Blogbeitrag Nr. 2: Erwartungen von Eltern an die migrationsgesellschaftliche Entwicklung von Schule

Wie kann sich Schule unter den Bedingungen von Digitalisierung, Inklusion und Migration (weiter-)entwickeln? Welche unterschiedlichen Erwartungen tragen gesellschaftliche Akteur*innen in Zeiten massiven Lehrer*innenmangels an Schule heran?  Um solche und ähnliche Fragen ging es auf der wissenschaftlichen Fachtagung „Entwicklung als Erwartung“ in Bremen (20.-22.09.2023), mit Beiträgen aus der deutschsprachigen Erziehungswissenschaft. Dort haben wir erste Ergebnisse aus isekim vorgestellt.

Die 30 Expert*innen der Forschung zu Schulentwicklung und Lehrer*innenbildung, die an unserer Arbeitsgruppe teilnahmen, zeigten großes Interesse an migrantischen Perspektiven auf Schulentwicklung, die wir auf der Grundlage unserer Gruppengespräche mit Elternberatenden aus dem bbt vorstellten. Ein Ergebnis, das in vielen Äußerungen in den Interviews hervorgehoben wird: Wenn Menschen neu nach Deutschland kommen, hat die Schule eine zentrale Funktion – als Orientierungsanker in der Ankommenssituation von Familien und als sicherer Ort für ihre Kinder, der Eltern von Sorgen für deren Betreuung und ihre Zukunftssicherung entlastet. In der Kommunikation mit Schule stoßen Eltern mit Migrationserfahrungen allerdings auf Hürden, so unsere Interviewpartner*innen. Dass das deutsche Schulsystem im internationalen Vergleich besonders komplex ist, erschwert ein Verständnis der Strukturen und Routinen und behindert damit potentiell den Vertrauensaufbau zwischen Eltern und Schule. Hier wäre es wichtig, dass sich schulische Verantwortliche auch mit anderen Bildungssystemen vertraut machen, um die Verständnisschwierigkeiten nachzuvollziehen und ihr Informationsangebot dementsprechend adressat*innengerecht, leicht verständlich auszugestalten. Elterliches Vertrauen in Schule hängt zudem davon ab, dass auch ihre kulturellen Bildungsressourcen, Bildungsinteressen sowie Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen anerkannt werden. Dann können sie auch zu dringend notwendigen Schulentwicklungsprozessen in der Migrationsgesellschaft beitragen – ein Thema, das wir im Projekt weiter bearbeiten wollen.

Yasemin Karakaşoğlu

Veröffentlicht unter isekim

Blogbeitrag Nr. 1: Inklusive Schule-Eltern-Kommunikation in der Migrationsgesellschaft

Inklusive Schule-Eltern-Kommunikation in der Migrationsgesellschaft – so heißt das zweijährige Forschungs- und Entwicklungsprojekt zu einem Kernbereich der Schule-Eltern-Beziehungen, den wir mit Bezug zum Sekundarbereich untersuchen. An dieser Stelle wollen wir in loser Folge Überlegungen veröffentlichen, die an Erlebnissen, Materialien und Gesprächen mit unseren Partner*innen in Schulen und Elternorganisationen von Migrant*innen anknüpfen – für ein kurzes Nachdenken zwischendurch. Wir – das sind Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu und Senior Researcher Dita Vogel sowie studentische Mitarbeiterinnen – derzeit Pia Grimpo und Miriam Thiel.

Fangen wir mit dem Projektthema an. Wir fühlen uns einem breiten Verständnis von Inklusion verpflichtet, in dem sich Schule auf die vielfältigen Bildungsvoraussetzungen und -bedarfe der anvertrauten Kinder und Jugendlichen ausrichtet. Unter Migrationsgesellschaft verstehen wir unsere durch Migration geprägte Gesellschaft, die durch sprachliche, religiöse, weltanschauliche und kulturelle Vielfalt gekennzeichnet ist. Wir sind alle Teil dieser Gesellschaft. Das heißt das auch, dass sprachliche und kulturelle Prägungen sowie transnationale Mobilität im Sinne unterschiedlicher Orientierungen auf das Bleiben am Ort der Schule oder einen späteren Umzug ins In- oder Ausland berücksichtigt werden müssen. Dazu ist Kommunikation nötig – nicht nur zwischen schulischen Beschäftigten und Schüler*innen, sondern auch mit Eltern, anderen Erziehungsberechtigten und Bezugspersonen aus dem häuslichen Umfeld. Schulische Professionelle, Eltern und Schüler*innen kommunizieren, um sich über die Entwicklung individueller Kinder und Jugendlicher zu verständigen und um die gesamte Schule als Lern- und Sozialraum zu gestalten. Eine gelingende Kommunikation ist die Voraussetzung für Kooperation zur Förderung der Individuen und für eine Schulentwicklung, die Unterschiedlichkeit berücksichtigt.

Dita Vogel und Yasemin Karakaşoğlu

Veröffentlicht unter isekim