1. Welche Berührungspunkte hatten Sie bereits mit dem Thema Antisemitismus? Beschreiben Sie für Sie wichtig erscheinende Situationen und wie Sie diese vor dem Hintergrund dieser Vorlesung bewerten würden.
    Am Flughafen stand vor uns bei der Check-In-Kontrolle eine jüdische Familie mit Kippas und Löckchen. Alle Umstehenden starrten sie an, als ob sie noch nie jüdische Menschen gesehen hätten und verhielten sich vorsichtig und misstrauisch. Niemand war offen antisemitisch, aber herzlich und unvoreingenommen genauso wenig.
    Im Hintergrund der Vorlesung halte ich dies für ein Phänomen unzureichender Aufklärung und Tabuisierung.
  2. Welche Fragen haben sich für Sie durch den Vortrag ergeben? In welchen Bereichen fühlen Sie sich noch unzureichend informiert oder vorbereitet, um sich mit Antisemitismus in der Schule als Lehrkraft zu befassen?
    Es haben sich mir zwei Fragen auferlegt:
    – Eigentlich müssten wir, auch in unserer Rolle als Deutsche, besonders gut den Umgang mit jüdischen Mitmenschen erlernen und ausleben. Wahrscheinlich fühlen viele Menschen ein Teil dieser „Schuld“, die durch die grausamen Verbrechen begangen wurde, noch in sich und weiß nicht, wie man heute damit umgehen soll. Ist man sich jüdischen Mitmenschen anders verpflichtet?
    – Was ist alles Antisemitismus? Darf eine Kritik am israelischen Staat nicht ausgesprochen werden? Ich glaube, gerade in der Schule muss klar differenziert werden, zwischen faktenorientierter, neutraler Debatte und eine Projektion auf die Religion des Landes. Gerne hätte ich eine Definition dieser Grenze gehört. Kann man beides voneinander trennen? Darf man das?
  3. Beschäftigen Sie sich mit folgendem Szenario: Ein Elternteil spricht Sie persönlich als Lehrkraft darauf an, dass ein Schüler Ihrer Klasse von verbalen antisemitischen Übergriffen betroffen war. Überlegen Sie, wie ein konstruktiver Umgang mit dieser Situation aussehen könnte.
    Im ersten Schritt würde ich mit dem*der Betroffenen persönlich reden und mir in Ruhe und detailreich alles schildern lassen. Auch würde ich weitere Schritte gemeinsam besprechen. Mein Angebot wäre eine offene Aussprache im Unterricht über den Vorfall. Es ist gut, solche Übergriffe und ihre Auswirkungen zu thematisieren, damit das Bewusstsein in der Klasse geschafft wird, wie verletzend, diskriminierend und falsch so ein Verhalten ist. Ich würde versuchen, einen geführten Dialog zu schaffen, zwischen den Verursachern und der*dem Betroffenen und eine friedliche Aussprache sowie Entschuldigung hervorzurufen. Ich würde mit den Eltern sprechen, damit sie sich betreut und ernst genommen fühlen. Natürlich würde dieser Vorfall ins Rektorat gemeldet werden und auch andere Kollegen sensibilisiert werden. Gerne würde ich dann – als vorbeugende Maßnahme – einen Tag an der Schule organisieren, an dem über Antisemitismus heute, Antisemitismus an der Schule und den Folgen gesprochen wird, um aufzuzeigen, dass so etwas wirklich nicht cool ist.