Auf dem Weg zu einer Schule für alle

Wenn Schüler*innen mit Förderbedarf ausgesondert werden, werden sie aus dem regulären Bildungssystem ausgeschlossen. Sie finden keinen Anschluss zu den „Normalen“. Dieser Anschluss trägt allerdings dazu bei, dass sich die Schüler*innen Vorbilder suchen können, welche sie unter anderem für ihre Entwicklung ihrer Sprache und das Lernen brauchen. Zudem sind die Vorbilder auch wichtig für die emotional-soziale Entwicklung. Durch die Aussonderung wird den Schüler*innen mit Förderbedarf außerdem keine gleiche Chance auf Bildung geboten, wodurch ihnen gleichzeitig auch ein schlechtes Gefühl gegeben wird, nicht gut oder „normal“ zu sein.

Förderschwerpunkt Lernen: Schüler*innen in diesem Förderschwerpunkt haben Schwierigkeiten in der Kognition, Wahrnehmung und Informationsverarbeitung im Gedächtnis. Es fällt ihnen schwer Zusammenhänge zu verstehen. Bei den Schüler*innen muss man erkennen, ob sie Schwierigkeiten im Denken, Rechnen, Schreiben, Lesen, Verstehen oder Sprechen haben. Je nachdem kann man sie speziell fördern und zum Beispiel bei allen Themen einen Lebensbezug herstellen und sie mit differenzierten Schwierigkeitsniveaus der Aufgaben unterstützen. Diese differenzierten Lernhilfen könnte man durch vereinfachte Texte oder Visualisierungen realisieren. Denkbar wäre auch ein Tutorensystem zwischen den Schüler*innen.

Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung: Schüler*innen mit diesem Förderschwerpunkt haben unterdurchschnittliche Fähigkeiten im Lernen und Denken. Das Kind liegt alterstechnisch stark zurück und muss dementsprechend in seiner Entwicklung gefördert werden. Da die Einschränkungen vielseitig sein können ist es wichtig zu wissen, welche genauen Schwierigkeiten das Kind aufweist, um ideal unterstützen zu können. Vorbilder spielen für Schüler*innen mit diesem Förderschwerpunkt eine große Rolle, da sie von diesen etwas nachahmen können. Neben lernzieldifferenzierten Unterricht mehr Arbeitszeit zur Verfügung zu stellen, könnte auch eine große Unterstützung sein.

Am wichtigsten ist es, dass man zusammenarbeitet. Denn differenziertes und angepassten Lernmaterial und Unterrichtsmaterial sind sicherlich mit am Wichtigsten. Man kann sich jederzeit mit anderen Lehrkräften austauschen und seine Materialien teilen. Auch das Einbeziehen von Sonderpädagogen kann helfen. Heutzutage gibt es auch verschiedene technische Unterstützungen wie zum Beispiel einen digitalen Vorlesestift. Weitere Möglichkeiten sind Gespräche mit den Eltern zu führen und ein Schulcluster zu gründen oder zu unterstützen. So können verschiedene Lehrer*innen, wie auch Schüler*innen von verschiedenen Schulen vom ausgetauschten Material profitieren.

Die Entwicklung von Sonderschulen stellt historisch einen Fortschritt dar, weil die Schüler*innen so erstmals komplett integriert werden. Unabhängig des Förderbedarfs steht so allen Schüler*innen die gleiche Chance nach Bildung offen. Zuvor wurde diesen Schüler*innen eine solche Chance nicht ermöglicht und sie wurden nicht ins Bildungssystem integriert.

 

 

Meint Inklusion wirklich alle?

Der Anteil der Schüler*innen mit sonderpädagogischen Förderbedarf ist von 18,4% (2008/2009) auf 37,7% (1015/2016) im bundesdeutschen Durchschnitt gestiegen. Die Zahl bezieht sich auf Schüler*innen, die in allgemeinen Schulen unterrichtet werden. Da ich mich bis zu dieser Vorlesung noch nie mit den wirklichen Fakten beschäftigt habe, finde ich es umso erschreckender, dass der gemeinsame Schulbesuch in der meisten Bundesländern noch zum Ausnahmefall gehört. Die großen Länderdifferenten sind erschreckend, wenn man das Bundesland Hessen (24,5%) mit Bremen (83,5%) vergleicht.

