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Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

Meiner Meinung nach wäre es sehr unfair den Schüler aufgrund seiner Deutschkenntnisse keine Empfehlung für das Gymnasium auszustellen. Da der Erwerb der bildungssprachlichen Kompetenz zwischen fünf bis sieben Jahre dauern kann. Es wäre somit möglich, dass der Schüler vor seiner Einschulung wenig Erfahrungen mit eben dieser Bildungssprache machen konnte. Diese gilt es zwar weiterhin zu fördern, sollte aber kein Hindernis für das Gymnasium sein. Da die Bildungssprache mit Sachinhalten gelernt wird, wird die Sprache in allen Fächern automatisch gefördert. Dennoch sollte vielleicht von der Schule trotzdem weiterhin eine Förderung angeboten werden. Dies spricht meiner Meinung nach dafür, dass ich den Schüler eine Empfehlung für das Gymnasium aussprechen würde. Außerdem wäre es sinnvoll seine erste Bildungssprache weiter auszubauen. Dies wäre zum Beispiel mit ergänzenden Kursen, sowie in sprachsensiblen Fachunterricht möglich. Man sollte seine Erstsprache also auch als Chance für alle sehen und nicht sich auf seine etwas Deutschkenntnisse beschränken. Denn nur so wird der Junge nicht als Sonderfall behandelt.

Ich denke jeder kennt das Gefühl, dass man sich in einer fremden Sprache nicht so gut und sicher ausdrücken kann. Da die meisten in der Schule eine Fremdsprache lernen durften. Ich selber kenne dieses Gefühl, wenn ich auf Englisch spreche. Gerade in der Schulzeit habe ich mich teilweise nicht getraut zu sprechen. Zwar ist das Gefühl der Unsicherheit in einer fremden Sprache normal. Aber dadurch, dass andere Mitmenschen die Sprache besser beherrschen, entstand immer ein kleiner Druck in mir fehlerfrei sprechen zu müssen.

Während meines Orientierungspraktikums war ich in einer Klasse, die einen hohen Migrationsanteil aufwies. Teilweise wurde versucht die unterschiedlichen Sprachen in den Unterricht mit einzubinden. Wenn ein SuS beispielswiese Geburtstag hatte, wurde auf deren Muttersprache ein Geburtstagslied gesungen. In dem Fach Sachunterricht wurde das Thema Essen behandelt, dort durften die Kinder Spezialitäten mitbringen. Während der Schulzeit war es Pflicht, dass die SuS miteinander Deutsch sprechen, damit sich niemand ausgeschlossen fühlt.

Ich möchte mich weiter auf dieses Thema sensibilisieren. Außerdem hoffe ich, dass ich mir immer der kritisch-reflexiven Sprachbewusstheit klar sein werde. Mir ist es wichtig den SuS zu vermitteln, dass Mehrsprachigkeit gut ist und ihnen einen Raum geben diesen auch nutzen zu können. Deswegen freue ich mich auf die weiteren Module im Studium, in denen ich hoffentlich noch viel zu diesem Thema lernen werde. Darüber hinaus ist es bestimmt gut, wenn ich mir die Strukturen anderer Sprachen weiterhin studiere. So kann man die Probleme der SuS besser verstehen und ihnen helfen. Mich interessieren viele Themen in Bezug auf Mehrsprachigkeit wie:
„Inwiefern kann Unterricht so gestaltet werden, dass sich jeder SuS angesprochen wird und sich keiner ausgeschlossen führt?“

„Wie kann man die unterschiedlichen Erstsprachen und Voraussetzungen der SuS noch besser in den Unterricht integrieren und nutzen?“

„Wie kann die Motivation von SuS gesteigert werden, die keine Lust haben ihre Deutschkenntnisse zu verbessern?“

 

Eine Antwort auf „Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe“

Hallo Marina,
ich finde, deinen Beitrag zum Thema „Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe” ist dir gut gelungen.
Bei der ersten Frage hast du vollkommen recht, dass es nicht gerechtfertigt ist einem Schüler aufgrund seiner Deutschkenntnisse den Zutritt zum Gymnasium nicht zu ermöglichen. Wie du auch schreibst, bin ich der Meinung, dass das „Gesamtpaket“ des Schülers betrachtet und sich nicht lediglich auf eine Komponente bezogen werden sollte. Ebenso sollte es Aufgabe der weiterführenden Schule sein mit der Mehrsprachigkeit des Schülers umzugehen und diese nicht als Hürde anzusehen. Bildungssprache ist ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf den weiteren Erfolg in der Schule und Zukunft. Diese kann er vor allem erlangen, wenn er das Gymnasium besucht.
Ähnliche Erfahrungen bezüglich von Fremdsprache habe ich auch gemacht. Weder in Englisch, noch in Französisch fühle ich mich so sicher, wie ich es in meiner Muttersprache tue. Deine Erfahrungen finde ich sehr hilfreich und spannend. Folgende Erfahrungen konnte ich während meinem Praktikum an einer Grundschule sammeln: zwei Kinder aus einer Klasse sprachen lediglich einige Wörter in der Sprache Deutsch und lernten diese in der Schule als Zweitsprache. Die Lernmaterialien für diese beiden Schüler*innen waren zum Teil angepasst. Im Unterricht bekamen die Kinder andere Arbeitshefte als der Rest der Klasse, die speziell für Kinder beim Lernen von Deutsch als Zweitsprache, angefertigt worden waren. Weitere Aspekte, bei denen die Sprache individuell bei jedem Kind gefördert werden sollte, wurde in einem Sprachförderkurs von einer DaZ-Lehrerin angeboten. Trotz des Sprachförderkurses hatte ich leider das Gefühl, dass die Kinder nur schwer in die Klasse integriert werden konnten. Die individuelle Differenzierung im Hinblick auf sprachliche Mittel fand leider nur im Deutschunterricht statt.
Deswegen möchte ich meine zukünftige Unterrichtsgestaltung als Lehrkraft vor allem die Erstsprache der Kinder in den Unterricht mit einbeziehen und diese wertschätzen. Ich finde es super, dass Du betonst, dass du dich zu diesem Thema weiter sensibilisieren möchtest und es Zusammenfassend als Bereicherung und nicht als Belastung verstehst. Das sieht man auch am Ende des Artikels, wo deine Gestaltungs- und Verbesserungsvorschläge schon einen guten Start bilden.
Danke für deinen Beitrag
Liebe Grüße
Sina

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