Leistungsheterogenität im Unterricht

Fokussierung des Vorlesungsthemas

  1. In einer Konferenz in Ihrem Fachbereich in Ihrem Fach an Ihrer Schule diskutiert das Kollegium über Maßnahmen zum Umgang mit Heterogenität. Sie erinnern sich kurz an diese Vorlesung: nennen Sie zwei empirisch überprüfte Fakten zum Umgang mit Heterogenität, die der Diskussion dienen könnten!

 

Eine Studie zum Thema „äußere Differenzierung“ wies empirisch nach, dass leistungsstarke Schüler von dieser Maßnahme leicht profitieren, wohingegen es sich auf leistungsschwache Schüler negativ auswirkt. Dies liegt daran, dass die leistungsschwachen Schüler nicht von den Fähigkeiten der leistungsstärkeren Schülern im gemeinsamen Unterricht profitieren können.

Versuche in der „innere Differenzierung“ zeigten gemischte Ergebnisse. Bei leistungshomogenen Gruppen zeigte sich für Gruppen mit leistungsstarken und mittelstarken Schülern ein sehr geringer Leistungszuwachs, jedoch ein starker Zuwachs in der Motivation. Bei leistungsschwachen Schülergruppen hingegen zeigten sowohl der Leistungszuwachs, als auch die Motivation ein starkes Defizit.

Leistungsheterogene Gruppen erwiesen sich für leistungsschwache Schüler stark fördernd, wohingegen die Leistungssteigerung bei den leistungsstärkeren Schülern stagnierte.

Auch auf die Motivation zeigte die durchmischtheit der Gruppen positive Auswirkung für die leistungsschwachen Schüler, wohingegen die Motivation leistungsstarker Schüler stark darunter litt.

Diese gemischten Ergebnisse führten zu dem Schluss, dass es mehr auf Unterrichtsqualität, als auf Binnendifferenzierung ankommt, da beide Konstellationen sowohl Vorteile, als auch Nachteile aufweisen und es schwierig ist eine „bessere“ Alternative zu wählen, ohne eine der beiden Gruppen zu vernachlässigen.

 

Anwendung und theoriegeleitete Reflexion bisheriger Praxiserfahrungen, inklusive Perspektivenwechsel von Lernenden zu Lehrenden

  1. Erläutern Sie, welches Unterrichtsmuster Sie in Ihrer bisherigen Erfahrung selbst als das wirkungsvollste erlebt haben! Diskutieren Sie Ihre Beobachtung vor dem Hintergrund der Vorlesung!

Meine persönliche Erfahrung bezüglich des effektivsten Unterrichtsmusters zeigte mir, dass ein geleiteter Unterricht mit Praxisbezug am wirkungsvollsten ist. Das praktische Arbeiten und auseinandersetzen mit einem Unterrichtsthema und das Aufstellen eigener Arbeitshypothesen sorgten bei mir zum einen für die größte Motivation, zum anderen aber auch für die besten Leistungssteigerungen. Dabei war es jedoch wichtig, bei Rückfragen stets eine Bezugsperson zur Seite zu haben.

Dies würde dem Prinzip der direkten Instruktion entsprechen, welche auch als das erfolgreichste Unterrichtskonzept gilt.

Die Kombination aus praxisorientierter Arbeit und eigener Erarbeitung der Theorie liefert eine gute Basis zum Erlangen und Sichern von Wissen.

 

Anwendung und theoriegeleitete Reflexion zukünftiger Praxiserfahrungen

  1. Entwickeln Sie eine kurze Aufgabe mit drei gestuften Lernhilfen, die Sie in Ihrem Fach morgen im Unterricht einsetzen könnten! Erläutern Sie die gestuften Lernhilfen und beschreiben Sie, wie sie im Unterricht erkennen können, ob diese erfolgreich gewählt sind.

 

Das Prinzip der gestuften Lernhilfe sieht eine, in Stufen aufgeteilte, Hilfe zur Bearbeitung von Aufgaben vor. Dabei soll zunächst ein lernstrategischer Hinweis, wie z.B. „fertige eine Skizze an“, „besprich die Aufgaben mit deinem Sitznachbar“, gegeben werden, danach eine Lösungshilfe. Dies kann in der Form von Hilfszetteln geschehen, welche auf der Vorderseite eine Strategie und auf der Rückseite die Lösung enthält.

