Elinas Blog

Umgang mit Heterogenität in der Schule

Sprachliche Heterogenität – Christoph Kulgemeyer aus der Physikdidaktik

Filed under: Allgemein — Elina at 10:59 am on Freitag, April 27, 2018  Tagged

Die letzte Vorlesung wurde von Christoph Kulgemeyer, Physikdidaktiker, geleitet. Dabei hat er sich besonders auf sprachliche Unterschiede bezogen, die das Modell der „Doppelten“ Heterogenität, angeführt von Prof. Andreas Klee aus der Politikdidaktik, zur Folge haben. Hervorgehoben wurde dies durch die Definition irgendwelcher Fachbegriffe wie in der Physik „Kraft“ oder „Energie“.

 

Wenn es während einer Konferenz um den Umgang mit sprachlicher Heterogenität geht, so sind Lerngruppen in jedem Fall sinnvoll. Dabei sollten je nach Situation heterogene Gruppen gebildet werden, also dass lernschwache Schüler*innen mit lernstarken Schüler’innen zusammenarbeiten, um gewisse Zusammenhänge auch verstehen zu können. Allerdings sollte auch dies er abwechslungsreich sein, da alle Schüler*innen von lernstarken Schüler*innen profitieren.

Des Weiteren ist auf Lerntypen orientierter Unterricht am besten zu verzichten. Diese sind nicht nachgewiesen, lediglich ein Zusammenspiel zwischen dem Sprechen und der Darstellung sollte vorhanden sein. Woraus diese Darstellung besteht, sei es ein Experiment in den Naturwissenschaften, sei es eine Beispielanalyse anhand eines Gemäldes im Kunstunterricht, sei es eine Graphik, die die Entstehung eines Windes darstellt, all das ist völlig unabhängig von den nicht bewiesenen Lerntypen. Dementsprechend sollte es beim Sprechen und bei einer Darstellung bleiben.

 

Wenn ich an meine Erfahrungen aus der Schule zurückdenke, so halte ich vor allem im Physikunterricht ein demonstratives Experiment in den höheren Jahrgängen und einer Erarbeitung der Ergebnisse für sinnvoll. In den Jahrgangsstufen 11 und 12 (ich hatte noch Abitur nach 12 Jahren) hat mein Physiklehrer zu jedem neu eingeleitetem Thema ein Experiment durchgeführt. Anhand dessen konnten wir gemeinsam erarbeiten, wie beispielsweise eine Helmholtz-Spule funktioniert, und die physikalischen Vorgänge nachvollziehen. Daraufhin hat mein Physiklehrer zusätzlich durch Abbildungen und Erläuterungen versucht, seinen Leistungskursschüler*innen die physikalischen Vorgänge noch deutlicher zu vertiefen und uns diese näher zu bringen.

Es haben sich, zwar nicht während des Unterrichts, aber außerhalb dessen, Lerngruppen gebildet, die leistungsheterogen aufgebaut war. Meine Arbeitsgruppe bestand aus insgesamt fünf Abiturient(inn)en, die alle aus unterschiedlichen Bereichen viel wussten, sodass dabei auch teilweise während des Unterrichts interessante Diskussionen entstanden sind, aus welchen jede(r) Abiturient(in) Informationen extrahiert hat.

Im Hinblick auf die Vorlesung halte ich dies für den Physikunterricht für sehr sinnvoll. Es handelte sich hierbei um einen Leistungskurs, aber dennoch hat es allen Abiturien(inn)en sehr weitergebracht und sehr geholfen, bestimmte physikalische „Verhaltensmuster“ und Gesetze nachvollziehen zu können.

 

Als angehende Physiklehrerin beziehe ich mich hier vor allem auf den Physikunterricht. Sollte ich eine Klasse unterrichten, bei welchen die Lernunterschiede so groß sein sollten, dass ich mir bei einer Aufgabe drei verschieden schwierige Stufen überlegen muss, so würde diese wie folgt aussehen:

Stufe 1: Ein Gegenstand fällt mit der Erdbeschleunigung g = 10 m/s^2 . Der Gegenstand hat eine Masse von

m = 1 kg . Berechne die Kraft. Die Lösung wäre dann nur F = ma = 1 kg · 10 m/s^2 = 10 N .

