Wieso ist die Berücksichtigung der sprachlichen Heterogenität der Klassen in Chemieunterricht wichtig?

Wenn im Mathematik-, Chemie- oder Physikunterricht neue Fachbegriffe eingeführt werden, so geschieht dies nicht wie im Fremdsprachenunterricht anhand einer Vokabelliste. Letztere setzt dem neuen Begriff mindestens einen, höchstens zwei oder drei Übersetzungen gegenüber, sodass das neue Wort anhand simpler Beispiele und Übersetzungen gelernt werden kann. Nun ist das erlernen neuer fachspezifischer Begriffe im Naturwissenschaftlichen Unterricht keineswegs so „einfach“, wie das eben beschriebene Verfahren. Fachtermini bedürfen komplexer Erklärungen, meist unvermeidbar mit anderen fachspezifischen Begriffen verknüpft. Es entsteht ein komplexes Gewebe aus Definitionen, Begriffen und „Übersetzungen“, welches schon Muttersprachler an ihre Grenzen stoßen lässt. In der Vorlesungsreihe fiel einmal die Behauptung, dass naturwissenschaflticher Unterricht den Schülern mehr „Vokabeln“ zu lernen gibt, als es ein sprachlicher tut. Wenn der Leser sich nun diese Tatsache vor Augen führt und sich kurz vorstellt, wie es sei wenn Er oder Sie Fremdsprachler wäre, so fällt schnell die Komplexität dieses Vorhabens auf. Ein Kind mit Migrationshintergrund, in dessen Elternhaus vielleicht nicht einmal Deutsch gesprochen wird, hat große Probleme im naturwissenschaftlichen Unterricht zu bewältigen.

Darum ist es von umso größerer Wichtigkeit, die sprachliche Heterogenität der Klassen zu beachten und zu berücksichtigen. Es müssen alternative Erklärungen gesucht werden, die individuell verständlich sind.

Paule Puhmanns Paddelboot

In der 5. Klasse am Conrad-von-Soest Gymnasium in Soest bei Frau J. hat meine Klasse oft und ausgiebig das Lied „Paule Puhmanns Paddelboot“ gesungen. Hierbei handelt es sich um ein Kinderlied mit eingängiger Melodie und vielen Strophen, denen quasi nach belieben Weitere hinzugefügt werden können. In dem Lied geht es um eine Kindergruppe (die Schüler*innen der Klasse) die auf eine Abenteuerreise um die Welt aufbrechen, und in jedem Land einen weiteren Mitreisenden an Bord nehmen. Das Besondere nun ist die Tatsache, dass am Ende jeder Strophe „Guten Tag, Auf Wiedersehen!“ in der Sprache des zuletzt Zugestiegenen gesungen wird. Quasi im vorbeipaddeln lernen die Kinder so erste Worte in einer fremden Sprache. An mich als halber Kanadier ging damals oft die Aufforderung, das „Bye Bye, See you soon“ zu singen, was großen Spaß gemacht hat. Damals hatten wir noch zwei oder drei Kinder aus anderen Ländern, z.B. der Türkei oder den Niederlanden und so wurden die Kinder ad hoc in den Prozess des „Liedschreibens“ eingebunden, indem sie in ihrer Muttersprache oder der Sprache ihres Herkunftlandes die Strophe vorgaben. Die Kinder konnten also neben dem Singen gleichzeitig auch Lernen und ihren Wortschatz vergrößern. Aber nicht nur der Lerneffekt war enorm, sondern auch das Zwischenmenschliche wurde gefördert: Kinder verstehen vielleicht auf Anhieb gewisse Worte nicht und sind so auf die Erklärung ihrer (z.B. türkischen) Mitschüler angewiesen. Meist wird bereitwillig geholfen und es entsteht ein Miteinander.

Diese Art des spielerischen (oder in diesem Fall des singenden) Lernens ist äußerst wirksam, um Kinder schon sehr früh in ihrer schulischen Laufbahn in Kontakt mit Fremdsprachen zu bringen. Diese sind In unserer heutigen Gesellschaft ja unabdingbar und je früher Kinder lernen, mit dieser Sprachenvielfalt umzugehen, desto besser.

Als Quelle kann ich hier leider nicht mehr die genaue Aufgabenstellung von Damals geben, falls dies verlangt wird kann ich mich jedoch gewiss mit meiner damaligen Englischlehrerin Frau J. in Verbindung setzen.
Ansonsten ist hier nochmal der Songtext zum besseren Verständnis:

http://www.paedagogik.net/wochenthemen/europa/paddelboot.html

Unterschiede in den mathematischen Leistungen

Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge?