Während meines Praktikums an einem Gymnasium habe ich gemischte Erfahrungen mit Inklusion gemacht. Die Kinder mit Lernschwächen wurde in eine „normale Klasse“ integriert und haben am Unterrichtsgeschehen teilgenommen. In einigen Stunden wurden sie von einer Sonderpädagogin aus dem Unterricht herausgenommen und hatten ihre eigene kleine Klasse. Jedoch kam mir das Konzept der Inklusion an der Schule schlecht durchdacht vor, da die Kinder mit Lernschwäche in den Fächern wie Deutsch, Englisch und Mathe in der „normalen Klasse“ am Unterricht teilgenommen haben und man ihnen stark angemerkt hat, dass sie nicht mitkommen. Dementsprechend hat sich die Konzentration und Motivation sehr früh verabschiedet und die Kinder haben den Unterricht gestört. Gerade in den Hauptfächern fand ich es erschreckend, dass die Kinder so „allein“ gelassen wurden. Warum gibt es keine begleitende Sonderpädagogin während dieser Stunden? So kann Inklusion nicht funktionieren.

Bis jetzt habe ich von Anderen nur gehört, dass Inklusion ohne ausreichendes Lehrpersonal nicht funktionieren kann. Ich selbst denke, dass für das Thema Inklusion eher die Oberschulen einbezogen werden sollten. An Gymnasien sind nun mal die leistungsstärkeren Schüler*innen und es sollten dementsprechend auch nur die Schüler*innen integriert werden, die dem Unterrichtsstoff folgen können. Dafür gibt es die unterschiedlichen Schulformen. Ein weiterer Kritikpunkt für die Inklusion an Gymnasien ist meiner Meinung der Vergleich der Schüler*innen untereinander. Ich könnte mir vorstellen, dass Schüler*innen mit Lernschwächen keine Motivation sammeln können, wenn sie sich mit den „1+ Schülern“ von einem Gymnasium vergleichen.

Die größte Herausforderung bei der Inklusion ist es allen Schüler*innen gleich viel Aufmerksamkeit zu schenken und allen gleich gerecht zu werden. Es ist nicht möglich, in einer Klasse mit 30 Schüler*innen auf jede/n Schüler*in individuell einzugehen. Dafür reicht die Zeit nicht aus. Im Normalfall wird eine Klasse von einer Lehrkraft betreut.

Im Praktikum könnte man beobachten, wie Schüler*innen mit Förderbedarf in den Unterricht integriert werden. Wie nehmen diese Schüler*innen am Unterrichtsgeschehen teil und wie kommen sie mit Schüler*innen aus, die möglicherweise leistungsstärker sind?

Mathematische Leistungsunterschiede – empirische Befunde und Konsequenzen für das mathematische Lernen

Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schüler*innen sind nicht problematisch. Es sollten bei allen Schüler*innen die mathematischen Grundladen vorhanden sind, welche einen durch das Leben begleiten, da man ansonsten nicht bereit ist den Alltag zu bestehen. Jede/r Schüler*in hat andere Stärken und Schwächen, sodass nicht alle im Fach Mathematik gleich überzeugen können. Das zweigliedrige Schulsystem bietet eine gute Möglichkeit, sodass beispielsweise Leistungsstärkere von einem Gymnasium profitieren können. Hingegen profitieren Schüler*innen, denen das Lernen vergleichsweise nicht so leicht fällt von der Oberschule. Allerdings muss den Schüler*innen der Besuch eines Gymnasiums nicht verweigert werden, wenn das leistungsstärkste Fach nicht die Mathematik ist. Auch Schüler*innen, die im Fach Mathematik Schwächen aufweisen, können ein Gymnasium besuchen.

