlesung thematisierte Spannungsfeld zwischen Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Genderdynamiken und -pädagogik in der Schule. Nehmen Sie dafür Bezug auf die in der Vorlesung genannten theoretischen Ansätze.

Um zu verstehen, inwiefern Inszenierung und Zuschreibung im Bezug auf Genderdynamiken und- pädagogik in einem Spannungsverhältnis gegenüberstehen, möchte ich diese beiden Begriffe im Kontext des Umfeldes Schule zunächst genauer darlegen.                                           Als Inszenierung lässt sich die interaktive Selbstdarstellung der eigenen Person beschreiben. Schüler*innen sowie Lehrer*innen haben ihr eigenes, persönliches Selbstverständnis, welches auf ganz unterschiedliche Arten präsentiert und ausgelebt werden kann.               Dieses nach Außen dargestellte Bild wird jedoch keineswegs von Mitmenschen genauso aufgefasst. Vielmehr sind es oftmals stereotypische Zuschreibungen, die Lehrkräfte und Schüler*innen tätigen, welche hingegen nicht mit der Eigenwahrnehmung der beurteilten Person übereinstimmen.

Zuschreibungen werden häufig unter dem Aspekt von männlich und weiblich getätigt. Diese Einstufung führt im Schulumfeld zu zahlreichen Grundannahmen. Den Geschlechtern werden einige Eigenschaften und Verhaltensweisen zugesprochen.                                                      So seien männliche Schüler in sogenannten MINT-Fächern begabter, würden jedoch häufiger stören und nerven ( männliche Sozialinkompetenz). Weibliche Schülerinnen hingegen seien fleißiger und disziplinierter, oftmals aber auch zurückhaltender und ruhiger.  Doch auch Lehrkräfte sind diesen gesellschaftlichen Zuschreibungen ausgesetzt. Lehrerinnen seien eher an der Bildung von persönlichen Beziehungen zu SuS interessiert, während Lehrer eher ihren Fokus auf kenntnisbezogene Leistungen legen würden und sich eher auf ausschließlich fachliches konzentrieren.

Möglicherweise steckt in diesen Annahmen tendenziell ein wahrer Kern, dennoch lässt sich im Allgemeinen festhalten, dass voreingenommene, genderdynamische Zuschreibungen in häufigen Fällen nicht dem eigentlichem Charakter, dem Verhalten oder der  Leistung von Schüler*innen und Lehrkräften gerecht wird.

Demnach ist es wichtig, dass sich vor allem Lehrkräfte nicht von Prä-Konzepten oder anderen stereotypischen Wahrnehmungen leiten lassen, sondern bestenfalls eine individuelle geschlechtersensible Beurteilung tätigen, die dem Schüler oder der Schülerin gerecht wird.

2. Reflektieren Sie ihre bisherigen Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion.

Da ich selbst noch keine Praktika im schulischem Umfeld absolviert habe, werde ich mich ausschließlich auf meine eigene Schulzeit beziehen.                                                                                                 Im Bezug auf das schulische „Genderplay“ kann ich reflektierend feststellen, dass bei besonders einer speziellen Lehrkraft Stereotype im Bezug auf männliche und weibliche Schüler*innen tief verankert waren.                                                                                                      Die Lehrkraft leitete bei uns den Sportunterricht und ließ zum Aufwärmen häufig getrennt die Jungs Fußball, die Mädchen Handball spielen. „So macht es doch im Grunde allen am meisten Spaß“, war seine Begründung. Oft wurden dann im Laufe der Sportstunden gute Leistungen von Jungen heruntergespielt und fast schon vorausgesetzt, während sehr gute Leistungen von Mädchen als fast schon unnormal und außerordentlich hervorgehoben wurden.                                          Besonders eine Aussage war sehr fragwürdig und extrem fehl am Platz. Als eine weibliche Mitschülerin eine tolle Weite beim Weitsprung erreichte, wandte sich die Lehrkraft zu einer Gruppe von wartenden Jungs zu und raunte:“ Na Jungs, dass solltet ihr dann wohl auch schaffen wenn „Schülerin XY“ diese Weite springt“.

Neben dieser echt beschämenden Lehrkraft habe ich jedoch auch einige sensible und emphatische Lehrer*innen erlebt, die reflektiert den einzelnen Schüler bzw. die einzelne Schülerin versuchten zu fördern und gerecht zu werden.

3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, auch hier möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion, um deutlich zu machen, dass die Kategorie Gender nicht für sich steht, sondern andere Dimensionen von Heterogenität oftmals wesentlich mit beeinflusst.

Wie verhalten sich Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeiten, bei denen die Lehrkraft bewusst die Aufgabenbearbeitung und Gestaltung frei formuliert? Werden häufig formulierte Zuschreibungen wie das (angebliche) dominante Verhalten der Jungs oder das (angebliche) zielstrebige aber eher ruhigere Verhalten der Mädchen wirklich in der Tat so umgesetzt?                                                                               Falls ja, schreitet die Lehrkraft dann bewusst ein, um einen gleichmäßigen Arbeitsanteil zu fördern? Wie formuliert sie diesen Anspruch?