Meiner Meinung nach sind die Unterscheide in den o.g. Leistungen nicht Grund zur Sorge, sondern vielmehr ein altbekanntes Faktum. Die Mathematik hat seit Menschengedenken einen Zwiespalt in jeder Klasse verursacht – auf der einen Seite die Schüler mit einer Affinität zur Mathematik und auf der anderen die ohne ein ausgeprägtes Zahlenverständnis. Kaum ein Fach wird so gehasst und so geliebt, stellt also so eine Ambivalenz dar wie dieses. Diese Hassliebe erwächst aber nicht aus mangelndem Intellekt seitens der Schüler, sondern aus einem fast schon naturgegebenen Interesse bzw. der o.g. Affinität für dieses Fach. Trotzdem darf es der Lehrende nicht bei dieser Feststellung bewenden lassen, sondern muss hier intervenieren.  Wenn wir ein durch und durch heterogenes Schulsystem anstreben wollen, so müssen wir Leistungesunterschiede und Vorlieben für gewisse Fächer nicht nur hinnehmen und tolerieren sondern hier pädagogisch ansetzen und fördern/fordern. Es muss auf der einen Seite möglich sein ein gewisses Grundverständnis der Mathematik zu schaffen, ohne von jedem Schüler zu erwarten, dass er ein Genie auf diesem Feld wird. Diejenigen Schüler jedoch, die überdurchschnittliche Leistungen erbringen und erbringen wollen, MÜSSEN weiter gefördert werden, über ein Grundverständnis hinaus. Schon im Hinblick auf die Vielfalt der zu erlernenden Berufe braucht unsere Gesellschaft Mathematiker und solche, die sich mit diesem Themenfelt verstärkt beschäftigen. Statt also einen homogenen Leistungsdurchschnitt zu erstreben und sich bei kleinen wie großen Leistungsdifferezen Sorgen zu machen ist genau diese Heterogenität von Vorteil für unsere Gesellschaft.

Wieso haben Lehrer*innen so große Schwierigkeiten mit einer heterogenen Schülerschaft?

Die Frage, wieso sich Lehrkräfte im Umgang mit einer heterogenisierten Schüler*innenschaft so schwer tun kann nicht beantwortet werden, ohne die eindividuellen Einstellungen und die Wandlungsbereitschaft einzelner Lehrkräfte zu berücksichtigen. Zum einen sind die meisten Lehrer*innen gewohnt, vor einer Klasse zu stehen, die klar zu überschauen (nahezu einheitlicher Jahrgang) und verhältnismäßig leicht zu kontrollieren bzw. unterrichten (oftmals gleiche Vorraussetzungen was Herkunft und Erziehung angeht) ist. Wie Comenius sagte, ist der Unterricht der meisten Lehrkräfte nach der „Methode der mittleren Begabungen“ ausgerichtet, es wird sozusagen über einen Kamm geschoren. Auf der anderen Seite haben viele Lehrkräfte die berechtigte Angst, einzelne Kinder zu vernachlässigen. Durch die explizite Betreuung der Kinder in einem heterogenen Unterrrichtsmodell sehen sich viele Lehrkörper den Überblick über die Bedürfnisse Einzelner verlieren. Somit wird, wie Reh im Text deutlich gemacht hat, eine heterogenisierte Klasse – wobei der Begriff „Klasse“ schon wieder fehl am Platz ist, nehmen wir also den Begriff „Lerngruppe“ – diese Lerngruppe wird also von vielen Lehrkörpern als starke Belastung empfunden. Die Lehrer*innen denken, ihr Unterricht wird nicht nur schwerer vorzubereiten, sprich: anstrengender, sondern auch unfairer Einzelnen gegenüber, die schnell in der „heterogenen Masse“ (der vermeintliche Widerspruch ist hier bewusst gewählt) untergehen.

Ich selbst sehe den Umgang mit Heterogenität in der Schule als das weitaus größte Anforderungsfeld, dem ich mich in meiner Lehrerlaufbahn stellen muss. Der Spagat zwischen Förderung einzelner und neutraler Fairness der Lerngruppe gegenüber ist schwer zu meistern und – einmal gemeistert – noch schwerer beizubehalten. Nichtsdestotrotz ist es die Heterogenität, die meiner Meinung nach einer Schule Gesicht verleiht, guten Unterricht ausmacht und Schüler bestmöglich unterrichtet und auf ein Leben in einer so von Heterogenität geprägten Gesellschaft wie der deutschen, vorbereitet.

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