Doppelte Heterogenität bedeutet doppelt so viel Arbeit, mit halb so viel Lehrpersonal, in der Hälfte der Zeit.

Die „doppelte Heterogenität“, die bei den Schülern vorzufinden ist, verlangt der Lehrkraft gleichermaßen doppeltes Hinschauen, doppeltes Engagement und doppelte Kreativität ab. In jedem Fach, in jeder Stunde Rücksicht auf dieses Prinzip zu nehmen, ist meines Erachtens nach aber ein nahezu unmögliches Unterfangen.

Denn der Lehrkraft wird demzufolge abverlangt, nicht nur die erste, offensichtlichere Ebene der Heterogenität, welche Faktoren wie etwa das Alter, Ethnie oder auch eine Mehrsprachigkeit mit einbezieht, sondern auch eine zweite, eher verborgende, die Charaktereigenschaften, Vorwissen, Interesse und andere, durch die jeweilige Sozialisation bedingte Faktoren, mit ins Bild nimmt. So müsste die Lehrkraft diese Aspekte mit in die Unterrichtsplanung einbeziehen, um diesen somit „passgenau“ auf die Individualität der Lernenden zuschneiden zu können. Zudem müsste sie den Unterricht auch dementsprechend nachbereiten, um zu ermitteln, ob sie den diversen Ansprüchen gerecht geworden ist, und, um den folgenden Unterricht wiederum vorbereiten zu können.

Dies ist jedoch, mag ich zu behaupten, keiner Lehrkraft mit der großen Anzahl an zu Beschulenden und der limitierten Arbeitszeit auch nur annähernd, in dem Maße möglich, in dem es realisiert werden sollte, um ein optimales Lernklima und somit den Weg zu einem optimalen Lernerfolg ebnen zu können.

Doch nehmen wir der Einfachhalbhalter mal an, dass es einer Lehrkraft möglich sei den Unterricht nach diesem Prinzip auszudifferenzieren. Wenn es also in einer Klasse Schüler gibt, deren Eltern aus dem ehemaligen „Commonwealth“ stammen, dann muss die Lehrerkraft, Interpretationen dieser Schüler, eines literarischen Textes oder historischer „Fakten“, anerkennen und nicht gar als falsch deklarieren, weil sie mit der Eigenen oder die des Lehrbuches nicht übereinstimmen. Genauso wie ein Mathematiklehrer sich nicht anmaßen darf, ein richtiges Ergebnis als falsch zu deklarieren, weil der Schüler einen Anderen, als bei ihm erlernten Lösungsansatz genutzt hat. Denn das würde ja Voraussetzen, dass es nur diesen Einen richtigen Lösungsweg gibt.

Da wir aber wissen, dass viele Wege nach Rom führen, gilt es zu aller Letzt noch einmal zu erwähnen, dass die Lehrerkraft die verschiedenen Lösungsansätze nicht in jedem Falle antizipieren und durch die limitierte Vor- und Nachbereitungszeit, und die gleichermaßen begrenzte  Unterrichtszeit und dem nicht ausreichenden Lehrer-Schüler-Schlüssel nur schwer auf diese Heterogenität eingehen kann.

 

Ein Gedanke zu „Doppelte Heterogenität bedeutet doppelt so viel Arbeit, mit halb so viel Lehrpersonal, in der Hälfte der Zeit.“

  1. Hallo Patience!
    Ich stimme dir zu, dass die Herausforderung allen Anforderungen als Lehrkraft bei einer von Heterogenität geprägten Klasse gerecht zu werden, sich als nahezu unmöglich erweist. Um eine ausreichende Zuwendung des Lehrers für jeden einzelnen Schüler zu gewährleisten oder auch nur möglich zu machen, sind die Schülerzahlen der einzelnen Klassen in den meisten Schulen schlicht weg zu groß. Eine individuelle Unterstützung der SchülerInnen ist jedoch eine wichtige Voraussetzung für den Lernerfolg und die persönliche Entwicklung eines jeden einzelnen. Bei der Vielzahl an SchülerInnen bleibt dies jedoch oftmals ungewollt auf der Strecke.

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