1.Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge? Welche Bedeutung kommt dem zweigliedrigen Schulsystem (Oberschule / Gymnasien) in Bremen diesbezüglich zu?

Generelle Unterschiede in Leistungen von SuS sind definitiv unvermeidbar, da diese die Individualität eines jeden widerspiegeln; jeder SuS hat andere Interessen und Fähigkeiten. Mathematik ist ein Fach, dessen Inhalt auch im Alltag eine Bedeutung hat. Meiner Meinung nach ist ein eigenständiges Leben ohne ein Grundverständnis in Mathematik nur schwer möglich. Ein großes Beispiel, wo Mathematik im Alltag eine Bedeutung hat, ist der Umgang mit Geld. Wie PISA 2000 gezeigt hat, konnte zu dem Zeitpunkt ein Viertel der 15 Jährigen “als Risikogruppe eingestuft werden, deren mathematische Grundbildung nur bedingt für die erfolgreiche Bewältigung einer Berufsausbildung ausreicht” (Artelt et al. MPI, Berlin 2001). Ohne ein gewisses mathematisches Grundwissen ist es nicht nur schwierig einen eigenständigen Alltag zu leben, sondern SuS mit einer nach PISA sehr niedrigen Kompetenzstufe haben auch Schwierigkeiten im Berufsleben Fuß zu fassen und davor eine Berufsausbildung zu absolvieren. Um eine eigenständige Zukunft zu leben, ist es meiner Meinung nach in jedem Fall notwendig ein mathematisches Grundwissen vorweisen zu können, sodass die Leistungsunterschiede in Mathematik von SuS definitiv ein Grund zur Sorge sind; dabei vor allem die doch recht große Gruppe an SuS, die ein geringen Kompetenzbereich vorweisen können.

Das zweigliedrige Schulsystem hat unter den Grundbedingungen der Leistungsunterschiede in Mathematik die Aufgabe ein mathematisches Grundwissen an alle SuS zu vermitteln. Hier ist dann vor allen Dingen, die Oberschule gefragt, denn wie man anhand einer Studie aus Frey et al, 2010 sehen kann, sind am Gymnasium eher die SuS, die einen höheren Kompetenzbereich (IV bis VI) vorweisen können, zu finden. In der gleichen Studie sieht man, dass an der integrierten Gesamtschule (Oberschule) mehr SuS den Kompetenzbereich III aufweisen als auf dem Gymnasium. Das heißt vor allem die Oberschule schult vorherrschend Schüler in diesem Kompetenzbereich. Um ein mathematisches Grundwissen an alle SuS trotz vorherrschender Leistungsheterogenität zu vermitteln, sollte Schule meiner Meinung nach auch versuchen den Mathematikunterricht abwechslungsreicher zu gestalten, um den SuS mehr Freude daran zu vermitteln. Die Grundstimmung zu Mathematik ist bei den meisten SuS eher schlecht bzw ablehnend; das Schulfach Mathematik hat, so wie ich es in meiner eigenen Schulzeit wahrgenommen habe, eher einen schlechten Ruf. Hier wäre definitiv ein Ansatzpunkt, um die Leistungsunterschiede in Mathematik zu minimieren.

 

2.Spielen im Mathematikunterricht, kann das angesichts von Leistungsunterschieden ein Ansatz sein? Beziehen und begründen Sie eine Position aus Lehrenden-Sicht, die auch Schülersichtweisen einbezieht.

