Warum ist Spracherwerb möglich?

1) Der erste Spracherwerb eines Menschen erfolgt meiner Meinung nach unbewusst (vgl. Folie 10) und hauptsächlich durch die Nachahmung von Worten, die die Kleinkinder aus ihrer Umgebung, also zum Beispiel von ihren Eltern, aufnehmen. Worte, die dabei häufig im Besein des Kindes benutzt werden, versucht dieses mit der Zeit nachzusprechen. Zunächst sind es in der Regel nur Laute, die das Kind spricht, bevor die Laute sich nach und nach zu den ersten Worten entwickeln. Wenn ein Kind dann nach einiger Zeit mehrere Worte verinnerlicht hat und auch deren Bedeutung erlernt hat, werden aus den einzelnen Worten langsam Sätze. Der Zeitpunkt, wann ein Mensch zu sprechen beginnt, ist dabei sehr individuell. Während manche schon sehr früh erste Laute und Worte sprechen, kann es bei anderen lange dauern – ähnlich wie mit dem Erlernen des Laufens. Ich denke jedoch, dass es von großer Bedeutung ist, mit seinem Kind von Anfang an zu kommunizieren, da es nur dann sein eigenes Sprechvermögen gut entwickeln kann.

2) Meiner Meinung nach sind Denken und Sprechen zwei zusammenhängende Prozesse. Dem Sprechen ist in der Regel das Denken vorgelagert. Aber auch wenn man über etwas nachdenkt, spricht man im Stillen mit sich selbst. Weiterhin denke ich, dass man anmerken muss, dass es auf die Situation ankommt, inwiefern man sich genaueste Gedanken darüber macht, wie man sich anschließend ausdrückt. Wenn ich nur für mich über ein Thema nachdenke oder mich mit Freunden unterhalte, denke ich zwar darüber nach, was ich mitteilen möchte, aber weniger und unbewusster darüber, wie ich mich dabei ausdrücke. Anders ist dies, wenn man vor einer Gruppe von Leuten steht und diesen etwas erklären oder vermitteln möchte. Ich denke, dass man sich in solchen Situationen weitaus mehr und vor allem bewusster Gedanken machen muss, wie man spricht.

 

2 Gedanken zu „Warum ist Spracherwerb möglich?

  1. Ich stimme dir im ersten Punkt unbedingt zu. Nachahmung und Übung sind sehr wichtig, besonders in der sehr frühen Sprachentwicklung. Dennoch gibt es einige Phänomene, die der Behaviorismus leider nicht erklären kann. Kinder benutzen oft eine Übergeneralisierung von Regeln, die auf eine logische Anwendung gelernter grammatikalischer Regeln und nicht mehr auf bloße Nachahmung schließen lassen. Ein Beispiel dafür ist, wenn englische Kinder unregelmäßige Verben wie regelmäßige Verben konjugieren, da sie das Prinzip verstanden haben und dann auch auf andere Verben generalisieren. Die Theorie von Chomsky, dass wir alle eine „Universal Grammar“ haben, eine black box, die nur aufgefüllt werden muss, schließe ich, ebenso wie du, aus. Es ist schwer beweisbar und hängt mit der Critical Period Hypothesis zusammen, die ebenso schwer zu verifizieren oder falsifizieren ist. Ich bin ebenso wie du der Meinung, dass es für ein Kind wichtig ist, mit ihm zu kommunizieren. Für mich ist daher besonders die Theorie der Interaktion/Entwicklung von Piaget und Vygotsky nachvollziehbar. Beide legen den Fokus mehr auch auf das Verstehen von Konzepten und die Entwicklung des Kindes. Ich finde es plausibel, dass child-directed speech und recast (Aspekte des interaktionistischen Lernens) dem Kind beim Lernen der ersten Sprache helfen. Child-directed speech meint, dass langsamer, in einfacher Syntax, mit besonderer Betonung von Schlüsselwörtern gesprochen und häufig wiederholt und paraphrasiert wird, Recast ist die korrekte Wiederholung der Aussage des Kindes.
    Denken und Sprache gehören auch für mich zusammen. Allerdings würde ich noch zwischen Sprache und sprechen unterscheiden. Sprache ist die Gesamtheit der Zeichen, die wir benutzen, um Sinn zu erzeugen. Sprechen hingegen ist die Anwendung der Sprache. Ich glaube, dass Sprache unser Denken strukturiert. Spätestens, wenn wir unsere erste Sprache lernen, ist es vor allem diese Sprache, welche uns als Werkzeug zur Kommunikation dient. Wenn man der dekonstruktivistischen und poststrukturalistischen Argumentation Glauben schenkt, dann ist es Sprache und die darin verborgenen Ideologien, welche unser Denken bestimmen.
    Meiner Meinung nach kann man Denken und Sprechen schwer trennen, aus eben den Gründen, die du nennst. Beides findet innerhalb der Sprache statt und erfolgt oft gleichzeitig oder nur etwas versetzt.

  2. Ich finde es zunaechst sehr gut, dass du in deinem Beitrag auf zwei ganz unterschiedliche Themen eingehst und diese durch deine Nummerierungen voneinander getrennt werden. Dadurch verleihst du deinem Beitrag eine nachvollziehbare Struktur. Im ersten Teıl kann ich dır zustimmen, ich bin auch der Meiınung, dass Kinder zunaechst einzelne Laute sprechen, ehe diese sich mit der Zeit zu einzelnen Worten entwickeln und spaeter dann auch zu Saetzen. Vom Baby bis hin zum Grundschulkind werden unterschiedlıche Etapen für das Erwerben der Sprache überwaeltigt. Neugeborene Kinder machen zum Beispiel große Augen, wenn sie ein lautes Geräusch hoeren und bewegen sich dabei. Babys verfeinern ihre Hörfähigkeiten und suchen nach den Quellen von Klängen in ihrer Umgebung. Einige Monate spaeter kann ein Baby dann schon lachen und Laute produzieren. Bevor das Baby redet, kann es aber schon die Bedeutung von Gebaerdensprache erfassen und sich damit ausdrücken. In dieser Zeıt ist es, wie du auch schon angesprochen hast, sehr wichtig, dass das Kleinkind die Eltern so oft wie moeglich im Hause sprechen hoert und das man miteınander kommuniziert. Denn im Alter von ca. 4-5 Jahren ist die Sprache fuer ein Kind verstaendlich, das aktive Vokabular steigt rasch an und viele Kinder koennen in diesem Alter Unterhaltungen folgen. Diese Tatsache sollte man als Elternteil auch ausnutzen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert