Wieso haben Lehrer*innen so große Schwierigkeiten mit einer heterogenen Schülerschaft?

Die Frage, wieso sich Lehrkräfte im Umgang mit einer heterogenisierten Schüler*innenschaft so schwer tun kann nicht beantwortet werden, ohne die eindividuellen Einstellungen und die Wandlungsbereitschaft einzelner Lehrkräfte zu berücksichtigen. Zum einen sind die meisten Lehrer*innen gewohnt, vor einer Klasse zu stehen, die klar zu überschauen (nahezu einheitlicher Jahrgang) und verhältnismäßig leicht zu kontrollieren bzw. unterrichten (oftmals gleiche Vorraussetzungen was Herkunft und Erziehung angeht) ist. Wie Comenius sagte, ist der Unterricht der meisten Lehrkräfte nach der „Methode der mittleren Begabungen“ ausgerichtet, es wird sozusagen über einen Kamm geschoren. Auf der anderen Seite haben viele Lehrkräfte die berechtigte Angst, einzelne Kinder zu vernachlässigen. Durch die explizite Betreuung der Kinder in einem heterogenen Unterrrichtsmodell sehen sich viele Lehrkörper den Überblick über die Bedürfnisse Einzelner verlieren. Somit wird, wie Reh im Text deutlich gemacht hat, eine heterogenisierte Klasse – wobei der Begriff „Klasse“ schon wieder fehl am Platz ist, nehmen wir also den Begriff „Lerngruppe“ – diese Lerngruppe wird also von vielen Lehrkörpern als starke Belastung empfunden. Die Lehrer*innen denken, ihr Unterricht wird nicht nur schwerer vorzubereiten, sprich: anstrengender, sondern auch unfairer Einzelnen gegenüber, die schnell in der „heterogenen Masse“ (der vermeintliche Widerspruch ist hier bewusst gewählt) untergehen.

Ich selbst sehe den Umgang mit Heterogenität in der Schule als das weitaus größte Anforderungsfeld, dem ich mich in meiner Lehrerlaufbahn stellen muss. Der Spagat zwischen Förderung einzelner und neutraler Fairness der Lerngruppe gegenüber ist schwer zu meistern und – einmal gemeistert – noch schwerer beizubehalten. Nichtsdestotrotz ist es die Heterogenität, die meiner Meinung nach einer Schule Gesicht verleiht, guten Unterricht ausmacht und Schüler bestmöglich unterrichtet und auf ein Leben in einer so von Heterogenität geprägten Gesellschaft wie der deutschen, vorbereitet.

Ein Gedanke zu „Wieso haben Lehrer*innen so große Schwierigkeiten mit einer heterogenen Schülerschaft?

  1. Meryem

    Ich stimme den Aussagen deines Beitrages weites gehend zu, denn die individualisierende Öffnung des Unterrichts ist ein relativ neues Konzept, welches den geprobte aber auch neue Lehrkräfte eine
    völlig neue Aufgabe zuweist und sie sich auf ihren Beruf erneut einstellen müssen.
    Viele Lehrer und Lehrerinnen empfinden die Heterogenität in den Lerngruppen als eine große Herausforderung und Belastung, denn sie müssen nun verstärkt den Blick für einzelne Schüler und Schülerinnen öffnen können. Dazu dient eine nun aufwendigere Unterrichtsvorbereitung und meiner Meinung nach auch Weiterbildungen für Lehrende. Denn die Herausforderung ist nicht unmöglich , wenn sie neue Lernmethoden vermitteln , welche jedem Schüler fördern. Des Weiteren bin ich der Ansicht, dass das Lehrpersonal, welches eine zu große Belastung bedrückt Hilfestellungen geboten bekommen sollten, nicht allein durch die Weiterbildungen, sondern auch zu unterstützende Zusammenarbeit. Es hat höchste Priorität, dass eine individuelle Betreuung der Schüler gewährleistet ist. Und diese nicht unter den Schwächen des Lehrpersonals leiden müssen.

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