Kategorien
Allgemein

Umgang mit Heterogenität in der Schule

1.Bitte begründen Sie unter Rückgriff auf die Ausführungen in der Präsentation, warum Heterogenität im schulischen Kontext häufig als ́Herausforderung ́, die bewältigt werden muss, wahrgenommen wird?

Der Umgang mit Heterogenität stellt den schulischen Kontext und somit auch die Lehrpersonen vor mehreren Herausforderungen. Heterogenität meint im allgemeinen Gebrauch die Differenzen zwischen Personen in Bezug auf soziokulturelle Merkmale, wie Geschlecht, ethische Herkunft oder etwa auch Behinderung und dient oft für eine ideale Normvorstellung. Im Bereich der Schule wird der Begriff jedoch noch um den Aspekt der Bildungsungleichheit erweitert. Dies spiegelt sich in der Schülerschaft meist durch lern- und leistungsbezogene Unterschiede wider, aber auch die Eltern und die soziale Herkunft bewirken einen hohen Einfluss auf die Schüler*innen.

Die Organisation des Schulsystems legt bereits Homogenität fest, in dem beispielsweise ein einstimmiges Curriculum oder ein einheitliches Schuleingangsalter bestimmt wird. Entspricht ein Schüler oder eine Schülerin nicht diesem Konzept, wird dieser meist in eine andere Klasse runtergestuft oder an eine andere Schule verwiesen. Doch dadurch verschwinden nicht die eigentlichen Hürden einer Lehrperson. Die Lehrpersonen arbeiten mit vielen unterschiedlichen Kindern zusammen, sollen diese aber nach einem einheitlichen Lehrplan unterrichten. Ist dies nicht ein Widerspruch in sich?

Daher stellt sich aus didaktischer Perspektive die Frage, wie man mit dieser Heterogenität sinnvoll im Unterricht umgeht und aus pädagogischer Sicht, wie man die Individualität der einzelnen Schüler*innen bestmöglich fördern kann. Es wird von den Lehrenden erwartet, dass sie innerhalb einer Unterrichtsstunde neben der Vermittlung des Lerninhalts, individuelle Lernangebote konzipieren, den Zusammenhalt stärken und gleichzeitig Chancengleichheit schaffen. Zwar existieren bereits Fördermaßnahmen in Form von Projektunterricht oder jahrgangsübergreifender Unterricht, um die Lehrkräfte zu unterstützen, jedoch reichen diese oftmals nicht aus.

Daher lässt sich zusammenfassend sagen, dass die Lehrpersonen den Anforderungen nicht immer gerecht werden können und somit vor großen Herausforderungen stehen. Ebenso sollte eine Verbesserung des Unterrichtskonzept stattfinden, dass den Lehrenden und vor allem den Schüler*innen gerecht wird, um somit individuelle Fördermaßnahmen und gleiche Bildungschancen zu schaffen.

 

2. Was ist damit gemeint, wenn von dem ́Konstruktionscharakter ́ von Heterogenität die Rede ist? 

Der Konstruktionscharakter von Heterogenität ässt sich auf die Sicht der Gesellschaft zurückführen. Heterogenität existiert nicht einfach ohne Grund, sondern wurde von der Gesellschaft sozial konstruiert und steht eng im Zusammenhang zur Homogenität. Homogenität charakterisiert Gruppen von Menschen, die sich anhand von gleichen Merkmalen zusammensetzen und somit Perosnen in Kategorien eingeordnet werden. Der Konstruktionscharakter meint damit, dass eine bestimmte Norm- und Wertevorstellung zum gesellschaftlichen Maßstab gemacht wird und Abweichungen als andersartig charakterisiert werden. Was dabei als heterogen empfunden wird, ist von dem Maßstab abhängig, womit eine bestimmte Homogenität als Normalität definiert wird.

 

3b. Die aktuellen Erfahrungen im Umgang mit der Corona-bedingten Ungleichheit der Bildungschancen von Schüler*innen  im eigenen Umfeld mit Bezug auf die Stellungnahme der Bildungswissenschaftler*innen.

Die Corona-Pandemie stellt die gesamte Weltbevölkerung aktuell vor einer großen Aufgabe, dessen Ausmaß heute noch nicht klar ist. Auch in Deutschland sorgt diese Pandemie für lebenseinschränkende Maßnahmen. Seit der 12. Kalenderwoche sind in allen Bundesländern die Schulen und Kindertagesstätten geschlossen, um somit die Infektionsketten weitestgehend zu unterbrechen. Auf der einen Seite will man damit der Corona-Pandemie entgegenwirken, doch auf der anderen Seite entstehen neue Probleme.

