Literatur

Burkhard Bierhoff „Konsumismus. Kritik einer Lebensform“

Klappentext:
Burkhard Bierhoff fragt in diesem essential, ob mit einer nachhaltigen Produktions- und Konsumorientierung ein ökologisches Desaster noch verhindert werden kann und ob es eine Alternative zur Weltzerstörung durch Konsum gibt. Denn die heutige Lebensweise wird von Vielen als krankmachend erlebt. Die psychosoziale Befindlichkeit vieler Menschen ist von Konsum, Langeweile und Gleichgültigkeit geprägt. Die globale Gesamtsituation hat sich in Umweltproblemen, Artensterben, Armut und Hunger zugespitzt.

Dieses kurze Werk von Bierhoff fasst sehr bündig und verständlich genau das zusammen, worum es in diesem Blog geht. Bierhoff erläutert die Problematik des Konsumismus (= „warenzentrierter Lebensstil, durch manipulative Werbestrategien“ebd. S.7) und sucht nach einer alternativen Lebensweise. Es ist sozusagen das modernere ‚Haben oder Sein‘

„Der Konsumismus wirkt weltweit als Destruktionskraft, indem er durch eine aggressive Strategie der Verwestlichung die Kulturen der Dritten Welt zerstört und eine extreme Nivellierung kultureller Alternativen nach sich zieht.“ (Bierhoff, 2013, 7)

 

Warum geldfrei?

In unser westlichen Kultur konsumieren wir täglich eine ganze Menge. Lebensmittel, welche in fernen Ländern produziert worden sind um bei uns möglichst günstig auf dem Teller zu landen. Oft werden diese dann unter schlechten Bedingungen produziert, sodass andere Menschen darunter leiden. Zudem legen diese Lebensmittel einen langen Transportweg zurück, was schließlich Auswirkungen auf das Klima hat.
Jeder CoffeeToGo produziert Müll. In Plastik eingeschweißte Fertigprodukte, die uns helfen sollen Zeit zu sparen, um diese eingesparte Zeit für vermeintlich wichtigere Dinge zu verwenden. Die da wären? Arbeiten? Noch mehr Geld verdienen und noch mehr Konsum zu betreiben? Wie Fromm es formulierte: „Wir sind eine Gesellschaft notorisch unglücklicher Menschen …, die froh sind, wenn es ihnen gelingt, die Zeit ‚totzuschlagen‘, die sie ständig zu sparen versuchen.“ (Fromm, 1976)
Mit dem Billigflieger nach Mallorca, bei H&M schnell ein Top für 3€ ergattern. Die Gier ist groß danach unsere vermeintlichen Bedürfnisse zu stillen.
Inzwischen gibt es jedoch schon einige Bewegungen hin zur ‚Entschleunigung‘. SlowFashion, SlowEating, ShareCommunities.
Ein radikaler Weg hierbei ist die Entscheidung zum geldfreien Leben bzw. geldfreieren Leben. Diesen Weg gehen mittlerweile immer mehr Menschen und ich bin gespannt diese zu treffen!

Meine Geldfreie Woche 09.01.17

„Die Vorsichtigen, die Besitzenden wiegen sich in Sicherheit. Doch notwendigerweise sind sie alles andere als sicher. Sie sind abhängig von ihrem Besitz, ihrem Geld, ihrem Prestige. ihrem Ego. Das heißt von etwas, dass sich außerhalb ihrer Selbst befindet. Aber was passiert mit ihnen wenn sie verlieren was sie haben?“

Erich Fromm

Prolog

In meinem Selbstversuch möchte ich eine Woche lang auf jegliche Geldausgaben verzichten. Ich werde die Geldfreiheit in meinem individuellen Umfeld leben, sodass mein Alltag, mein Wohnort unverändert bleiben. Folglich möchte ich herausfinden, was bei gleichbleibendem Setting geschieht, wenn man den Faktor Geld wegstreicht. Wie fühle ich mich? Welche Gedanken kommen auf? Was erlebe ich? Mit wem trete ich in Kontakt? Ergeben sich mir neue, unbekannte Situationen?
Mir ist es allerdings wichtig anzumerken, dass mein Experiment nicht vollkommen ohne Geld auskommen wird, schließlich stand jedes Produkt, jeder Gegenstand in seiner langwiedrigen Produktionskette in einer Beziehung zu Geld. Also werde ich weiterhin Strom, Wasser, Heizung und WG nutzen.
Für die totale Geldfreiheit müsste ich mir selbst ein eigenes Heim bauen, aus zusammengesuchten Materialien der Natur. Ich müsste Pflanzen und Beeren sammeln, womöglich sogar jagen gehen. Meine Zeit würde ich definitiv nicht mit Arbeit oder Uni verbringen, sondern damit mich am Leben zu erhalten und mich daran zu erfreuen. Diese tatsächlich komplette Geldfreiheit reizt mich zwar sehr, wäre für den aktuellen Unikontext allerdings zu umfangreich und aufwendig. Schließlich befinde ich mich aktuell in einer kapitalistischen Gesellschaft und funtioniere dementsprechend. Jedoch kann ich mir sehr gut vorstellen im weiteren Verlauf des Jahres eine geldfreie Reise anzutreten.

Meine Geldfreie Woche

Start: Montag 9.01.17

Hier ein Bild von meinem Vorrat (Haferflocken, Tee, Kaffee und Öl exklusive)Mein letzter Einkauf war die Hafermilch am Samstag.

Am Montag hatte ich keine großen Probleme, ich konnte wie gewohnt meinen heißgeliebten Haferbrei frühstücken. Für die Uni nam ich mir einen Tee mit, in der Regel konsumiere ich an einem Unitag tatsächlich Unmengen von Kaffee, sodass sich mein Koffeinentzug ungelogen mit Kopfschmerzen bemerkbar machte.  Das Haus ohne Geld bzw. Portemonnaie zu verlassen, verlieh mir ein unerwartetes Gefühl von Leichtigkeit. Der sonst übliche Einkauf am Montag blieb natürlich aus, die dadurch ersparte Zeit konnte ich gut nutzen. Der Tag verlief ansonsten relativ unspektakulär.

Bilanz

  • Ich bin öfters hungrig oder durstig, aber meine Grundbedürfnisse sind immer mehr als gedeckt
  • Lebensmittel auf Umwegen zu besorgen gestaltet sich als sehr zeitaufwändig, aber macht mich umso glücklicher da ‚Nichtkonsum‘, es ist schön Lebensmittel zu retten <3
  • Der Zufall regiert meine Ernährung, meine Gemüsevorliebe lässt sich schwer realisieren
  • Menschen reagieren freundlich und höchst interessiert, viel Zuspruch
  • Ich genieße es, erst gar nicht in diesen Strudel des Konsums zu geraten
  • Wie oft handelt es sich nur um suggerierte Bedürfnisse??
  • Der ‚Nichtkonsum‘ schenkt mir mehr Zeit für mich selbst, meine Gedanken!
  • Viel Austausch mit Freunden, Familie und Mitbewohnern über dieses Thema

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