Stufe 2: Ein Gegenstand der Masse m = 1 kg fällt frei aus einer Höhe von 78,5 m . Der Gegenstand landet nach 4s auf dem Boden. Berechne die Kraft, mit welcher der Gegenstand fällt und die Beschleunigung. Die Lösung:

S = (a/2) · t^2  →  a = (2 · S)/t^2 = (2 · 78,5 m) /4^2 s^2 = 9,81

→ nun noch einsetzen: F = ma = 9,81 m/s^2  · 1kg = 9,81 N

Stufe 3: Ein Gegenstand fällt aus einer Höhe von 78,5 m mit einer Geschwindigkeit von 39,25 m/s und kommt nach 4s auf der Erde an. Berechne daraus die Erdbeschleunigung und die Kraft für einen Gegenstand der Masse

m = 1kg . Lösung: Entweder v = a·t  → a = v/t = 39,25 m/s /4s = 9,81 m/s^2 

oder S = (a/2) · t^2  →  a = (2 · S)/t^2 = (2 · 78,5 m) /4^2 s^2 = 9,81

→ nun noch einsetzen: F = ma = 9,81 m/s^2  · 1kg = 9,81 N

Bei der ersten und leichtesten Stufe sind klare zielführende Informationen angegeben, wie auch hier in dem Beispiel, bei welchem nur durch bloßes Einsetzen die Lösung erzielt werden kann.

Bei der zweiten Stufe wird eine Nebenrechnung von Nöten sein, um erst einmal auf die jeweiligen Komponenten zu kommen.

Bei der dritten Stufe kann Verwirrung gestiftet werden durch zwei mögliche Ansätze, die aber beide zum gleichen Ergebnis führen.

Spätestens bei Klassenarbeiten ist erkennbar, ob meine Methode zielführend und dem/der jeweiligen Schüler*in etwas gebracht hat. Ebenso ist es gut möglich, dass ein(e) Schüler(in) durch diese Aufgabenstellung sich mehr im Unterricht beteiligt, was sich auf seine/ihre mündliche Note auswirkt.



Ein Kommentar »

4

   Marcel

30. April 2018 @ 18:50

Hallo Elina,
ich finde deine genannten Punkte alles in allem sehr schlüssig und zutreffen. Zu der Bildung von Lerngruppen mit lernstarken und lernschwächeren Schülerinnen und Schülern, lässt sich zudem noch ergänzen, dass beide Gruppen auch davon profitieren, da die Lernschwächeren den Unterrichtsstoff noch einmal auf einer anderen Art und Weise erklärt bekommen und die SuS, die es ohnehin schon verstanden haben, ihr Wissen durch einfaches erklären weiter festigen können. Zu deinem zweiten Punkt würde ich sagen, dass es richtig ist, keinen Unterschied zu machen, jedoch sollte dann auch sprachlich darauf geachtet werden, dass die SuS die Unterrichtinhalte gleich richtig lernen und wiedergeben können. Das heißt, dass auch ruhig Verbesserungen in der Ausdrucksweise gegeben werden können.
Bei dem wirkungsvollsten Unterrichtsmuster würde ich gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern, zu welchen Physik natürlich zählt eine ähnliche Herangehensweise wählen. Je nachdem wie komplex das Experiment mit dem aktuellen Unterrichtswissen ist, sollte mehr oder weniger vor dem Versuch erklärt werden, um den SuS möglichst eigene Erfahrungen zu geben.
Die Aufgaben finde ich gut gewählt, gerade in Bezug auf die Nebenrechnungen, welche benötigt werden, um auf das Ergebnis zu kommen. Gut ist auch, dass bei der schweren Aufgabe nicht gleich der Lösungsweg zu erkennen ist.
Zu der Aufgabe mit der Stellungnahme sehe ich das so, dass es zwar hilfreich ist, wenn lernschwache und lernstarke SuS zusammen arbeiten, jedoch kann es sehr gut sein, dass die auf Dauer zu eintönig wird, gerade für die leistungsstärkeren Schüler und dass diese auch nicht immer die Motivation haben dies wieder und wieder zu erklären.

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