Spielen im Mathematikunterricht kann ein Ansatz sein, um den zu vermittelnden Stoff den Schüler*innen auf eine andere Art und Weise näher zu bringen. Gerade für Schüler*innen, die sich nicht gerne mit der Mathematik beschäftigen sowie für leistungsschwächere Schüler*innen könnte das ein guter Ansatz sein. Das Spielen im Mathematikunterricht bringt frischen Wind in das Klassenzimmer. Vielen Kindern fehlt der Bezug zum Alltag oder die Motivation. Sicherlich motiviert das Spielen einige Schüler*innen nachzudenken, die sich üblicherweise beim trockenen Frontalunterricht nicht integrieren.  

Oft kann das Spielen im Handeln „stecken bleiben“. Als Lehrkraft kann man beobachten, wie sich Schüler*innen innerhalb des Spiels entwickeln. Ändern sie ihre Strategie oder ihr Vorgehen? Das könnte zeigen, dass sie ins thematischen Verständnis schon tiefer eingetaucht sind. Wichtig ist auch, ob die Schüler*innen das Erlernte aus dem Spiel auch außerhalb des Spiels in Anwendung bringen können.

Aus meiner eigenen Schullaufbahn sind mir einige Spiele noch bekannt. Eines ist das Spiel „Zahlensuche“. Die Lehrkraft hat den Schüler*innen eine Liste ausgeteilt, welche Zahlen in Zeitschriften oder Büchern gesucht, ausgeschnitten und aufgeklebt werden sollten. Dazu gehörten zum Beispiel eine Primzahl, eine römische Zahl, ein Durchschnitt oder eine Zahl mit Nachkommastelle. Nach einer bestimmten Zeit zeigen alle Kinder was sie erarbeitet haben. Mit einem anderen Spiel könnte man das Kopfrechnen von Schüler*innen üben. Das Spiel wird jeweils zu zweit gespielt, indem Schüler*in eins sich eine Zahl denkt. Schüler*in zwei äußert eine Zahl und entscheidet ob addiert oder subtrahiert werden soll. Nun kann Schüler*in eins das errechnete Ergebnis äußern. Zuletzt nennt Schüler*in zwei die gedachte Zahl von Schüler*in eins. Je nachdem wie leistungsstark die Schüler*innen sind, kann man die Schwierigkeit der zu addierenden Zahlen anpassen.

 

Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität

Man unterscheidet zwischen einem Unterricht als Klassengespräch und individualisiertem Unterricht. Der Unterricht als Klassengespräch lässt sich mit der Logik der Homogenisierung gleichsetzen. Es gibt disbalancierte Rederechte und eine Abfolge von gemeinsam bearbeiteten Themen. Der individualisierte Unterricht entspricht der Logik der Heterogenisierung. Die Individualisierung bietet eine thematische Ausdifferenzierung und eine Flexibilisierung der Zeiten, sodass auf alle Schüler*innen, intensiver und individueller eingegangen werden kann. Mir ist bewusst geworden, dass es sehr wichtig ist eine gute Balance zwischen den beiden Unterrichtsformaten zu finden.

Für mich sind beide Unterrichtsformen kritisch zu werten. Im individualisiertem Unterricht ist es eine Herausforderung für die Lehrkraft auf jede/n Schüler*in einzugehen und alle Kinder gleich zu behandeln. Fühlt sich ein anderes Kind benachteiligt, wenn die Lehrkraft einem Kind in einem Unterricht durch stärkere Betreuung mehr Aufmerksamkeit schenkt? Um jedes Kind gleich zu betreuen, müsste es eine Eins-zu-Eins Betreuung geben, welche sich nicht realisieren lässt. Um für Gleichberechtigung zu sorgen, müsste es überwiegend zum Unterricht im Klassengespräch kommen. Jedoch besteht dann die Gefahr, dass ein Kind „auf der Strecke“ bleibt.

Im Praktikum finde ich es interessant zu beobachten mit welchen Unterrichtstheorien die Schule arbeitet. Besonders spannend könnte es sein, die Unterrichtstheorien in verschiedenen Klassen zu beobachten um daraus zu erkennen, dass eine Theorie nicht in allen Klassen gleich funktionieren kann. Was zum Beispiel ist mit besonders auffälligen, lauten Klassen? Eignet sich eine offene Unterrichtstheorie auch bei solchen Klassen?