Wie bereits mehrere Vergleichsstudien (PISA) bestätigen, sind die schulischen Leistungen der Schüler*innen in Deutschland oftmals abhängig von der sozialen Herkunft. Doch gerade die letzte PISA-Studie bestärkte eine Besserung beim Umgang der ungleichen Bildungschancen (Dohmen/Hurrelmann: 2020). Ist dies aufgrund der Corona-bedingten Schulschließungen hinfällig?

Die beiden Bildungsforscher Hurrelmann und Dohmen sowie 80% der befragten Lehrer*innen sind der Meinung, dass der Anteil der Bildungsungleichheit unter den Schüler*innen wieder deutlich ansteigen wird. Dafür ursächlich sind mehrere nicht optimale Bedingungen, die den digitalen Unterricht erschweren. So fehlt es vielen Schüler*innen an der technischen Ausstattung, die für eine digitale Umsetzung erforderlich ist. Hinzukommend sind einige Schüler, besonders aus dem Bereich der Grundschule sowie den Haupt-, Real- und Gesamtschulen, nicht in der Lage, selbstständig und diszipliniert für mehrere Stunden am Tag zu lernen und sind deshalb auf Unterstützung angewiesen. Aus diesen Gründen gehen die befragten Lehrkräfte davon aus, dass man diese Verzögerungen nicht bis zum Schuljahresende aufgeholt haben wird (Dohmen/Hurrelmann: 2020).

Da ich keine jüngeren Geschwister habe und der Großteil meiner Freunde nicht mehr zur Schule geht, kann ich eher weniger persönliche Erfahrungen aus der Perspektive eines Schülers zur Zeit erleben. Jedoch wird mir durch eine Bekannte, die bereits Grundschullehrerin ist, ein Blick auf die Sicht der Lehrer ermöglicht. Die größte Herausforderung gestaltet sich ihrer Meinung nach bei der Kommunikation mit Schüler*innen und Eltern. Da sie als Grundschullehrerin an einer Schule im sozialen Brennpunkt arbeitet, kann sie nicht davon ausgehen, dass alle Schüler*innen über technische Geräte verfügen, weshalb sie keinen digitalen Unterricht gestalten kann. Aus diesem Grund gestaltet sie für jede/n Schüler*in eine Materialsammlung, die wöchentlich zu bestimmten Zeitslots in der Schule abgeholt werden können. Doch auch dabei gestaltet sich die Umsetzung nicht optimal, da die Informationsweitergabe besonders bei Eltern, bei denen Deutsch die Zweitsprache ist, schwer fällt. Trotz allem versucht sie ihre Schüler*innen weiterhin zu motivieren, indem sie persönliche Briefe oder auch Geburtstagskarten verschickt.

Dies zeigt wiederum nur eine Methode, um den Schulstoff bestmöglich zu vermitteln, und kann, wie ich davon ausgehe, je nach Klassenstufe und Schulform variieren und andere Probleme entstehen lassen. Ebenso existieren auch gewisse Unterschiede beim „Homeschooling“ einzelner Schüler*innen. Dabei kommt es darauf an, inwieweit die Schüler*innen Unterstützung von ihrem häuslichen Umfeld erhalten. Allerdings kann die Mehrheit der Eltern diese „Doppelbelastung“ nicht tragen, da sie entweder keine fachliche Unterstützung bieten können oder nicht die Möglichkeit des Homeoffices haben (Dohmen/Hurrelmann: 2020). Somit lässt sich erahnen, dass die Präsenz einer Lehrkraft und einer Bildungsinstitution positiv zum Lernprozess dazu beiträgt und somit eine wichtige Rolle spielt. Aufgrund dessen gehe ich davon aus, dass die Corona-bedingten Schulschließungen stark zur Heterogenität in der Schule und zur Ungleichheit der Bildungschancen beitragen wird.

 

Literaturverweis:

Dohmen, Dieter/Hurrelmann, Klaus (2020): Corona-Krise verstärkt Bildungsungleichheit. Text abrufbar unter: https://deutsches-schulportal.de/stimmen/das-deutsche-schulbarometer-hurrelmann-dohmen-corona-krise-verstaerkt-bildungsungleichheit/ (Zugriff am 24.04.2020).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert