Besuch bei Jens Fröhlke

Dank einer guten Freundin stieß ich eines Abends auf die Doku 37 Grad: Zu Fuß und ohne Geld – – Ein Jahr durch Deutschland – ZDF.

Jens Fröhlke möchte nach jahrelanger Zuvielarbeit aus dem Hamsterrad der Gesellschaft ausbrechen. Sein Weg: Quer durch Deutschland zu Fuß und ohne Geld für ein ganzes Jahr. Seine Reise beeindruckte mich sehr und ich versuchte mit ihm Kontakt aufzunehmen, was sich als fabelhaft einfach erwies. Jens reagierte sehr offen und herzlich und bot mir ein Treffen an noch bevor ich danach fragen konnte.

Also fuhr ich am 20.12.16 zu ihm. Er begrüßte mich bei unserer ersten Begegnung gleich mit einer sehr herzlichen Umarmung. Wir fuhren zu seinem neuen Zuhause:

Jens wohnt nun in einem Bauwagen, welchen er eigenhändig ausgebaut hat. Dieser steht momentan (womöglich nicht langfristig) in Winkelsett neben dem Haus einer Freundin. Ansonsten ist drum herum vor allem viel Freiraum, weite Felder, Acker, Wiesen und Wald. Von innen ist sein Bauwagen fast schöner als von außen. Jens hat eine kleine Kochecke eingerichtet mit fließend Wasser, auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich sein Bett, was er gleichsam als Sofa nutzt. Der Mittelpunkt seines Bauwagens ist allerdings der Holzofen, welchen Jens zum heizen, sowie kochen und backen benutzt. Alles ist liebevoll und gemütlich eingerichtet, sodass ich mich sehr wohlfühle, auch wenn ich ziemlich aufgeregt bin. Schließlich kennen wir uns noch gar nicht.

Damit wir uns etwas aufwärmen können, hackt Jens vor der Tür des Bauwagens ein paar Holzscheite auseinander und schmeißt anschließend den Ofen an. Wir trinken einen Tee, unterhalten uns und lernen uns erst einmal kennen. Nach einiger Zeit erst beganne ich erst unser Gespräch aufzuzeichnen, da es Jens zu Beginn noch etwas unangenehm war. Nach einer kleinen ‚Aufwärmphase‘ erzählte er mir eine ganze Menge.

Hier ein Ausschnitt dessen:

Jolanda: Inwiefern schätzt du die geldfreie Gesellschaft als eine Alternative zum Konsumismus ein?Jens F.: Das ist die einzige Alternative, wenn wir uns entschließen unseren Lebensraum nicht mehr weiter zu zerstören, wenn wir uns entschließen eine nachhaltige Welt und lebenswerte Welt für unsere Kinder und Enkel zu schaffen. […] Ich glaube, dass so ein Prozess der kollektiven Bewusstwerdung in Gang gesetzt werden kann. Und dass wirklich auch Fragen im Raum stehen: Wollen wir so weiter machen oder können wir uns das anders vorstellen? Da sind die Menschen gut, die uns das irgendwie vorleben und sagen: Hey, das tut gar nicht weh! Im Gegenteil, vielleicht.Ich glaube weiterhin, dass damit ein Prozess des persönlichen Wachstums in Gang gesetzt werden wird, wobei eben da auch schon der Schritt in die Gemeinschaft wichtig ist. Nämlich dadurch, dass wir uns alle gegenseitig dabei unterstützen und an die Hand nehmen das glaub ich.
Die geldfreie Gesellschaft selbst kann ich mir ohne Weiteres vorstellen. Ganz einfach: Dinge, die gekocht werden, werden produziert, die produzieren wir. Der eine macht das gern, der andere macht das gern. Wir können unseren Vorlieben folgen. In Gemeinschaften wird organisiert. […] Diese Struktur gibt es ja schon: Kommunen. Politik werden wir nicht mehr brauchen. Da kommt wieder die Ebene der Kämpfe, der Grenzen, der Ängste. Grenzen gibt es da wo es immer Kämpfe gibt. Also die stellen eine Grenze auf und du kannst sagen es wird Kämpfe geben. […]

Tatsächlich verlief der Besuch bei Jens ganz anders als ich es erwartet hatte. Ich verbrachte den ganzen Tag mit ihm und fuhr erst in der Dunkelheit wieder nach Bremen. Somit konnte ich also sehr intensiv in die Geldfreiheit eintauchen. Beispielsweise haben wir zusammen ein wunderbares Essen aus geldfreien 😉 Lebensmitteln kreiiert. Es gab vegane Pizza mit Butternutkürbis, Banane, Walnüssen und Steckrübenaufstrich (selbstgemacht von Jens). Traumhaft lecker!

Jens und ich hatten sehr schöne, sogar intime Gespräche, dafür bin ich sehr dankbar. Insgesamt ist Jens einfach ein sehr offener, ehrlicher, aufrichtiger Mensch. Ich hatte das Gefühl, dass er die eigenen persönlichen Grenzen, die viele andere Menschen sich zum Schutz vor anderen Menschen aufbauen, niedergerissen hat (oder nie hatte). Die Vision der Geldfreiheit hat bei ihm offensichtlich viel mehr ausgelöst als der bloße Verzicht auf Geld.

Er ist nun ein freier Mensch und das spürt man.

 


ChatClick here to chat!+
Zur Werkzeugleiste springen