Auf den letzten Meter

Mo, den 24.01.2022, 11:22 Uhr

In diesem Moment bin ich im Begriff, meinen ersten öffentlichen, offiziell als Blogbeitrag geltenden Text zu verfassen. Eigentlich ist mein Vorhaben gewesen, das Semester über soetwas wie eine in mehrere Blogeinträge eingeteilte Kurzgeschichte zu schreiben, in der ich sowohl meine inhaltlichen Studiererfahrungen als auch meine im weiteren Sinne durch das Studium angestoßenen neudazugewonnenen Erkenntnisse kreativ verarbeitet hätte. Die Idee kam mir zu dem Zeitpunkt, in dem ich mich an meinem ersten unveröffentlichten Blogeintrag versuchte. Dabei kam es mir so vor, als würde es mir leichter fallen und auch mehr Spaß machen, meine Erlebnisse und Gedanken kreativ aufzuarbeiten, als diese „einfach so“ wie sie mir während des Schreibens in den Sinn kommen herunterzuschreiben. Die letztgenannte Art der Darstellung ist viel direkter und die meisten Leute werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Anhieb verstehen, was ich dabei rüberzubringen versuche – was mir einfach viel mehr Angst macht. Eine Geschichte eröffnet je nach Schreibstil viel mehr Raum für Interpretation und kann meines Erachtens nach nochmal auf eine andere Art zum Nachdenken anstoßen, als ein nicht-fiktiver Text in Form eines Lerntagebucheintrags, der oft eher einer „bloßen“ Aneinanderreihung verschiedenster Eindrücke gleicht (was mir vorerst nicht so spannend vorkam, mittlerweile erkenne ich darin aber auch einen ganz eigenen Charme). Außerdem haftete ich der Illusion an, durch die Art des Schreibens viel bessere und vor allem schlüssigere Argumentationen formuliert zu bekommen. Nicht selten ist es jedoch so, dass man aufgrund des dafür notwendigen langen Nachdenkens auch schnell die Falle der Stagnation tappt, weil sich an irgendeinem Punkt ein scheinbar unlösbares Problem auftut oder das Geschriebene einfach nicht den eigenen Anforderungen entsprechen will. Davon sind geübte wie ungeübte Schreiber*innen nicht unbedingt gleichermaßen betroffen und wahrscheinlich mindert sich Chance sich beim Schreibprozess zu verzetteln mit der Erfahrung, die durch viele trial-and-error Versuche wächst. Wie bei den meisten Tätigkeiten, denen man sich neu zuwendet und dessen Ausführung man auf dem Weg zur Perfektion (oder zumindet bis zu dem Grad, an dem sich Zufriedenheit einstellt) erst zu beherrschen lernt. Ich hätte schon nach der ersten freewriting Übung darauf kommen können, dass das mit dem sich lange vorher Gedanken machen und eine Kurzgeschichte für den Blog formulieren zu wollen irgendwie bullshit ist. Zwar dachte ich, dass mir genau das in vielerlei Hinsicht über einen längeren Zeitraum gesehen in mehr Momenten Spaß bringen würde, als mich zu frustrieren. Jedoch weiß ich auch, dass regelmäßige Erfolgserlebnisse enorm wichtig sind, damit ich motiviert bleibe. Diese Erlebnisse hätte ich auf jeden Fall eher bekommen, wenn ich mich abends für einen Reflexionsprozess vor den Laptop gehangen und in einer freeweiting Übung meine Eindrücke aufgeschrieben hätte, da ich dann wenigstens eine Sache mehr von meiner To-Do Liste hätte abhaken können. Meine Art des Vorgehens kam mit in dem Moment in dem ich die Idee hatte aber irgendwie uneingeschränkter vor, war aber dadurch auch unkalkulierbarer – weswegen meine Frustration mit der Zeit schnell wuchs und die Erfolgserlebnisse ausblieben. Da ich dazu noch teilweise sehr ungeduldig und sprunghaft sein kann, langweilte es mich dann auch doch schneller als gedacht, mich immer wieder an den gleichen Text zu setzen. Vielleicht war mir das bewusst und vielleicht habe ich gehofft mich mit der Aufgabe etwas zu fordern und daran wachsen zu können. Und das kann ich auch bestimmt immernoch machen, aber in diesem Rahmen scheint es einfach kontraproduktiv zu sein. Sowieso habe ich eigentlich schon relativ oft die Erfahrung gemacht, dass es eine sehr blockierende Wirkung haben kann, kreative Prozesse an Fristen (und eine Institution) binden zu müssen. Irgendwan kam ich dann glücklicherweise doch dazu, den Gedanken hinter mir zu lassen. Weshalb ich die Beiträge jetzt wahrscheinlich – zwar am Laptop, aber wenigstens effektiv – auch einfach als freewriting Übung nutzen werde, wiel die ganze Sache sonst echt knapp wird.

Und da es mir schwerer fällt, persönliche Reflexionsprozesse (oder einfach irgendwas persönliches) in einem öffetnlichem Blog hochzuladen, ist das dann jetzt einfach meine Herausforderung. Und die ist schon anstrengend genug. Obwohl viele Personen (zu denen ich nicht gehöre) mittlerweile am laufenden Band irgendwo irgendwas online hochladen, unzwar auch teilweise sehr persönliche Sachen, ist es schon nochmal etwas Anderes das in einem universitären Kontext zu machen. Was es irgendwie nochmal doppelt schwer macht. Aber scheinbar ist das in diesem Studienfach nicht nur in Ordnung, sondern sogar gewünscht. Oft ist die Vorstellung einer Tätigkeit dann ja doch nochmal etwas anders, als sich dann tatsächlich damit zu konfrontieren.

Gut, dass es für die Beiträge keine genauen Vorgaben gibt und ich mich nochmal umentscheiden konnte. Keine Ahnung ob eine vorgeschriebene feste Form in dem Rahmen besser gewesen wäre. Wahrscheinlich hätte ich mit beidem aus unterschiedlichen Gründen meine Probleme gehabt. Wie auch immer. Scheinbar werde ich die Möglichkeit bekommen, während des KuWi-Studiums das Verfassen persönlicher, kreativer und wissenschaftlicher Texte zu lernen, meine Ansprüche an mein Schaffen zu überprüfen und an die Vorgaben anzupassen und mir meine Arbeit so einzuteilen, dass ich mit dem Resultat selbst trotzdem halbwegs zufrieden sein kann. Und mich an Aufgabenstellungen und Fristen zu halten.

Trotzdem scheint es irgendwie ein schmaler Grat dazwischen zu sein, sich selbst im wissenschaftlichen Betrieb nicht allzu ernst zu nehmen (was nochmal ganz andere Problematiken aufwirft) und sich ernst genug zu nehmen um überhaupt irgendwas zu Stande zu bringen.