Heterogenität im Schulalltag

Begleitblog zur Ringvorlesung zum Thema Heterogenität 2018

Interreligiöse Konflikte im Religionsunterricht

Filed under: Allgemein — at 9:42 am on Freitag, Mai 18, 2018  Tagged
  1. Der Religionsunterricht birgt in der heutigen Zeit ein enormes Konfliktpotenzial. Obwohl in Deutschland überwiegend der christliche Glaube dominiert ist es schon lange nicht mehr so, dass man davon ausgehen kann in einer Lerngruppe nur Christen sitzen zu haben. Gerade mit der momentanen Flüchtlingswelle erhöht sich das Risiko, dass im Religionsunterricht Welten aufeinanderstoßen. Viele Religionen beinhalten eine Abneigung gegen andere Glaubensarten oder verstehen sich als den einzig wahren Glauben. Hier ist es für eine Lehrkraft besonders schwer die Lerngruppe zu navigieren, da Religiösität für viele Menschen eine tief persönliche Angelegenheit ist und daher beiden SuS durchaus mit emotionalen Reaktionen gerechnet werden muss, wenn sie sich durch ihren Glauben während des Unterrichts angegriffen fühlen.
  2. Mein Religionsunterricht in der Grundschule war rein christlich und ich kann mich nicht daran erinnern, dass es zu Konflikten kam. Der einzige Religionsvertreter den wir damals zu Gast hatten war ein evangelischer Pastor aus einer Kirche in der Nähe, in der wir mit der Schule auch zum Erntedankfest anreisten. Auf andere Religionen wurde keinerlei Rücksicht genommen, aber ich meine mich zu erinnern das nicht jeder mit in die Kirche musste, wenn die Eltern es nicht gestattet haben. Ich kann mir dennoch vorstellen das es für nicht-christliche Kinder in der Klasse damals nicht besonders schön war, dass sie mit dem Pastor sehr christliche Weihnachtslieder singen und lernen mussten.
    Auf dem Gymnasium war der Religionsunterricht dann etwas ausgeglichener und wir beschäftigten uns vor allem mit Gleichnissen und Spiritualität im Allgemeinen, sodass keine wirklichen Konflikte entstehene konnten. Nach der fünften Klasse hatte ich dann bis zur Oberstufe keinen Religionsunterricht mehr und sogar da handelte es sich um einen Wahlbereich, da man sich zwischen Philosophie und Religion entscheiden konnte. Dementsprechend klein war unser Kurs, dafür aber schon recht heterogen was die Glaubensvielfalt anging. Allerdings hatten wir niemanden da der seinen Glauben wirklich intensiv praktizierte.
    In den zwei Jahren haben wir vor allem die verschiedenen Religionen miteinander verglichen und ihre Ursprünge erforscht, sodass es eigentlich keine Konflikte gab. Wenn jemand einer Religion angehörte dann wurde er von der Lehrkraft als Experte in den Unterricht eingebunden und konnte seine persönlichen Gedanken teilen. Alles in allem erinnere ich mich an keine Situation, in der es zu Konflikten kam, allerdings steckte der entsprechende Lehrer damals auch noch mitten im Referendariat und war vielleicht im Gegensatz zu seinen älteren Kollegen bereits im Studium für die Komplexität seines Faches sensibilisiert worden.
  3. Ich würde bei der Beobachtung meinen Fokus auf jeden Fall auf die Neutralität in der Sprache der Lehrperson achten. Es ist schwierig während der kurzen Zeit im Praktikum wirklich eine Idee davon zu kriegen, ob alle Religionen im selben Umfang behandelt werden, aber die Stimmung in der Klasse und die Haltung der Lehrkraft spielen eine ebenso wichtige Rolle. Achtet die Lehrperson darauf religiöse Inhalte nicht als definitive Fakten darzustellen? Wirken Schüler unzufrieden oder als hätten sie abgeschaltet? Kommt es zu verbalen Konflikten im Klassenverband oder zwischen Schülern in Gruppenarbeitsphasen? Darauf würde ich in erster Linie achten.
  4. Meiner Meinung nach hat Religion im öffentlichen Raum und in Institutionen wie der Schule nur bedingt einen Platz, da es sich dabei um eine rein private Angelegenheit handelt.
    Das Umfeld Schule sollte die Schüler nicht aktiv daran hindern ihre Religion auszuüben. Dinge wie das Tragen eines Kopftuches oder Kreuz an der eigenen Person sollten erlaubt und der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel sollten durch ein entsprechendes Angebot in der Cafeteria ermöglicht werden. Auch eine Rücksichtnahme auf die höchsten Feiertage anderer Religionen halte ich für durchaus angemessen, da die christlichen Schüler dieses Privileg ebenso besitzen.
    Allerdings denke ich nicht, dass es gut wäre wenn man aktiv Raum für Religion in einem Schulgebäude schafft. Soetwas würde das Thema Religion mehr in den Mittelpunkt rücken und damit auch die Chancen für Konflikte zwischen den SuS erhöhen, wenn es dann beispielsweise darum geht, dass jemand die religiösen Symbole oder Räumlichkeiten anderer Glaubensarten beschmiert, verwüstet oder entwendet hat.

