Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion

Bruchstückhaft kann ich mich an meinen Englischunterricht aus der Grundschule erinnern. Spielerisch wurde uns die Sprache nähergebracht. Zu Beginn ging es um ganz alltägliche Floskeln, wie beispielsweise „Hallo, wie geht es dir“, „ich wohne in..“, „ich bin.. Jahre alt“. Ich weiß noch, dass unsere Lehrerin zu Beginn der Stunde Lieder mit uns sang. Häufig waren es Bewegungslieder. Es ging in meiner Grundschulzeit um das Kommunizieren und nicht um die Grammatik. Sich erst einmal zu trauen, eine andere Sprache zu sprechen. Die Attraktivität des Englischunterrichts hatte eine hohe Priorität. Auf der weiterführenden Schule änderte sich dies und die Grammatik rückte in den Vordergrund. Wir mussten laufend neue Vokabeln lernen und schrieben jede Woche einen Test. Angenehm und spaßig empfand ich die wenigen Rollenspiele, die wir durchführten. Lange Texte lesen oder die bekannten „Listening comprehension“, sind für mich eher anstrengend gewesen und führten dazu, dass ich mich mit anderen Dingen beschäftigte. Unangenehm ist es gewesen, wenn ich aufgefordert wurde meine Ergebnisse der Klasse zu präsentieren. Diese Mittelpunktsituation gab es oft im Englischunterricht. Allgemein ist zu erwähnen, dass während meiner Schulzeit immer wieder funktionale, sowie auch formale Aspekte im Englischunterricht auftauchten.

Ein „guter Fremdsprachenlerner“ gestaltet für mich den Unterricht abwechslungsreich und an die Schülerschaft orientiert. Ein vielseitiger Methodeneinsatz ist wichtig, um die Sprache ganzheitlich zu fördern. Außerdem hat jede Schülerin und jeder Schüler andere Stärken und kann Vermitteltes unterschiedlich gut aufnehmen. Die einen lernen auditiv besser, die anderen visuell, andere müssen in ihrem Lernprozess selbstständig aktiv werden. Die Funktionalität der Sprache sollte die Lehrkraft gleich zu Beginn transportieren. So kann der Start für die neue Sprache auf Motivation aufgebaut werden. Eine Mischung aus funktionalen und formalen Aspekten ist meines Erachtens bedeutsam. Zwanghafte Leistungsabfragen finde ich demotivierend. Dies könnte zur Folge die Lustlosigkeit der Schülerinnen und Schüler mit sich bringen. Eventuell wird die neue Sprache nur noch als ´Pflicht´ gesehen. Als Lehrkraft ist es wichtig, Fehler zuzulassen und korrektives Feedback anzuwenden. Wenn jemand ständig erfährt, dass er etwas falsch macht, dann verliert er vielleicht das Vertrauen in sich. Möglicherweise könnte die Lehrkraft dadurch erreichen, dass eine Schülerin oder ein Schüler die neue Sprache komplett ablehnt und nur negative Erfahrungen mit ihr verknüpft.

In meinem POE gab es mehrere Kinder die einen Förderbedarf im Bereich der Wahrnehmung und Entwicklung hatten. Durch differenzierte Unterrichtsmaterialien konnte ich die Kinder zu neuen Unterrichtsthemen hinführen und mit ihnen arbeiten. Unterstützung benötigten sie eigentlich in jedem Unterrichtsfach. Ab und zu bin ich mir unsicher gewesen, ob bestimmte Materialien wirklich individuell auf das jeweilige Kind abgestimmt waren. Zwischendurch hatte ich auch den Eindruck, dass bestimmte Schülerinnen und Schüler einfach mit irgendwas beschäftigt sein sollten. Ich empfand diese Situation manchmal als unangenehm und nicht wirklich förderlich, bezogen auf die Unterrichtsziele und im Sinne der Inklusion. Schön wäre gewesen, wenn es vielfältigere Materialien gegeben hätte und die Lehrkräfte die Schülerinnen und Schüler mit einem Förderbedarf stärker in den Unterricht einbezogen hätten.

Bezogen auf den inklusiven Unterricht würde mich interessieren, welche verschiedenen Methoden es gibt, um eine heterogene Schülerschaft individuell fördern zu können, sodass es weder zur Unter- noch zur Überforderung kommt? Dabei wäre es ebenfalls für mich wichtig zu wissen, wie ich die Lernvoraussetzungen der Kinder am sinnvollsten ermitteln kann, um differenzierte Materialien anfertigen zu können.

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