Das in der Vorlesung besprochene Fallbeispiel 3 “Lea und die reichhaltige Lernumgebungen” hat unter Anderem gezeigt, dass die Motivation innerhalb der Lerngruppe größer war, wenn im Mathematikunterricht handlungsorientierte Unterrichtsphasen stattfanden. Im Gegensatz dazu ließ die Motivation bei der Behandlung abstrakter mathematischer Inhalte nach. Handlungsorientierte Unterrichtsphasen können beispielsweise durch mathematische Spiele verwirklicht werden. Für die Lehrende Person bedeutet die Entwicklung solcher Unterrichtsphasen mit spielerischen Methoden zwar einen größeren Arbeitsaufwand in der Vorbereitung und Konzeption, doch wenn das Spiel dazu führt, dass mehr SuS einfacher und schneller den Inhalt verstehen, minimiert es nach Hinten raus den Erkläraufwand und das Überwinden der Frustrationsgrenzen der SuS. Somit denke ich, dass Spielen im Mathematikunterricht ein Ansatz ist, jedoch sollte dies nicht die einzig verwendete Unterrichtsmethode sein. Angesichts der Leistungsheterogenität innerhalb einer Lerngruppe gibt es Schüler, die mit handlungsorientierten Methoden (z.B. Spielen) besser lernen können und andere, denen ein abstraktes Erklären der Unterrichtsinhalte hilfreicher ist. Somit sollte eine Mischung gefunden werden. Spielen ist für SuS generell eine Methode, die nicht mit dem klassischen Verlauf von Mathematikunterricht in Verbindung gebracht wird und somit für die SuS neue Motivation an dem Fach hervorrufen kann.

 

3.Spielen kann im Handeln „stecken bleiben“, das Denken kommt zu kurz.  Formulieren Sie zwei Fragen, welche Ihnen helfen können, mögliche Denkhandlungen von Lernenden zu beobachten.

Nutzt man ein Spiel als Einstieg in ein neues Thema oder zum Verständnis eines davor theoretisch besprochenen Unterrichtsinhaltes, so kann man den SuS nachdem sie einige Runden gespielt haben, die Aufgabe geben eine Taktik bzw Strategie zu überlegen, welche ihnen zu einem Sieg im Spiel verhilft: “Wie musst du Spielen, um zu gewinnen? Gibt es eine Strategie, die dich Gewinnen lässt?” Hierbei wird das mathematische Denken angeregt. Die Strategien der Schüler können dann im Spiel erprobt werden und zudem noch im Unterrichtsgespräch besprochen werden. Hat sich eine überlegte Strategie im Spiel als nicht zielführend erwiesen, kann dann weiter überlegt werden, warum diese Strategie nicht funktioniert hat.

Außerdem kann man das Denken mit dem Spiel verknüpfen, indem man die SuS nach dem mathematischen Kerninhalt bzw dem Themenbezug des Spiels fragt: “Welches mathematische Themengebiet wird im Spiel verwendet? Welche mathematischen Kenntnisse sind erforderlich, um das Spiel spielen bzw verstehen zu können?” Besonders, wenn ein Spiel als Einstieg in ein Thema genutzt wird, kann man so als lehrende Person zur theoretischen Behandlung des Themas überleiten.

 

4.Benennen Sie zwei unterschiedliche Möglichkeiten, wie Sie als Lehrkraft ausgehend vom Spielen eine weitere kognitive Aktivierung von Lernenden anregen können.

  1. Mathematik Bingo: alle SuS schreiben Zahlen ihrer Wahl in ein 3×3 Quadrat auf ihr Blatt. Die lehrende Person nennt Aufgaben, welche die SuS im Kopf lösen sollen. Findet sich die Lösungszahl in ihren aufgeschriebenen Zahlen wieder, so streichen sie diese durch. Wer drei durchgestrichene Zahlen in einer Reihe hat, hat ein Bingo.
  2. Terme formen: Die Lerngruppe wird in gleichgroße Gruppen eingeteilt. Alle SuS erhalten eine Karte auf der entweder eine Zahl oder ein mathematischer Befehl (plus, minus, mal, geteilt oder Klammern) abgebildet ist. Die lehrende Person nennt eine Zahl, die das Ergebnis des zu formenden Terms sein soll. Die SuS müssen sich nun so in einer Reihenfolge aufstellen, dass sie mit den auf ihren Karten abgebildeten Zahlen und Rechenoperationen einen Term formen, dessen Ergebnis die genannte Zahl ist. Die Gruppe, die am schnellsten einen richtigen Term aufgestellt hat, gewinnt.  

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