 

Ein Beispiel für eine Aufgabe könnte sein:

 

Beschreibe den Aufbau einer Nervenzelle in einer sinnvollen Reihenfolge. Beschreibe zusätzlich den Ablauf eines Aktionspotentials.

Eine mögliche Lernhilfe wäre nun:

1.

Strategie: Wiederhole mündlich den Aufbau einer Nervenzelle zusammen mit deinem Sitznachbarn.

Lösung: Die Nervenzelle besteht aus den Synapsen (Endköpfchen), dem Soma (dem Zellkörper), dem Axonhügel, dem Zellkern, dem Axon (Myelinscheide und Ranvier’sche Schnürringe) und den Dendriten. Bringe diese nun in die korrekte Reihenfolge.

2.

Strategie: Entwirf eine Skizze einer Nervenzelle, beschrifte diese und versuche anhand deiner Skizze deine Beschreibung zu strukturieren. 

Lösung: (Beschriftete Übersicht einer Nervenzelle)

3.

Strategie: Skizziere den Verlauf eines Aktionspotentials (benutze die Begriffe: Schwellwert, Repolarisation, Depolarisation, Ruhepotential, Hyperpolarisation) und versuche anhand deiner Skizze deine Beschreibung zu strukturieren.

Lösung: (Beschriftete Skizze eines Aktionspotentials)

 

Mit diesen Lernhilfen kann der Schüler stufenweise an die Lösung herangeführt werden, jedoch ohne bereits ein vollständiges Ergebnis zu erhalten. Dies sorgt dafür, dass der Lerneffekt erhalten bleibt und gleichzeitig auch ein Erfolgsgefühl mit dem erfolgreichen Abschließen der Aufgabe erlangt wird.

 

 

Sichtbar wird der Erfolg der Lernhilfe, falls jeder Schüler am Ende des Unterrichts in der Lage ist den Aufbau einer Nervenzelle und eines Aktionspotentials zu beschreiben oder zumindest zu skizzieren. Auch die Häufigkeit der zusätzlich gestellten Fragen gibt Auskunft über die Effektivität der Lernhilfen. Falls viele Schüler trotz der Lernhilfen weiterhin Fragen haben sollten, sind diese nicht selbsterklärend genug. Sind jedoch alle Schüler, die die Lernhilfe benutzt haben, schneller fertig, als es im Normalfall zu erwarten wäre, dann gibt diese eventuell zu viel Information preis und vereinfacht die Aufgabenstellung zu sehr.

 

Anwendung und theoriegeleitete Reflexion auf der Unterrichts- und Schulebene:

  1. Eine Kollegin sagt: „Gesamtschulen sind ja immer mal wieder der letzte Trend, ob wir sie nun Oberschulen nennen oder Sekundarschulen, die Idee ist doch dieselbe. Alle werden gemeinsam unterrichtet, was für eine Ideologie. Dabei zeigt doch die empirische Forschung klar, dass das Gymnasium nur von den besten SuS besucht werden sollte. Die schlechten fühlen sich hier doch viel zu schnell überfordert und das frustriert sie so sehr, dass sie vollkommen abschalten.“ Was antworten Sie der Kollegin?

 

Ich würde zunächst fragen, auf welche empirische Forschung sie sich bezieht.

Die Schlussfolgerung, dass „schlechte“ Schüler sich überfordert fühlen, ist eine sehr einseitige Sichtweise auf die Idee eines gemeinsamen Schulsystems. Sicherlich gibt es Schüler, auf welche das hohe Leistungsniveau eines Gymnasiums überfordernd wird. Es ist jedoch nachgewiesen, dass Leistungsheterogenität innerhalb von Gruppen oder Klassenverbänden durchaus leistungssteigernd auf ansonsten leistungsschwache Schüler wirkt. Somit wird es auch Schüler geben, welche durch den „Trend“ der Gesamtschule erst ihr volles Potential entwickeln.

Danach würde ich ihre Einstellung gegenüber leistungsschwachen Schülern hinterfragen, da mir ihre Wortwahl nicht gefällt. Einen Schüler als „schlecht“ zu bezeichnen, empfinde ich als äußerst abwertend, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Schulleistung nicht die Intelligenz eines Schülers widerspiegelt, sondern viel mehr Fleiß und gute Lernstrategien belohnt.

Mit diesem Hintergrund spräche noch mehr für leistungsheterogene Klassen, da auf diese Weise Methoden und Strategien zwischen den Schülern ausgetauscht werden können und so zusätzlich das Gemeinschaftsgefühl und damit auch die Motivation gestärkt werden.

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