Mehrsprachigkeit und Deutschunterricht

Filed under: Allgemein — at 8:39 am on Freitag, Mai 11, 2018  Tagged
  1. Bei Seiteneinsteigern handelt es sich um Schülerinnen und Schüler, die sich bereits im schulfähigen Alter befinden, wenn sie nach Deutschland kommen. Sie haben oft besondere Schwierigkeiten dabei die Deutsche Sprache zu lernen und bedürfen der intensiven Förderung. Das Bremer Schulsystem sieht vor, dass diese Schüler zuerst in Vorklassen kommen und dort im DaZ-Unterricht Deutsch lernen, bevor sie nach und nach in die Regelklassen integriert werden. Häufig nehmen sie bereits vorher am Kunst- und Sportunterricht teil, um erste Berührungspunkte mit ihren zukünftigen Klassenkameraden zu bekommen.
  2. Während meiner Schulzeit konnte ich leider keinerlei Erfahrungen mit Seiteneinsteigern oder Mehrsprachigkeit im Unterricht machen, im Orientierungspraktikum allerdings schon. Mir fiel bei diesen Schülerinnen und Schülern vor allem auf, dass sie im Mündlichen schnellere Fortschritte machten als im Schriftlichen und dadurch sehr große Schwierigkeiten bei der Einzelarbeit im Deutschunterricht hatten, wenn sie etwas schreiben mussten. Während meines Praktikums wurde eine Lese- und Schreibkompetenz-Testung vorgenommen und einer der Schüler hatte sehr große Schwierigkeiten, da er nicht lesen konnte. Gefördert wurde er dadurch, dass ich ihm alles vorgelesen habe und er dadurch zumindest die Aufgaben verstehen konnte. Leider kann ich nicht sagen, dass mir die Förderung besonders optimal vorkam, da die Lehrkraft in diesem Zusammenhang auch meinte, dass keiner Zeit habe ihm das Lesen beizubringen.
  3. Eine Unterrichtsaufgabe für den Deutschunterricht wäre, dass zum Beispiel im Rahmen des Themas „Märchen“ und bei Buchpräsentationen auch Geschichten/Romane aus ihrem
    Heimatland von ihnen gelesen und vorbereitet werden dürfen. Damit hätten sie eine Expertenstellung in der Klasse und könnten ihre Mehrsprachigkeit gut einsetzen, während sie zugleich auch die Deutsche Sprache üben, da sie die Geschichte beim Zusammenfassen übersetzen müssen. In diesem Fall könnte die gesamte Klasse davon profitieren, da Märchen und Geschichten aus anderen Kulturkreisen kennengelernt werden. Es könnte allerdings auch die Seiteneinsteiger überfordern, wenn sie bei noch recht geringen Deutschkenntnissen einen kleinen Vortrag vor der Klasse halten müssen, hier könnte man dem Abhilfe schaffen, in dem man die Lerngruppe für die Vorstellung der Märchen in kleinere Gruppen aufteilt.
 
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