Kino Köstlich

Am 3.03. fand im Kukoon (Buntentorsteínweg, Bremen) das erste Kino Köstlich statt. Die Kukoonies zauberten ein wundervolles veganes Menü aus geretteten Lebensmitteln (ich konnte sogar ein wenig helfen). Serviert wurde ein einer beinah unendlich langen Tafel. Ein genüsslich, gemütliches Essen. Anschließend wurde „The Happy Film“ gezeigt.

https://www.facebook.com/kukoon.bremen/photos/pcb.672220662969777/672220089636501/?type=3&theater

Die ‚wahren‘ Bedürfnisse

Literatur

Burkhard Bierhoff „Konsumismus. Kritik einer Lebensform“

Klappentext:
Burkhard Bierhoff fragt in diesem essential, ob mit einer nachhaltigen Produktions- und Konsumorientierung ein ökologisches Desaster noch verhindert werden kann und ob es eine Alternative zur Weltzerstörung durch Konsum gibt. Denn die heutige Lebensweise wird von Vielen als krankmachend erlebt. Die psychosoziale Befindlichkeit vieler Menschen ist von Konsum, Langeweile und Gleichgültigkeit geprägt. Die globale Gesamtsituation hat sich in Umweltproblemen, Artensterben, Armut und Hunger zugespitzt.

Dieses kurze Werk von Bierhoff fasst sehr bündig und verständlich genau das zusammen, worum es in diesem Blog geht. Bierhoff erläutert die Problematik des Konsumismus (= „warenzentrierter Lebensstil, durch manipulative Werbestrategien“ebd. S.7) und sucht nach einer alternativen Lebensweise. Es ist sozusagen das modernere ‚Haben oder Sein‘

„Der Konsumismus wirkt weltweit als Destruktionskraft, indem er durch eine aggressive Strategie der Verwestlichung die Kulturen der Dritten Welt zerstört und eine extreme Nivellierung kultureller Alternativen nach sich zieht.“ (Bierhoff, 2013, 7)

 

Warum geldfrei?

In unser westlichen Kultur konsumieren wir täglich eine ganze Menge. Lebensmittel, welche in fernen Ländern produziert worden sind um bei uns möglichst günstig auf dem Teller zu landen. Oft werden diese dann unter schlechten Bedingungen produziert, sodass andere Menschen darunter leiden. Zudem legen diese Lebensmittel einen langen Transportweg zurück, was schließlich Auswirkungen auf das Klima hat.
Jeder CoffeeToGo produziert Müll. In Plastik eingeschweißte Fertigprodukte, die uns helfen sollen Zeit zu sparen, um diese eingesparte Zeit für vermeintlich wichtigere Dinge zu verwenden. Die da wären? Arbeiten? Noch mehr Geld verdienen und noch mehr Konsum zu betreiben? Wie Fromm es formulierte: „Wir sind eine Gesellschaft notorisch unglücklicher Menschen …, die froh sind, wenn es ihnen gelingt, die Zeit ‚totzuschlagen‘, die sie ständig zu sparen versuchen.“ (Fromm, 1976)
Mit dem Billigflieger nach Mallorca, bei H&M schnell ein Top für 3€ ergattern. Die Gier ist groß danach unsere vermeintlichen Bedürfnisse zu stillen.
Inzwischen gibt es jedoch schon einige Bewegungen hin zur ‚Entschleunigung‘. SlowFashion, SlowEating, ShareCommunities.
Ein radikaler Weg hierbei ist die Entscheidung zum geldfreien Leben bzw. geldfreieren Leben. Diesen Weg gehen mittlerweile immer mehr Menschen und ich bin gespannt diese zu treffen!

Auswertung Selbstversuch

In meinem einwöchigen Selbstversuch wollte ich erfahren ob es mir möglich ist ohne Geld zu Leben und vor allem wie es meinen Alltag verändert, wie mein soziales Umfeld reagiert und wie ich mich selbst fühle.

Mein Alltag wurde durch die Geldfreiheit in Bezug auf Zeit, Selbstwertgefühl und mein Umfeld beeinflusst. Dadurch das mir jeglicher Konsum (im Sinne von mit Geld bezahltem) nicht möglich war, sparte ich zunächst einige Zeit. Ich musste nicht einkaufen (vgl. Protokoll von Montag) und mir keinerlei Gedanken darüber machen, was meine nächste Anschaffung sein könnte. Gewöhnlich gibt es immer Dinge, die ich meine besitzen zu müssen. In dieser Woche hätte ich beispielsweise Schutzbleche für mein Rennrad gebrauchen können. Ich hätte zwar auch auf einem alternativen, geldfreien Weg nach Schutzblechen suchen können, allerdings erwiesen sie sich letztlich als weniger notwendig. Es war also nicht bloß Zeit, die ich gewann, sondern auch Zeit für andere Gedanken, Gedankenfreiheit.
Zudem war es ein sehr gutes Gefühl keinen Konsum zu betreiben. In der Regel fühle ich mich nämlich nach jedem Einkauf latent schlecht und schuldig, da man kaum noch „gut“ Konsum betreiben kann. Die Transparenz der Industrie ist einfach nicht gegeben, man weiß nie was man glauben soll. Dadurch dass ich mich von bereits weggeworfenen Lebensmitteln ernährte, wurde ich zum ‚Retter‘, zum Lebensmittelretter und mein Selbstwertgefühl (als variabler Faktor gesehen) stieg. Auch der Verzicht, nicht jedem Gelüst oder suggeriertem Bedürfnis nachzugehen, gab mir ein gutes Gefühl. Es ist gut zu merken, wie wenig man eigentlich zum Leben benötigt.
Alle Personen, mit denen ich in dieser Woche Kontakt hatte und denen ich von meinem Projekt erzählte, reagierten mit großem Interesse oder sogar Anerkennung darauf. Abgesehen von einem Taxifahrer, das war jedoch zu später Stunde… Scheinbar habe ich mein Umfeld dadurch ebenfalls stark beeinflusst. Viele Freunde von mir möchten nun auch Containern gehen und meine Mutter denkt verstärkt über ihren ‚ökologischen Fußabdruck‘ nach.
Insgesamt fühlte mich einfach inspiriert, leicht und glücklich.

Zwar gab es auch Situation in denen ich mich unsicher oder auch ängstlich fühlte, meist regte dieses Gefühl meine Kreativität oder meinen Mut (z.B. fremde Leute anzusprechen) an. Manchmal ist es notwendig aus der gewohnten Komfortzone auszutreten, um die Vielfalt der anderen Wege und Möglichkeiten sehen zu können. Wer in seiner Blase lebt und nicht versucht andere Blickwinkel einzukommen, wird womöglich seine starren Ansichten beibehalten.

1. Tag mit Geld Montag

Unverpacktladen Selfair In Bremen

Müllvermeidungskiste im Selfair

Heute morgen habe ich mich aus Interesse gewogen. Tatsächlich habe ich in dieser einen Woche über 1kg abgenommen. Ich habe mein Geld wieder angefasst, ein komisches irgendwie schmutziges Gefühl. In meiner geldfreien Woche habe ich mich sehr leicht und frei gefühlt und hatte herzliche und hilfsbereite, schöne Begegnungen. Das habe ich sehr genossen. Nun möchte ich meine Erfahrungen in meinen Alltag integrieren. Weiterhin werde ich containern und das Gemüse vom Biosupermarkt gut nutzen und gern auch teilen und verschenken. Zudem möchte ich das was ich weiterhin konsumiere mit Bedacht und Köpfchen kaufen. Also verstärkt auf Regionalität, Saisonalität, Nachhaltigkeit achten. Ein großes Thema, was ich bisher weniger beachtet habe ist zudem Müll! Gerade in Gestalt von Plastikmüll (Filmtipp: Plastic Planet). In den letzten Tagen habe ich mich mehr damit auseinandergesetzt und versuche nun, Plastikmüll wenn möglich zu vermeiden.

Zu meiner Freude hat im letzten Jahr das Selfair Eröffnung gefeiert, ein Laden der weitesgehend auf Verpackung verzichtet! Du kannst dir deine Produkte (Getreide, Hülsenfrüchte, Gewürze, Obst und Gemüse etc.) in mitgebrachte Gefäße oder vor Ort gekaufte (alternativ Papiertüten) füllen. Das Selfair bietet zudem auch Kosmetika an. Dort habe ich meine erste Haarseife gekauft 🙂 Ich kann sie euch nur empfehlen! Sehr ergiebig, schäumt wie gewöhnliches Haarshampoo und kommt mit wesentlich weniger Plastik aus (womöglich kompostierfähig) und ist Bio, sowie Fairtrade produziert.

Donnerstag 12.01.17

Den Donnerstag verbrachte ich zum großen Teil ebenfalls in der Uni. Gegen Mittag war ich mit Freunden in der Mensa. Mein Magen knurrte und es lockten verführerische Düfte. 😀 Der Baby-Früchtebrei befriedigte meine Gelüste nur halb. Meine Freunde schoben mir dann aber unaufhörlich ihre Rest zu. 😀 Es gab vegetarisches Schnitzel mit Bulgur, meine erste ‚vollwertige‘ Mahlzeit in dieser Woche.

Nach der Uni kam ich an einem kleinen Wochenmarkt (Slevogtstraße) vorbei. Die Verkäufer waren gerade mit dem Abbau beschäftigt. Meine Chance! Ich steuerte einen Backwarenstand an und erzählte dem Verkäufer kurz von meinem Projekt und erkundigte mich ob er Lebensmittel übrig hätte, die er nun wegschmeißen würde. Entgegen meinen Erwartungen füllte er mir ein Tüte mit frischen, duftenden Biobrötchen! Traumhaft.

Sonntag 15.01.17 Fazit

Heute habe ich lange ausgeschlafen, ein zauberhaftes Frühstück genossen (dank der gestrigen Schätze) und mich für eine kleine Laufrunde aufgerafft. Ansonsten verlief der Sonntag sehr ruhig und entspannt. Der letzte Tag meiner geldfreien Woche und ich überlege wie ich weiter vorgehe… Weiterhin geldfrei leben?

Ich entschied mich für ein geldfreieres Leben. Den Konsum so weit herunterfahren, dass man trotzdem glücklich ist. Außerdem möchte ich noch viel bewusster konsumieren. Konsumptimierung!

überfließenkonsumierenwegwerfen

Abgrenzung schafft Angst
Angst verlangt Sicherheit
Sicherheit = Geld
= Illusion der Sicherheit aus Angst
Geld schafft Ungleichheit, schafft Abgrenzung

Geldfreiheit schafft Zusammenhalt?


ChatClick here to chat!+
Zur Werkzeugleiste springen